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KRIEG/050: Brandsatz Nahost - kein gleiches Recht für alle ... (Civaka Azad)


Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.

Pressemitteilung vom 08.10.14

Türkischer Staatsterror in Nordkurdistan (Türkei): Zehn Tote bei Anti-IS Protesten



In einer Vielzahl von Städten Nordkurdistans (Osttürkei) kam es am 07. Oktober zu Protesten gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" und ihre Unterstützung durch die AKP-Regierung. Die türkischen Sicherheitskräfte griffen überall die Proteste mit äußerster Brutalität an. Bei Angriffen durch die türkische Polizei, Mitglieder der radikalislamistischen Hüda-Par, AKP-Anhängern und Dorfschützern sind in verschiedenen Orten insgesamt sieben Demonstranten ums Leben gekommen.

Der türkische Innenminister erklärte im Laufe des Abends, dass die türkischen Sicherheitskräfte jede gewaltsame Aktion um ein Vielfaches vergelten werden.

Ein Toter in Wan (Van)

In Wan demonstrierten rund zehntausend Menschen gegen den IS Terror. Als die Demonstranten im Stadtzentrum einen Sitzstreik begannen, wurden sie von den türkischen Polizeikräften brutal angegriffen, woraufhin es zu schweren Ausschreitungen in der ganzen Stadt kam. Die Polizei schoss hierbei auch scharf auf die Demonstranten. Ein 55jähriger Demonstrant, der durch die Schüsse der Polizei verletzt wurde, erlag am späten Abend seinen Verletzungen.

In Gimgim (Varto) schießt die Polizei scharf auf die Demonstranten

In Gimgim haben Polizeikräfte das Feuer auf die Menschenmenge eröffnet, die wegen den Ereignissen in Kobanê bereits früh am Tag auf die Straße gegangen war. Ein Demonstrant wurde dadurch getötet. Aufgebracht durch diesen Vorfall setzten die Demonstranten daraufhin eine Vielzahl von staatlichen Einrichtungen in der Stadt in Brand.

In Misirc (Kurtalan, Provinz Siirt) ermorden Dorfschützer zwei Demonstranten

Bei den Protesten in Misirc eröffneten Dorfschützer, die der AKP nahestehen sollen, das Feuer auf die Demonstranten, wodurch elf Demonstranten verletzt wurden. Zwei der Verletzten erlagen später ihren Verletzungen im Krankenhaus.

Zwei Tote in Amed (Diyarbakir)

In der kurdischen Metropole Amed wurden die Proteste durch Anhänger der radikalislamistischen Hüda-Par angegriffen. Infolge der Auseinandersetzungen in der Stadt eröffnete eine Gruppe von Hüda-Par Mitgliedern das Feuer auf die Demonstranten. Dabei kam zunächst ein 55 jähriger Mann ums Leben, später erlag ein weiterer 19-Jährigen den Verletzungen, die er bei dem Angriff der Islamisten erlitten hatte. Nach diesem Angriff der Hüda-Par Mitglieder hat die kurdische Jugendbewegung YDG-H zur Vergeltung gegen die Islamisten aufgerufen. Es sind verschiedene Einrichtungen und Gebäude, die zur Hüda-Par oder ihr nahestehenden Organisationen gehören, angegriffen worden. Nach noch unbestätigten Informationen ist es bei den Auseinandersetzungen zwischen beiden Seiten wohl zu weiteren Toten gekommen.

Die Partei Hüda-Par gehört zur radikalislamistischen Hizbullah Organisation. Diese Organisation wurde in den 90er Jahren vom türkischen Staat mitaufgebaut und im Kampf gegen die kurdische Freiheitsbewegung als eine paramilitärische Miliz eingesetzt. Der Organisation wird eine Nähe zur IS nachgesagt. Sie sollte nicht mit der libanesischen Hisbollah verwechselt werden.

Drei Tote in der Provinz Mêrdîn (Mardin)

In Qoser demonstrierten tausende Menschen - trotz verhängter Ausgangssperre - gegen die IS und die AKP-Regierung. Während der Proteste eröffneten Unbekannte aus einem fahrenden Fahrzeug das Feuer auf die Demonstranten. Dabei wurde ein 22 Jahre alter Demonstrant getötet.

Zwei weitere Menschen wurden durch gezielte Schüsse eines Hüda-Par Verantwortlichen in der Stadt Kerboran (Dargeçit) ermordet.

Ein Toter in Elih (Batman)

Auch in Elih griffen in den späten Abendstunden Mitglieder von Hüda-Par Menschen an, die gegen den IS protestierten. Durch Schüsse, die aus dem Parteigebäude von Hüda-Par in Elih abgefeuert wurden, ist ein 22Jähriger getötet worden.


Auf der Homepage von Civaka Azad können über einen Newsticker die aktuellen Entwicklungen in Kobanê mitverfolgt werden:
http://civaka-azad.org/dringt-stadtzentrum-von-kobane-ein-newsticker/

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Quelle:
Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.
Bornheimer Landstraße 48, 60316 Frankfurt
Telefon: 069/84772084
E-Mail: info@civaka-azad.org
Internet: www.civaka-azad.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2014