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AGRAR/1476: Kappung der Direktzahlungen - Ostdeutsche Großbetriebe wären kaum betroffen (idw)


Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa - 14.12.2011

Kappung der Direktzahlungen: Ostdeutsche Großbetriebe wären kaum betroffen

• IAMO-Wissenschaftler simulieren Auswirkungen der Vorschläge der EU-Kommission zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013
• IAMO Policy Brief 5 präsentiert Ergebnisse


Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, die Direktzahlungen an landwirtschaftliche Betriebe im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union nach 2013 ab einer bestimmten Höhe zu kürzen bzw. vollständig zu kappen. Die Einführung einer solchen Kappung ist jedoch heftig umstritten. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) haben Simulationsrechnungen für die Region Altmark im Norden Sachsen-Anhalts durchgeführt, die die Auswirkungen einer solchen Reform exemplarisch veranschaulichen. Die wichtigsten Ergebnisse sind im soeben erschienenen IAMO Policy Brief 5 zusammengefasst.

"Die Untersuchungsregion ist ähnlich wie ganz Ostdeutschland von großen landwirtschaftlichen Betrieben geprägt. Dennoch wären unseren Berechnungen zufolge wenige Betriebe überhaupt von einer Kappung betroffen", erläutert Christoph Sahrbacher, einer der Verfasser. Grund dafür sei, dass zum einen laut des Kommissionsvorschlages lediglich eine Basisprämie von 70 % der bisherigen Direktzahlungen für die Kappung angerechnet wird und zum anderen die Betriebe vor der Kürzungsberechnung noch Lohnkosten und Sozialversicherungsausgaben geltend machen können. Insgesamt sei in der Untersuchungsregion eine Kürzung der Prämienzahlungen von unter einem halben Prozent zu erwarten.

Gleichwohl hätte eine solche Reform für betroffene Betriebe durchaus deutliche Auswirkungen: Sie würden in ihrem Wachstum gehemmt und engagierten sich zur Vermeidung der Kürzungen verstärkt in arbeitsintensiven Produktionsverfahren wie der Tierhaltung. Beides führe längerfristig zu gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrtsverlusten und Verzerrungen auf den Märkten. Das Argument, eine Kappung stütze kleinere Betriebe, möchten die Wissenschaftler nicht gelten lassen. In ihren Simulationen ergeben sich für diese Betriebe nur minimale positive Entwicklungs- und Einkommenseffekte.

IAMO Policy Brief 5 mit dem Titel "GAP-Reformvorschläge der EU-Kommission: Was sind die Auswirkungen einer Kappung der Direktzahlungen?" steht auf www.iamo.de, der Homepage des IAMO, allen Interessierten zum Download zur Verfügung.

In der Publikationsreihe IAMO Policy Brief werden in loser Folge gesellschaftlich relevante Forschungsergebnisse des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) kurz und allgemeinverständlich aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zielgruppe sind insbesondere Politiker und Medienvertreter, aber auch interessierte Laien.

Über das IAMO
Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel-und Osteuropa (IAMO) ist eine international anerkannte Forschungsreinrichtung. Mit über 60 Wissenschaftlern und in Kooperation mit anderen renommierten Instituten widmet es sich wichtigen Fragen der Agrar- und Ernährungswirtschaft und der ländlichen Räume. Hauptuntersuchungsregionen sind Mittel- und Osteuropa sowie Zentral- und Ostasien. Seit seiner Gründung 1994 gehört das IAMO als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft an.

Weitere Informationen unter:
http://www.iamo.de/dok/IAMOPolicyBrief5.pdf
- IAMO Policy Brief 5 "GAP-Reformvorschläge der EU-Kommission:
Was sind die Auswirkungen einer Kappung der Direktzahlungen?" zum Download

http://www.iamo.de
- Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution418


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa,
Rebekka Honeit, 14.12.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2011