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MELDUNG/124: Umbrüche in die Gegenwart - Neue Ausgabe der Zeitschrift "Zeithistorische Forschungen" (idw)


Zentrum für Zeithistorische Forschung - 12.03.2012

Umbrüche in die Gegenwart - Neue Ausgabe der Zeitschrift "Zeithistorische Forschungen" erschienen


Die Analyse der sozialen und wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Veränderungen seit den 1970er-Jahren ist bislang eher ein Forschungsfeld der Sozialwissenschaften als der Geschichtsschreibung gewesen. Neuerdings aber finden die Umbrüche in der Ära "nach dem Boom" auch das verstärkte Interesse der Historikerinnen und Historiker: Welche markanten Ereignisse, Zäsuren und längerfristigen Trends lassen sich ausmachen - etwa in der Umwelt- und Energiepolitik? Wie wurden sie von den Zeitgenossen jeweils wahrgenommen und gedeutet? Und wie beurteilt die Geschichtswissenschaft die Entwicklungen, die Akteure und ihre Entscheidungen aus heutiger Sicht?

Im aktuellen Heft (1/2012) der Zeitschrift "Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History", die am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam herausgegeben wird, geht Frank Bösch diesen Fragen nach. Er zeichnet neue Interpretationslinien für die Geschichte der Gegenwart, indem er den Akzent auf Ereignisse und Krisenphänomene legt, die sich im Jahr 1979 verdichteten: der Reaktorunfall von Harrisburg in den USA, der Regierungsantritt Thatchers in Großbritannien, die Revolution im Iran, die (zweite) globale Ölkrise und andere mehr. Das auf den ersten Blick zufällige Zusammentreffen solcher Ereignisse prägte neue Wahrnehmungs- und Handlungsmuster, die bis in die Gegenwart reichen.

Dazu passt die Rubrik "Debatte" des Hefts: Joachim Radkau, einer der Begründer der Umweltgeschichtsschreibung in Deutschland, äußert sich im Gespräch mit Melanie Arndt zum Stand und den Perspektiven dieser Forschungsrichtung. Weitere Autorinnen und Autoren beschäftigen sich mit der Umweltzeitgeschichte Ost(mittel)europas und Chinas sowie mit der Klimageschichte des 19./20. Jahrhunderts. In der Rubrik "Neu gelesen" erinnert Christof Mauch an Rachel Carsons umwelthistorischen Klassiker "Silent Spring", der vor 50 Jahren erstmals erschien.

Besonders gegenwartsnah ist ein Beitrag von Eliane Ursula Ettmüller, die die Bedeutung von Karikaturen im Kontext der ägyptischen Protestbewegung von 2011 untersucht und dabei zugleich auf die weiter zurückreichenden Traditionen dieses Mediums eingeht. Mit Bildmedien als oftmals umkämpftem Teil der Massenkultur befasst sich auch Stefanie Middendorf; sie schildert, wie französische Comics (bandes dessinées) im Verlauf des 20. Jahrhunderts zunächst mit kulturkritischen Argumenten abgelehnt, seit den 1980er-Jahren aber staatlich gefördert und für nationale Identitätsbehauptungen eingesetzt wurden. Diese und weitere Beiträge des Hefts regen dazu an, scheinbar vertraute Phänomene unserer Gegenwart als Zeitgeschichte(n) zu verstehen.

"Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History" wird am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (http://www.zzf-pdm.de) herausgegeben von Frank Bösch, Konrad H. Jarausch und Martin Sabrow in Verbindung mit Zeitgeschichte-online (http://www.zeitgeschichte-online.de). Die Zeitschrift erscheint gedruckt im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht (http://www.v-r.de) und zugleich im Open Access (http://www.zeithistorische-forschungen.de).

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1252


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Zentrum für Zeithistorische Forschung, Marion Schlöttke, 12.03.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. März 2012