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BERICHT/124: Amerika kommt aus Freiburg (Freiburger Uni-Magazin)


Freiburger Uni-Magazin - 2/April 2007

Amerika kommt aus Freiburg
Freiburger Kartograph Waldseemüller als Namensgeber

Von Silvia Cavallucci


"America" - das Wort hat sich eingeprägt. Man spricht gemeinhin nicht von den "Vereinigten Staaten", sondern einfach nur von "Amerika" und den "Amerikanern". Doch woher kommt diese Bezeichnung? Nur die wenigsten wissen, dass der Begriff "America" erst durch das Werk eines Freiburgers in die ganze Welt verbreitet wurde: Der Student und Magister Martin Waldseemüller hat im Jahr 1507 eine bedeutende Weltkarte herausgegeben. Dort hat er fälschlicherweise die Entdeckung des neuen Kontinents dem Seefahrer Amerigo Vespucci zugeschrieben und dementsprechend dem neuen Kontinent den Namen "America" gegeben.


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Martin Waldseemüller wurde zwischen 1470 und 1475 wahrscheinlich in Wolfenweiler bei Freiburg geboren. Später lebte er mit seiner Familie in Freiburg. An der Stelle seines Elternhauses, dem Haus "Zum Hechtkopf" in der Löwenstraße, steht heute das Kollegiengebäude III der Albert-Ludwigs-Universität. Für den jungen Studenten Waldseemüller waren es damals nur wenige Schritte zu den Lehrgebäuden der Universität in der Stadtmitte. Nach seinem Freiburger Studium ging Waldseemüller an das Gymnasium Vosagense von St. Diè im Elsass. Dort war er als Kartograph an der Neuausgabe der Weltkarte des Ptolemäus beteiligt und zeichnete die Karte zu diesem umfassenden Werk. Waldseemüller war der Erste, der Amerika, den damals unbekannten Kontinent, auf einer Weltkarte abbildete. "Das war zu dieser Zeit eine Revolution", sagt Rudolf Dreier, Leiter der Pressestelle, der sich eingehend mit dem berühmten Kartographen beschäftigte. Am 25. April 1507 erschien ein Teil des geplanten Gesamtwerks mit einer Weltkarte mit zwölf Holzschnitten. Dazu kamen zwölf Globusstreifen zum Aufkleben auf eine Kugel und eine Begleitschrift mit dem Titel "Cosmographiae Introductio", in der die Namensgebung "America" erläutert wurde. Ein Exemplar dieser Begleitschrift liegt heute in der Universitätsbibliothek der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Die Kartenblätter und ein Exemplar der Globusstreifen wurden Ende des 19. Jahrhunderts wieder entdeckt. Die Karte wurde jahrelang in der Fürstlich Waldburg-Wolfeggschen Bibliothek auf Schloss Wolfegg in Leutkirch/Baden-Württemberg aufbewahrt. "Das Original hat die Bundesregierung dann leider 2001 an die USA verkauft", bedauert Dreier. Denn die Karte Waldseemüllers war einzigartig. Noch ein paar hundert Jahre später lobte Alexander von Humboldt sie wegen ihrer Genauigkeit. Wer die Karte im Original sehen möchte, muss nach Washington: Dort soll sie ab Herbst 2007 in der US-Kongressbibliothek ausgestellt werden.

Waldseemüller wollte Namen revidieren

Waldseemüllers Karten fanden durch Raubkopien eine ungeheure Verbreitung - und mit ihnen der Name "America". Vergeblich versuchte Waldseemüller später, diesen Namen zu revidieren. In seinem größten Kartenwerk von 1513 taucht "America" nicht mehr auf. Seine Bemühungen waren vergeblich: "America" war längst in aller Munde und als allgemein anerkannter Begriff in den Sprachschatz eingegangen. Und damit Freiburg in Amerika bekannter wird, hat sich die Universität den Slogan "Amerika kommt aus Freiburg" einfallen lassen. "Im Inland ist die Universität schon eine Marke, im Ausland ist sie noch zu wenig bekannt. Waldseemüller können wir nutzen, um in den USA auf uns aufmerksam zu machen", sagt Dreier.

Info: Amerika-Broschüre als PDF im Internet:
http://www.pr.uni-freiburg.de/publikationen/flyerbroschplak/america.pdf


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Quelle:
Freiburger Uni-Magazin Nr. 2/April 2007, Seite 8-9
Herausgeber: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg,
der Rektor, Prof. Dr. Wolfgang Jäger
Redaktion: Dr. Thomas Nesseler (verantwortlich)
Kommunikation und Presse
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juli 2007