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MELDUNG/013: Ärztliche Empfehlung zum Thema weibliche Genitalbeschneidung begrüßt


Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe gemeinsam mit
TERRE DES FEMMES und dem Arbeitskreis Frauengesundheit

Pressemitteilung vom 6. März 2012

TERRE DES FEMMES begrüßt ärztliche Empfehlung zum Thema
weibliche Genitalbeschneidung/weibliche Genitalverstümmelung


Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation gibt es weltweit 150 Millionen Mädchen und Frauen, die von weiblicher Genitalbeschneidung betroffen sind. Auch in Deutschland leben betroffene Frauen und gefährdete Mädchen. Beschneidungen der Schamlippen und der Klitoris mit traditionsgebundenem Hintergrund gelten in Deutschland als Körperverletzung und sind strafbewehrt. Frauen nach genitaler Beschneidung können unter Schwierigkeiten beim Wasserlassen leiden sowie unter Schmerzen bei der Menstruation, unter wiederkehrenden Infektionen, Zysten, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und erheblichen Schwierigkeiten bei der Geburt, oder weil sie durch den Eingriff selbst schwer traumatisiert wurden und brauchen dann ärztliche Betreuung und Beratung. Unter Frauenärztinnen und Frauenärzten gibt es einen großen Informationsbedarf zum Thema. Deshalb hat die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) für die Frauenärztinnen und Frauenärzte in Deutschland eine Empfehlung erarbeitet mit Hinweisen zum ärztlichen Umgang mit Frauen, die unter den Folgen einer Beschneidung leiden und ärztliche Hilfe benötigen.

Die Empfehlungen enthalten neben Informationen zu den gesundheitlichen Folgen von Genitalbeschneidung Hintergrundinformationen zur rechtlichen Lage in Deutschland. Sie weisen darauf hin, dass im Umgang mit den Frauen selbst der Begriff "Beschneidung" oder auf englisch "Female Genital Cutting" statt "Female Genital Mutilation" verwendet werden sollte, weil der Begriff "Verstümmelung" von vielen Frauen als verbale Verletzung und als ein weiterer Eingriff in die persönliche Integrität verstanden wird.

Die DGGG verurteilt jeden medizinisch nicht indizierten Eingriff und jede Verletzung am äußeren Genitale von Mädchen und jungen Frauen. Sie unterstützt alle nationalen und internationalen Maßnahmen und Aktivitäten, um diese Eingriff und diese Tradition in Deutschland und weltweit zurückzudrängen. Die AG Frauengesundheit in der Entwicklungszusammenarbeit, eine Untersektion der DGGG, hat bereits 2007 ausführliche Empfehlungen für den Umgang mit Betroffenen und die Prävention veröffentlicht.

TERRE DES FEMMES (TDF) und der Arbeitskreis Frauengesundheit (AKF) begrüßen die Empfehlungen in einem Kommentar und weisen darauf hin, dass das ärztliche Gespräch mit einer beschnittenen Frau auch der Prävention gefährdeter Mädchen dienen kann: TDF hat dazu unter dem Titel "Wir schützen unsere Töchter" eine Informationsbroschüre in Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch, Kiswaheli und Somali herausgegeben, die über www.frauenrechte.de erhältlich ist.


TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Mädchen und Frauen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, persönliche Beratung, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. TERRE DES FEMMES klärt auf, wo Mythen und Traditionen Frauen das Leben schwer machen, protestiert, wenn Rechte beschnitten werden und fordert eine lebenswerte Welt für alle Mädchen und Frauen - gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei! Unsere Schwerpunktthemen sind Häusliche Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung, Frauenhandel, Zwangsprostitution und soziale Rechte für Arbeiterinnen. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Berlin.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Sie fördert die Forschung und Wissenschaft in ihrem Fach und garantiert damit die ständige Erneuerung diagnostischer und therapeutischer Richtlinien und Empfehlungen. Die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft werden auf dem Deutschen Kongress für Gynäkologie und Geburtshilfe, der alle zwei Jahre stattfindet, vorgestellt und diskutiert.

Der Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft eV (AKF) ist ein bundesweit tätiger Verein. Im AKF haben sich vor allem Frauen und Verbände zusammengeschlossen, die im Bereich Frauengesundheit arbeiten oder sich im Bereich der Selbsthilfe und Beratung engagieren. Das Anliegen dieser Frauen ist es, aus den verschiedenen Disziplinen Erfahrungen und Forschungsergebnisse zusammenzutragen, die aktuellen Entwicklungen im Bereich Frauengesundheit kritisch zu begleiten, auf frauenrelevante Fehlentwicklungen in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft nachdrücklich hinzuweisen und Frauen besser über ihren Körper und dessen mögliche Erkrankungen, aber auch über seelisch und sozial krankmachende Faktoren zu informieren und die eigene Kompetenz zu stärken. Der AKF besteht seit November 1993 und ist als gemeinnützig anerkannt.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 6. März 2012
Bundesgeschäftsstelle TERRE DES FEMMES e. V.
Brunnenstr. 128, 13355 Berlin
Telefon: 030 40504699-0, Fax: 030 40504699-99
E-Mail: info@frauenrechte.de
Internet: www.frauenrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2012