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INTERVIEW/175: Großschlachtung - am Rande der Ausbeutung ...    Inge Bultschnieder im Gespräch (SB)


Interview am 9. Januar 2019 in Hamburg

Inge Bultschnieder lebt in Rheda-Wiedenbrück, einem Zentrum der deutschen Fleischindustrie. Neben ihrer Vollzeitarbeit als selbständige Bäckerin engagiert sie sich im Rahmen der Interessengemeinschaft WerkFAIRträge [1] für die Bewältigung sozialer Mißstände, unter denen die meist aus Rumänien, Bulgarien und Polen stammenden MigrantInnen leiden, die bei Werkvertragsfirmen angestellt sind und in der Stadt leben und arbeiten. Im Anschluß an eine Veranstaltung der Gewerkschaftslinken Hamburg [2], bei der sie über die Schwierigkeiten im Umgang mit den Unternehmen der Fleischbranche und die Situation der WerkvertragsarbeiterInnen berichtete, beantwortete sie dem Schattenblick einige Fragen zu ihrer persönlichen Motivation, aufgrund derer sie diese Probleme nicht einfach ignorieren kann.



Bei der Veranstaltung im Curio-Haus - Foto: © 2019 by Schattenblick

Inge Bultschnieder
Foto: © 2019 by Schattenblick

Schattenblick (SB): Inge, wie ist es überhaupt dazu gekommen, daß du dich in der Interessengemeinschaft WerkFAIRverträge engagierst?

Inge Bultschnieder (IB): Ich habe im Jahr 2013 im Krankenhaus bei uns in Wiedenbrück gelegen. Neben mir lag eine Werkvertragsarbeiterin, die offensichtlich total heruntergewirtschaftet war. Weil ich ein bißchen mazedonisch spreche, habe ich sie einfach gefragt, ob sie eine Fleischwerkerin in Rheda-Wiedenbrück sei. Sie hat sich sehr gefreut, daß ich sie in ihrer Sprache angesprochen habe, zugleich aber fürchterlich geweint und mir sprudelnd alles mögliche erzählt, was ich aber nicht verstanden habe. Dann haben wir die halbe Nacht mit Händen und Füßen versucht, uns zu verständigen, und alles, was ich heraushören konnte, war, daß sie große Angst hat und Hilfe braucht. Wir haben unsere Telefonnummern ausgetauscht, und ich habe ihr versprochen, daß ich ihr helfe. Später habe ich sie in ihrer Unterkunft besuchen können und von ihrem Schicksal erfahren. Sie hat mich dann auch in die Männerunterkünfte gebracht, und diese waren ebenso schrecklich wie ihre eigene.

SB: Du bist also über ihren Fall und aus dem ganz persönlichen Antrieb heraus, daß man so etwas nicht einfach akzeptieren und weggucken darf, zu deinem Engagement gekommen?

IB: Genau. Dadurch, daß ich einen Stand auf dem Wochenmarkt bei uns habe, hatte ich bereits zuvor gerüchteweise gehört, wie es in dem Fleischwerk zugehen soll. Als ich ihre Unterkunft betreten habe - ich werde das nie vergessen -, bin ich gleich wieder rausgelaufen und habe auf der Straße wirklich Rotz und Wasser geheult. Ich habe mir gedacht, das ist so peinlich, du mußt dich jetzt zusammenreißen und wieder reingehen. Selbst die Männer hatten, das konnte man sehen, echt Angst, weil jemand von außen, eine Deutsche, in ihre Unterkünfte kam. Sie haben die Zimmertüren hinter sich zugezogen, und es hat ganz lange gebraucht, bis sie mit an den Tisch gekommen sind und sich mit mir unterhalten haben. Das war richtig schrecklich.

Als ich dann später einen ARD-Bericht im Internet über Arbeiter beim Versandhändler Amazon las, entschied ich mich, einfach einen Kommentar dazu zu verfassen. Ich schrieb, was ihr hier berichtet, haben wir genauso bei uns im Fleischwerk in Rheda-Wiedenbrück, wenn nicht sogar schlimmer. Dann kriegte ich eine automatische Mail zurück: Sie müssen damit rechnen, nicht vor acht Wochen eine Antwort zu bekommen. Ehrlich gesagt habe ich in dem Moment gedacht: Ich habe das abgegeben und jetzt damit nichts mehr zu tun. Jetzt sollen die sich darum kümmern. Fertig. Auch habe ich nicht damit gerechnet, daß sie sich jemals bei mir melden. Doch einen Tag später haben sie bei mir angerufen und gefragt, was ist bei Ihnen los? Im ersten Moment war ich ein bißchen geschockt, aber dann habe ich ihnen alles erzählt. Daraufhin sagten sie zu mir: Sind Sie sich darüber im klaren, welche Konsequenzen das für Sie haben kann, wenn wir das im Fernsehen öffentlich machen? Meine Antwort lautete: Ja, ich denke, das weiß ich schon. Die vom ARD haben dann nochmal wirklich ganz akribisch Aufklärung betrieben, um mich nicht in etwas reinzureiten.

SB: Das ARD hat sich der Sache angenommen?

IB: Ja, die haben damals den ersten Dreh dazu gemacht. Unter "ARD Exklusiv - Deutschlands neue Slums" lief der Film im Fernsehen, und später konnte man ihn im Internet bei Youtube finden. In dem Beitrag wurde über die Zustände in Dortmund auf dem Arbeiterstraßenstrich und auch über die Zustände im Fleischwerk von Rheda-Wiedenbrück berichtet. Vielleicht war ich mir doch nicht ganz bewußt, was ich gemacht hatte, denn nach dieser Ausstrahlung platzte in Rheda-Wiedenbrück eine Bombe.

SB: Hatte der Film Konsequenzen für dich und die Betroffenen?

IB: Die Leute vom ARD sind ja nicht von heute auf morgen gekommen und haben das gedreht. Das Ganze hatte eine lange Geschichte. Die Frau war mittlerweile rausgeflogen. Ich habe sie von der Straße aufgenommen und sie und später auch ihren Mann bei mir zu Hause einquartiert. Nun war die Frau leider auch sehr krank. Das ARD-Team hat sich mit ihr auseinandergesetzt und sie darüber interviewt, was alles passiert war. Dann gab es halt diesen Beitrag dazu. Auch meine Kinder, überhaupt die ganze Familie war darin involviert und ist es bis heute immer noch, weil die Werkvertragsarbeiter zu mir nach Hause kommen. Bei mir am Tisch sitzen Männer, die zwei Meter groß und zwei Meter breit sind, und weinen. Das sind so Momente, wo du denkst, oh, was mache ich jetzt? Wenn sie dir dann erzählen, heute hat meine Tochter Geburtstag, sie wird drei Jahre alt, aber ich habe sie seit zwei Jahren nicht gesehen, weil sie die Kohle nicht haben, um zurückzufliegen, dann kannst du dich eigentlich nur hinsetzen und mitheulen, weil es dir so leid tut.

SB: Leistet die IG WerkFAIRträge Beratungsarbeit bei den Menschen, die Hilfe suchen oder anders mit euch in Kontakt kommen?

IB: Beratungsarbeit wäre in dem Sinne falsch, das wollten wir auch gar nicht anfangen, weil wir die Kompetenz gar nicht haben. Von Anfang an haben wir uns mit einem Ableger der Gewerkschaft, der Fairen Mobilität, zusammengeschlossen, weil die sich ausschließlich um Werkvertragsarbeiter in der Fleischindustrie kümmern. Die haben das Know-how und können beraten. Mit denen gemeinsam gibt es seit 2015 eine Beratungsstelle in Rheda-Wiedenbrück, zu der diese Berater einmal die Woche extra aus Dortmund herkommen - von morgens 10 Uhr bis nachmittags 16 Uhr. Sie beraten auch individuell, da erhält man tatsächlich fundiert Auskunft zu allen Problemlagen. Ich bin eher die Schlüsselstelle.

Mittlerweile kennt man mich und inzwischen habe ich auch ein bißchen mehr bulgarisch gelernt. Ich kann mich mit den Leuten unterhalten, sie wissen, wo ich wohne, kommen und erzählen mir von ihren Sorgen. Daß sie zu mir kommen und immer noch nichts von der Beratungsstelle wissen, zeigt eben ganz klar, wie isoliert sie sind. Wir wollen ja mit unserer Arbeit die Bevölkerung wachrütteln, guck dir an, wie dein Nachbar lebt, und mache etwas dagegen. Verbreite keine Gerüchte, sondern spreche die Leute an, sage ihnen, wo sie hingehen können, wenn sie Hilfe brauchen. Manchmal trauen sich insbesondere ältere Leute nicht, direkt auf den Werkvertragsarbeiter zuzugehen. Dann kommen sie zu mir auf den Wochenmarkt und sagen, Frau Bultschnieder, schauen sie mal in dem und dem Haus nach. Oder sie sagen, bei mir war einer an der Tür und hat gesagt, er wurde rausgeschmissen, dem habe ich Ihre Nummer gegeben. So muß das laufen. Die Menschen müssen wachgerüttelt werden, um diesen Leuten zu helfen, weil es sonst nicht ans Tageslicht kommt und ewig unter der Decke bleibt.

SB: Wäre es für dich nicht sinnvoll, dein Engagement auf politischer Ebene fortzusetzen?

IB: Wir haben im Juni eine Podiumsdiskussion angestrebt, zu der wir jemanden aus dem Büro von Günther Wallraff, aber auch kommunale Politiker eingeladen haben wie zum Beispiel Ralph Brinkhaus, der bei uns in Rheda-Wiedenbrück wohnt, CDU-Politiker im Bundestag und jetzt Fraktionsvorsitzender in Berlin ist. Seine Einladung stellte für uns so etwas wie einen größeren Durchbruch dar. Friedrich Straetmanns von der Linken war auch mit dabei. Bei uns in der Stadt war die CDU nicht gerade sensibilisiert für dieses Thema, im Grunde gar nicht, damit brauchte man keinem zu kommen, aber jetzt gibt es mit Herrn Brinkhaus, der in unsere Stadt gezogen ist und der das hautnah miterlebt, einen Ansprechpartner. Wir hatten ihn vor Jahren schon einmal darauf angesetzt, er ging dann auch mal ein paar Wohnungen anschauen, viel mehr passierte aber nicht. Jetzt ist er in den Kreis gezogen und stellt fest, daß es tatsächlich so ist, und nimmt die Probleme in die Hand. Er macht auch richtig Dampf.

Ich finde es richtig gut, daß das Problem jetzt auf einer höheren politischen Ebene angekommen ist. Wir hoffen natürlich, daß wir jetzt durch ihn im Bundestag ein bißchen mehr erreichen können. Derzeit planen wir ein Projekt mit Rainer Schmeltzer im Arbeitsministerium in Düsseldorf und erhoffen uns davon natürlich auch ganz viel. Ohne Politik drehen wir immer nur die kommunale Schraube. Klar ist das, was wir vor Ort machen, auch wichtig und gut, aber wenn wir die Chance haben, eine Stufe höher zu gehen, möchten wir natürlich gerne an der Politik ein bißchen mitschrauben.

SB: Für wie wichtig hältst du ein Engagement, das sich direkt im menschlichen Austausch bewegt und vielleicht auch in der Lage ist, so etwas wie solidarischen Widerstand gegen solche Zustände zu organisieren?

IB: Das finde ich superwichtig, und ich finde es auch total richtig, daß wir absolut unparteiisch sind. Wir gehören keiner Partei an. Natürlich haben Parteien versucht, für sich bei uns zu werben, und gesagt, Mensch, komm doch zu uns. Aber ich habe immer gesagt, Nein, ich gehe nicht zu euch, das hat gar nichts mit eurer Partei zu tun. Wenn ich einer Partei angehöre, muß ich mich an irgendwelche Regeln halten. So aber kann ich sagen, was ich möchte und persönlich für richtig halte. Ich bin ein freier Mensch, es sei denn, ich werde mal wieder verklagt. (lacht) Ich finde es ganz wichtig, daß es solche Bürgerinitiativen gibt, weil ich glaube, daß gerade die Werkvertragsarbeiter eher Vertrauen zu jemandem schöpfen, bei dem sie schnell die Erfahrung machen, daß er kein Geld dafür kriegt und überhaupt keine Vorteile dadurch hat, sondern einfach nur helfen will. So bin ich seit drei Jahren mit der rumänischen Mutter in Kontakt, die ihr Baby damals ausgesetzt hat. Sie sagt heute noch, ach, hätte ich dich doch nur eher kennengelernt. Manchmal denke ich selber, vielleicht wäre das dann nicht passiert.

SB: Könntest du ihren Fall einmal schildern?

IB: Sie ist nach Deutschland gekommen, ohne ein Wort deutsch zu sprechen, und wurde dann von einem anderen Werkvertragsarbeiter geschwängert, der dann behauptet hat, keine Kinder zeugen zu können, um sich aus der Affäre zu ziehen. Bis zum Tag der Geburt hat sie sich niemandem anvertraut, sie hat bis dahin kein Wort deutsch gelernt und in den beiden Zimmern, in denen sie mit sieben weiteren Frauen leben mußte, keinerlei Kontakte geknüpft, weil es meistens so ist, daß eine von diesen Frauen die Hierarchie übernimmt. Sie aber ist ein ganz ängstlicher Mensch, immer in der Furcht davor, irgendwie anzuecken, und hat sich total zurückgezogen, hatte wirklich keinen Menschen, mit dem sie hätte darüber sprechen können. Sie hat sich dann, so erklärt es der Psychologe, von ihrem Kind abgespalten, war gar der Meinung, nicht schwanger zu sein. Dann kommt plötzlich der Tag X, und sie merkt, hier stimmt etwas nicht. Sie hat mir hinterher ihre ganze Geschichte erzählt.

Jedenfalls rennt sie los in eine Tiefgarage, reißt sich die Hose runter und bringt ihr Baby zur Welt, womit sie nicht gerechnet hat, auch wenn man sich das gar nicht vorstellen kann. Das Kind schlägt auf den Boden auf, erleidet dabei einen Schädelbasisbruch, was sie in dem Moment aber nicht registriert hat. Sie ist völlig platt, weil sie jetzt da sitzt mit diesem Kind in den Armen und nicht weiß, was passieren soll. Sie bangt um ihren Job und rennt dann eine lange Zeit durch Gütersloh, um es dann in einem Gebüsch abzulegen und nach Hause zu gehen. Irgendwann später am Abend, als sie zu sich kam, wollte sie das Kind wiederholen, aber da war das Kind schon weg.

SB: Sie weiß nicht, was aus ihm geworden ist?

IB: Doch. Mitbewohnerinnen von ihr hatten schon vermutet, daß sie schwanger sein könnte. Als sie ihren völlig desaströsen Zustand nach der Geburt erkannten und in den Medien hörten, daß jemand ein Kind ausgesetzt hat, meldeten sie den Behörden, daß diese Frau ein Kind bekommen hat. Sie wurde dann verhört.

SB: Hat sie eine Strafanzeige bekommen?

IB: Ja, sie wurde auch verurteilt und sitzt für dreieinhalb Jahre im Gefängnis. Zum gleichen Zeitpunkt hat eine Frau in München ihr Kind ausgesetzt und dafür eine Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren bekommen. Michaela hat man aber unterstellt, daß sie ihr Kind umbringen wollte, weil sie es nicht versteckt hatte. Ja, darüber nachzudenken, ist jetzt müßig. So etwas darf sich nicht wiederholen, und deswegen finde ich es schon wichtig, daß solche Menschen auch bestraft werden, wobei aus meiner persönlichen Sicht das Strafmaß in diesem Fall sehr hoch ausfiel. Ich betreue sie weiterhin, sie ist jetzt Gottseidank mittlerweile im offenen Vollzug. Sie ist sehr religiös und verbringt jedes Wochenende bei mir. Jeden Sonntag ist sie in der Kirche. Sie würde sich natürlich nichts mehr wünschen, als ihr Baby zurückzubekommen, aber das wird nicht passieren. Es ist in einer Pflegefamilie, es ist gesund und es geht ihm gut.

SB: Worauf würdest du persönlich das Gewicht einer gesellschaftspolitischen Kritik verorten: im Spezifischen der Fleischproduktion oder in den Arbeitsverhältnissen insgesamt?

IB: Dadurch, daß wir vor Ort das Fleischwerk haben, ist es für mich schon ganz spezifisch die Fleischindustrie. Einer ihrer Vertreter sagte mir einmal am runden Tisch: Ja, Frau Bultschnieder, dann gucken sie mal in eine Autofabrik, da ist es auch nicht besser. Das ist mir durchaus bewußt, aber da muß ich ganz klar sagen: Ich kann ja nicht die Welt retten. Das Fleischwerk ist vor meiner Tür und betrifft mich ganz persönlich, da kann ich in meinem kleinen Rahmen schon etwas machen. Die Welt werde ich nicht retten, und deswegen hat die Fleischindustrie für mich die erste Priorität. Aber ich denke oft, man müßte anders ansetzen, man müßte in Rumänien oder Polen anfangen, nicht hier in Deutschland. Der Ansatz muß im jeweiligen Land liegen, aber dazu fehlen mir leider die Mittel.

SB: In der Fleischindustrie werden lebende Wesen verarbeitet. Du hast es mit Menschen zu tun, die dort ihren Lebensunterhalt erarbeiten. Inwiefern betrifft dich dieses Verhältnis von ihm Grunde genommen zwei Gruppen ausgebeuteter Lebewesen?

IB: Ich fange mal beim Menschen an, weil er mir tatsächlich wichtiger ist als das Schwein. Ich glaube, daß der Mensch, der da täglich soundsoviele Schweine abschlachtet, verroht. Dort findet wirklich eine Verrohung dieser Menschen statt. Hier bei uns in Rheda-Wiedenbrück ist es leider schon vorgekommen, daß in einer polnischen Unterkunft der eine den anderen abgestochen hat, weil sie ihre Schlachtermesser mit nach Hause nehmen. So etwas kann daraus resultieren. Das darf einfach nicht sein. 25.000 Schweine an einem Tag zu schlachten oder jetzt nach der Genehmigung über 30.000 ist einfach nur widerlich. Ich glaube, daß der Verbraucher sein Schweinesteak nicht mehr ißt und auch nicht mehr genießt, er frißt es, weil es ja so schön billig ist.

Aus Fernsehdokumentationen weiß man, wieviel Schweinefleisch tatsächlich in die Mülltonne kommt. Wir kaufen es in großen Mengen ein, weil es so billig ist, und den Rest, den wir nicht geschafft haben zu essen, schmeißen wir halt weg. Wenn man an den Anfang dieser Kette blickt, muß man sich natürlich fragen, wie diese Schweine gehalten werden. Das ist kein lebenswertes Leben. Ein Schwein wird heutzutage gerade einmal fünf bis sechs Monate alt.

Eine sehr gute Bekannte von mir züchtet Bentheimer Schweine, das ist eine alte, schwarzbunte Rasse. Sie baut auch das Futter selber an. Diese Schweine leben mindestens 13 Monate. So ein Schwein kostet natürlich dementsprechend. Ihre Kosten belaufen sich pro Tier etwa auf 365 Euro. Wenn man das umrechnet, könnte man sagen, sie bekommt ein Euro am Tag für die Pflege eines Schweins. Das kann eigentlich nicht zuviel sein, aber dann kommen wieder Leute und sagen, aber Frau Bultschnieder, das kann sich nun mal nicht jeder leisten und die Hartz-IV-Empfänger schon gar nicht. Wie soll das gehen, diese Leute wollen ja auch etwas essen. Richtig. Ich lebe getrennt, habe zwei Kinder und verdiene auch nicht das Blaue vom Himmel. Wir essen einmal in der Woche Fleisch. Auch schwerstarbeitende Menschen haben früher lediglich ihren Sonntagsbraten gehabt. Wenn ich einmal in der Woche Fleisch esse, dann kann ich mir auch vernünftiges Fleisch leisten. Diesen Mist aus der Massentierhaltung muß ich wirklich nicht essen.

SB: Inge, vielen Dank für das Gespräch.


Fußnoten:

[1] http://igwerkfairtraege.de/

[2] http://schattenblick.de/infopool/buerger/report/brrb0115.html
http://schattenblick.de/infopool/buerger/report/brrb0116.html

27. Januar 2019


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