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FLUCHT/015: Wiener Asyl - letztes Mittel (SB)


Flüchtlingsproteste in Wien - 1. Februar 2013

Der Hungerstreik geht weiter


Im Vordergrund sitzende Flüchtlinge mit Mikrophonen, hinter ihnen weitere stehend - Foto: © 2013 by Daniel Weber

Pressekonferenz hungerstreikender Flüchtlinge am 1. Februar 2013 in der Wiener Votivkirche
Foto: © 2013 by Daniel Weber

Vor zehn Tagen hatten die protestierenden Flüchtlinge, die sich seit Dezember vergangenen Jahres in der Wiener Votivkirche aufhalten, ihren Hungerstreik unterbrochen, um, wie sie sagten, ein Zeichen des guten Willens zu setzen. Ihr Wunsch hatte darin bestanden, daß die Regierung Österreichs einen Schritt auf sie zukäme und zumindest zu einem ernsten Gespräch über ihre Lage und ihre Forderungen bereit wäre.

Nun jedoch ist die 10-Tages-Frist verstrichen, ohne daß die Verantwortlichen in Wien ein solches Signal gesetzt hätten. Wie auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben wurde, die heute um 12 Uhr in der Votivkirche durchgeführt wurde, treten die Protestierenden von nun an wieder in den Hungerstreik. Journalisten gegenüber antwortete einer von ihnen auf die Frage, mit wem in der Regierung sie denn sprechen wollen würden, mit den Worten, es möge jemand "mit Herz" sein [1].

Seitens der Caritas wurde die Entscheidung der Protestierenden zur Fortsetzung des Hungerstreiks mit Bedauern aufgenommen. Die kirchliche Hilfsorganisation, die die Geflohenen in der Kirche betreut, hätte es lieber gesehen, wenn die Flüchtlinge die Kirche verlassen und ein ihnen seitens der Caritas schon vor Wochen angebotenes Quartier bezogen hätten.

Den Protestierenden geht es jedoch nach wie vor darum, ihren illegalen Aufenthaltsstatus zu beenden - wie auch den aller übrigen Geflohenen in Österreich, die denselben strengen Regularien unterliegen. Gegenüber der Caritas äußerten sie den Wunsch, daß die für die Votivkirche geltende Regelung, daß nicht mehr als fünf Besucher zur selben Zeit zu ihnen kommen dürfen, aufgehoben oder erweitert werde.

Ihre größte Sorge besteht jedoch darin, daß die Polizei sich zu einer Räumung entschließen, in die Kirche eindringen und sie wegbringen könnte. Rechtlich gesehen wäre dies nur auf Antrag der Kirche bzw. der Erzdiözese möglich, doch genau darin scheinen die hungerstreikenden Flüchtlinge das Problem zu sehen. Wenn sie geräumt werden würden, so sagte einer der Flüchtlinge, läge dies in der alleinigen Verantwortung von Kardinal Christoph Schönborn [1].

Im Vordergrund rund 40 Protestierende, im Hintergrund das Kirchenschiff der Votivkirche - Foto: © 2013 by Daniel Weber

Ein Schutzraum für verfolgte, drangsalierte und gefährdete Menschen - hält das kirchliche Versprechen?
Foto: © 2013 by Daniel Weber


Fußnote:
[1] http://derstandard.at/1358305381330/Fluechtlinge-in-Wiener-Votivkirche-wieder-im-Hungerstreik


1. Februar 2013