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FORSCHUNG/357: eCUTE oder - Fremde Kulturen in virtuellen Welten verstehen lernen (idw)


Universität Augsburg - 28.11.2010

eCUTE oder: Fremde Kulturen in virtuellen Welten verstehen lernen

Informatiker, Psychologen, Mediengestalter und Kulturwissenschaftler aus vier europäischen Ländern und aus Japan erarbeiten im Rahmen eines EU-geförderten Großprojekts gemeinsam eine neue computerbasierte Lernumgebung. Der Augsburger Lehrstuhl für Human Centered Multimedia zeichnet für die Entwicklung der Interaktionstechniken verantwortlich.


Augsburg/EA/KPP - Im Europa des 21. Jahrhunderts ist es zur Regel geworden, dass im alltäglichen Leben und bei der Arbeit unterschiedlichste kulturelle, ethnische und religiöse Gruppen aufeinandertreffen. Dass dieses Zusammenleben nicht immer reibungslos funktioniert, ist nicht verwunderlich. Kulturelle Unterschiede können zu sozialem Stress und zu Konflikten führen. Eine computerbasierte Lernumgebung, die Kindern und Jugendlichen hilft, Verständnis für andere Kulturen zu entwickeln, ist das Ziel des EU-geförderten internationalen Großprojekts "Education in Cultural Understanding, Technology Enhanced" (eCUTE). Das Team der Augsburger Informatikerin Prof. Dr. Elisabeth André entwickelt die Interaktiontechniken für die angestrebten Lernumgebung, die auch in Schulen Anwendung finden soll.


Virtuelle Rollenspiele mit künstlichen Kulturen

"Im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten internationalen Forschungsverbunds eCUTE arbeiten wir mit Kolleginnen und Kollegen aus vier europäischen Ländern und aus Japan an einer computerbasierten Lern- und Spielumgebung, die Kindern und jungen Erwachsenen helfen soll, andere Kulturen verstehen zu lernen", erläutert André. Hierzu werden virtuelle, von fremdartigen Kulturen bevölkerte Welten geschaffen. Das Team an Andrés Augsburger Lehrstuhl für Human Centered Multimedia zeichnet für die Enwicklung der Interaktionstechniken verantwortlich, durch die die Spieler mit den Bewohnern dieser von fremdartigen Kulturen bevölkerten virtuellen Welten in Kontakt treten und interagieren können.


Kulturverständnis als Lernziel

Anhand von Rollenspielen erfahren Kinder und junge Erwachsene auf spielerische Art und Weise mehr über die Bewohner dieser virtuellen Welten und deren kulturelle Eigenarten. Sie können unterschiedliche Kommunikations- und Konfliktlösungsstrategien ausprobieren, ohne das Risiko einzugehen, einen echten Menschen zu kränken. "Beim Spielen in dieser Lernumgebung, deren Einsatz auch an Schulen geplant ist, werden die Kinder merken, dass 'anders sein' nicht gleichbedeutend mit 'schlecht sein' ist", so André. Beim gemeinsamen Lernen mit Freunden in einem durch Computerspiele inspirierten Szenario werde zudem eine nachhaltig offene und positive Einstellung gegenüber fremden Kulturen vermittelt werden.


Langjährige Erfahrung im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion

Um Kinder und Jugendliche für die neue Lernsoftware zu begeistern, kommen Interaktionsgeräte zum Einsatz, die sich bei der anvisierten Zielgruppe großer Beliebtheit erfreuen. So können Spieler beispielsweise mit einem Wii Balance Board durch eine virtuelle Welt steuern oder über ein iPad mit deren Bewohnern kommunizieren. Arme, Beine, Hände und Füße einbeziehende Ganzkörperinteraktionen mit den Bewohnern der virtuellen Welten werden von einem Kamerasystem aufgezeichnet und analysiert. Bei der Interpretation des nichtverbalen Verhaltens kann das Informatikerteam aus Augsburg auf langjährige Erfahrung im Bereich computerbasierter Rollenspiele zurückgreifen, die im Rahmen des ebenfalls von der EU geförderten Projekts eCIRCUS (http://www.e-circus.org/) und des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts CUBE-G (http://www.hcm-lab.de/projects/cube-g/) gewonnen wurde.


Interdisziplinäres Forschungsprojekt mit europäischen und japanischen Experten

An dem interdisziplinären Forschungsvorhaben eCUTE wirken Informatiker, Psychologen, Mediengestalter und Kulturwissenschaftler aus vier europäischen Ländern und aus Japan mit. Koordiniert wird das Projekt von Prof. Dr. Ruth Aylett an der Heriot-Watt University in Edinburgh. Beteiligt sind neben der Universität Augsburg die Jacobs University (Prof. Dr. Arvid Kappas) als zweite deutsche Universität, weiterhin die University of Sunderland (Großbritannien), die Wageningen University (Niederlande), das Forschungsinstitut INESC-ID in Lissabon sowie in Japan die Kyoto University und die Seikei University.

Weitere Informationen unter:
http://www.ecute.eu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution58


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 28.11.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2010