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FUNDSTÄTTEN/076: Die östlichsten Siedlungen der frühen Bandkeramik (idw)


Universität Regensburg - 02.12.2015

Die östlichsten Siedlungen der frühen Bandkeramik: Ausgrabungen von Regensburger Forschern


Foto: © Prof. Dr. Thomas Saile

Mežirìč (Ukraine): Kloster Mežirìč von Süden mit Lage der frühbandkeramischen Siedlung im Vordergrund, vor dem Hauptzugang zur Klosteranlage (Westen).
Foto: © Prof. Dr. Thomas Saile

Die Bandkeramik bzw. bandkeramische Kultur ist die erste auf Ackerbau und Viehzucht basierende Kultur der Jungsteinzeit mit Verbreitungsgebieten in ganz Mitteleuropa. Forscher der Universität Regensburg haben nun durch Grabungen zwei weitere Siedlungsorte in der nordwestlichen Ukraine nachweisen können. Damit verschiebt sich die Grenze des bekannten Siedlungsraumes weiter nach Osten. Die Entdeckung der Forscher um Prof. Dr. Thomas Saile (Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte) und Dr. Maciej Debiec wird in der Prähistorischen Zeitschrift erscheinen.

Der Verbreitungsraum der Bandkeramik erstreckt sich von den heutigen Städten Paris bis Odessa und von Stettin bis Budapest. In diesem altneolithischen Kulturraum der 2. Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr. hat sich ein kleinteiliges Mosaik aus vergleichsweise gut erforschten Regionen und tendenziell eher weniger intensiv erkundeten Landschaften herausgebildet. Die Erforschung der Ostausbreitung der LBK spielte bislang eine eher untergeordnete Rolle. Als östlichste bekannte Siedlung der frühen Bandkeramik galt eine Fundstelle am südlichen Stadtrand von Rìvne in der westlichen Ukraine.

Das Regensburger Forscherteam um Saile und Debiec entdeckten nun im Rahmen von Grabungsarbeiten Siedlungen bei Mežirìčund Josipìvka in Wolhynien in der nordwestlichen Ukraine. Der Fund aus der frühen Bandkeramik ist überraschend. Bislang konnte erst für die spätere Bandkeramik in besser beobachteten Gebieten Wolhyniens ein dichtes und an kleineren Wasserläufen orientiertes Siedlungsnetz nachgewiesen werden.

Die Forscher sind sich sicher: Viel weiter nach Osten dürfte sich die frühe Bandkeramik trotz günstiger Bodenfaktoren nicht ausgebreitet haben. Eine für bandkeramische Bedürfnisse insgesamt negative naturräumliche Gesamtsituation scheint eine erfolgreiche Besiedlung weiterer Räume im Osten verhindert zu haben. Die zunehmend kontinentale Prägung des Klimas mit größerer Trockenheit und Kälte sowie dem dadurch bedingten Waldrückgang waren einschränkende Faktoren für die Expansion bandkeramischer Waldbauern nach Osten.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution87

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 02.12.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2015

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