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MARKT/156: Milcherzeuger fordern gesetzlichen Rahmen für reguläres Kriseninstrument (EMB)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 19. Januar 2017

Die Milchkrise ist noch lange nicht vorbei -
Es gibt noch viel zu tun, bis wir einen stabilen Milchmarkt haben!

Europäische Milcherzeuger fordern gesetzlichen Rahmen für reguläres Kriseninstrument


Berlin/ Brüssel, 19. Januar 2017: Milchseen, Butterberge,... und nun ein Milchpulvermassiv! Die EU-Kommission möchte in den nächsten Monaten 400.000 Tonnen Magermilchpulver aus der Intervention auf den Markt bringen. Für die stark angeschlagenen Milchviehbetriebe stellt der Milchpulververkauf ein bedrohliches Szenario dar.

"Die Situation wird für viele Erzeuger immer mehr zur Existenzfrage", mahnt Sieta van Keimpema, niederländische Milchbäuerin und stellvertretende Vorsitzende des European Milk Board (EMB). "Aktuell steigen die Milchpreise über 30 Cent, aber bei Produktionskosten von 45 bis 50 Cent pro kg Milch fahren wir dennoch tagtäglich Verluste ein. Europas Milchviehhalter zahlen jeden Monat drauf, anstatt von ihrer Arbeit leben zu können!" In Belgien stehen beispielsweise einem Milchpreis von 29 Cent Kosten in Höhe von 46 Cent gegenüber. Und auch in Deutschland können die Kosten von 45 Cent mit einem Preis von 33 Cent/ kg Milch nicht gedeckt werden. Das Milchpulver, das nun von der EU-Kommission in Umlauf gebracht wird, bedroht das erforderliche weitere Ansteigen der Preise auf ein kostendeckendes Niveau, so van Keimpema.

Milcherzeuger brauchen ein reguläres Kriseninstrument

Die EU-Kommission hatte mit dem Milchmengenreduzierungsprogramm die dringend notwendige Erholung der Milchpreise in die Wege geleitet. Ein wichtiger Schritt, der in der aktuellen Krise erstmalig am Problem der Übermengen ansetzte. Als konsequenter nächster Schritt muss jetzt ein nachhaltiges Kriseninstrument installiert werden. Der belgische Milchbauer Erwin Schöpges, Vorstandsmitglied des EMB, fordert ein rechtlich verbindliches Kriseninstrument, um den Markt zu stabilisieren. "Die Intervention löst die Probleme des Milchmarktes nicht, sondern verschiebt sie lediglich. Wir Milchbauern kriegen jetzt mit den Milchpulverbergen die Rechnung präsentiert."

Schöpges verweist auf das Marktverantwortungsprogramm (MVP) des EMB, das es ermöglicht, Übermengen zu vermeiden. Auch hier kommt u. a. ein freiwilliger Lieferverzicht zur Anwendung, um die Milchmenge in Krisenzeiten zu steuern. Vorteil ist, dass zudem der im MVP enthaltene Beobachtungsmechanismus dafür sorgt, dass Maßnahmen zeitnah eingesetzt werden. So werden Marktinstabilitäten nicht zu großen Krisen anwachsen können.

Auch wenn sein Einsatz viel früher hätte erfolgen müssen, letztlich hat die EU-Kommission den freiwilligen Lieferverzicht - eine langjährige Forderung des EMB - doch noch erfolgreich umgesetzt. Mit dem EMB-Krisenkonzept MVP haben die Politiker nun ein Instrument in der Hand, das den Sektor nachhaltig stabilisieren und ihm schmerzhafte Krisen ersparen kann. "Der Weg aus der Krise geht nur über ein gesetzlich vorgeschriebenes Kriseninstrument!" appelliert Schöpges eindringlich.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 19. Januar 2017
EMB asbl - European Milk Board
Rue du Commerce 124, bte 4, 1000 Brussels
Telefon: +32 (0)2 808 1935, Fax: +32 (0)2 808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Januar 2017

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