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PROJEKT/190: Im Portrait - Maja Badke, Fixpunkt e.V., Berlin


die zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2008

Arbeit an der Basis
Im Portrait: Maja Badke, Fixpunkt e.V., Berlin

Von Athanasios Melissis


"Allein schon den Bus zu lenken", erzählt Maja Badke, "ist manchmal körperliche Schwerstarbeit. Und wenn man im Winter drinsitzt und ständig macht jemand das Fenster auf, um Spritzen zu tauschen - dann wundere ich mich, dass ich nicht öfters krank bin." An zwei bis drei Tagen in der Woche fährt die Sozialarbeiterin den umgebauten Campingbus des Vereins Fixpunkt e.V. hinter den Bahnhof Zoo. Im sogenannten "Präventionsmobil" beraten die Fixpunkt-Mitarbeiter Drogenabhängige, beispielsweise wie man sich vor HIV/Aids oder Hepatitis schützt, tauschen gebrauchte Spritzen aus und stehen den Busbesuchern in allen Lebenslagen zur Seite. Der Bedarf für das Angebot ist da: Die Zahl der Drogenabhängigen in Berlin wird auf 8.000 bis 10.000 geschätzt.

Bevor Maja Badke zu Fixpunkt kam, machte sie Einzelfallbetreuung für obdachlose Minderjährige. Das sei psychisch sehr anstrengend gewesen. Auch ihre jetzige Tätigkeit bringt Situationen mit sich, die ihr nahe gehen. "Die Arbeit ist oft sehr hart. Umso wichtiger ist es, dass man zu den Klienten immer eine professionelle Distanz hat", so die 33-Jährige. "Und dass man sich mit den Kollegen austauscht. Wir haben ein tolles Team, das sehr viel auffängt."


Kaum Routine

Routine gibt es wenig in ihrem Arbeitsalltag. Als diplomierte Gesundheitswirtin hat Maja Badke auch Kenntnisse in Planung und Organisation, die für ihre Arbeit wichtig sind. "Büroarbeit gehört nun mal dazu", erzählt sie. "Aber die Arbeit an der Basis lag mir schon immer mehr." Neben der Beratung im Bus macht sie Sozialarbeit an Treffpunkten der Szene, und sie ist Ansprechpartnerin für die "Peers" (englisch Gleichgesinnte). Das sind fünf junge Erwachsene aus der Drogen- und Obdachlosenszene, die in die Beratungsarbeit von Fixpunkt eingebunden sind. Als Gegenleistung unterstützt der Verein die Peers, wenn sie Auswege aus der Obdachlosigkeit suchen oder eine Therapie angehen. Die Peers genießen bei den Busbesuchern eine hohe Akzeptanz.

Sie bereiten Info-Aktionen vor, die am Bus stattfinden, beispielsweise darüber, wie man sich mit Hygiene vor Infektionen schützen kann. "Unsere Aktionstage erfordern intensive Vorbereitung", erzählt Maja Badke. "Wir müssen die Inhalte besprechen, Plakate malen und Flugblätter texten. Aber wenn die Aktion dann gelungen ist und wir viele Klienten erreicht haben, dann ist das ein schönes Gefühl. Doch die Erfolgserlebnisse sind oft eher klein", räumt sie ein. "Wir sind manchmal schon froh, wenn ein bestimmter Klient wieder bei uns auftaucht. Das heißt, dass er zumindest nicht im Krankenhaus oder im Gefängnis ist." Dennoch möchte Maja Badke nichts anderes machen. Die Arbeit sei abwechslungsreich, und man lerne ständig dazu. "Das Lernen ist mir besonders wichtig. Ich könnte mir auch gut vorstellen, noch eine therapeutische Ausbildung zu machen, in Sucht- oder auch Familientherapie. Das wäre noch eine ideale Ergänzung für meine Arbeit."


terre des hommes und der Volkswagen-Konzernbetriebsrat unterstützen Fixpunkt e.V. mit 75.000 Euro aus der Aktion "Eine Stunde für die Zukunft", Fixpunkt e.V. ist Mitglied im Bündnis für Straßenkindern in Deutschland.


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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2008, S. 6
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Januar 2009