Schattenblick →INFOPOOL →EUROPOOL → WIRTSCHAFT

AGRAR/1285: Landwirte auf Konfrontationskurs mit EU-Handelskommissar (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 17. Juli 2008

Landwirte gehen auf Konfrontationskurs mit EU-Handelskommissar

WTO beruft Ministerrunde ein


Die europäischen Bauern- und Genossenschaftsverbände COPA/COGECA äußerten harte Kritik an der Politik von EU-Kommissar Peter Mandelson in den WTO-Handelsgesprächen. "Es ist einfach nicht zu begreifen, wie EU-Kommissar Mandelson während einer weltweiten Ernährungskrise auf eine Handelsvereinbarung drängen kann, welche für die europäischen Verbraucher eine noch größere Abhängigkeit von Importen bei ihrer Versorgung mit Grundnahrungsmitteln bedeuten wird", sagte Jean-Michel Lemétayer, Präsident des europäischen Bauernverbands COPA, am Vorabend einer wichtigen Tagung der EU-Minister, wo die jüngsten Vorschläge in den WTO-Handelsgesprächen zur Diskussion standen. Die europäischen Landwirte hätten faire, multilaterale Handelsregeln immer unterstützt. Aber sogar im besten Fall werde ein Abkommen Verluste für den Agrarsektor in Höhe von jährlich 30 Milliarden Euro bedeuten. Hinzu kämen noch die gravierenden Auswirkungen auf die Ernährungswirtschaft und der Verlust von Arbeitsplätzen. Es sei damit zu rechnen, dass insgesamt mindestens eine halbe Million Arbeitsplätze verloren gehen.

Auch der Deutsche Bauernverband (DBV) hat die Bundesregierung mehrfach in Gesprächen aufgefordert, keinem unausgewogenen WTO-Abschluss zuzustimmen, der einseitig Interessen der europäischen Landwirtschaft preisgibt. Mit der EU-Agrarreform von 2003 seien bereits weitgehende Vorleistungen für einen erfolgreichen Abschluss der WTO-Verhandlungen erbracht worden. Die deutschen Bauern vertrauten auf die Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Deutschen Bauerntag in Berlin, erklärte der DBV. Dort hatte die Kanzlerin gesagt: "Es muss und es wird nur eine Zustimmung der Bundesregierung geben, wenn wir ein faires, ausgeglichenes Angebot bekommen, auf jeden Fall nicht auf dem Rücken der deutschen Landwirtschaft." Die europäische Landwirtschaft habe bereits ihren Beitrag zum freien Welthandel geleistet. Merkel kritisierte, dass sich einige Staaten - auch wirtschaftlich aufstrebende Schwellenländer - bei den Verhandlungen über Industriezölle "Pfründe" sichern wollten.

Die europäischen Bauern- und Genossenschaftsverbände COPA und COGECA haben eine Erklärung verfasst, in der die irrigen Äußerungen von Kommissar Mandelson wie "Das Scheitern der Verhandlungen würde zu mehr Protektionismus führen", "Die größten Verlierer wären die ärmsten Länder" oder "Ein Scheitern wäre auch ein Verlust für die EU" widerlegt werden.

Das Papier steht im Internet unter www.copa-cogeca.be/img/user/File/declaration 4649/dec4649-1d.pdf zum Downloaden bereit.


*


Quelle:
Pressemitteilung vom 17. Juli 2008
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juli 2008