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MELDUNG/248: Neue Ausgabe von "Forschung Frankfurt" - Mit Hightech in die Vorgeschichte (idw)


Goethe-Universität Frankfurt am Main - 22.12.2014

Mit Hightech in die Vorgeschichte



Moderne naturwissenschaftliche Methoden bereichern das Instrumentarium der Archäologie und ermöglichen ganz neue Fragestellungen. Eine durchdachte Zusammenarbeit der Disziplinen ist dabei zwingend notwendig. Darüber berichtet die neue Ausgabe von Forschung Frankfurt, die den Wandel in den Wissenschaften in den Blick nimmt.

FRANKFURT. Heinrich Schliemann nannte sie die "Wissenschaft vom Spaten", doch inzwischen hat die Archäologie bei der Suche nach Erkenntnis ein weit breiteres Instrumentarium zur Verfügung. Die Zusammenarbeit insbesondere mit den Naturwissenschaften ist für heutige Archäologen unabdingbar. Allerdings gibt es auch mahnende Stimmen, die vor einer unreflektierten Anwendung warnen und davor, die eigenen Methoden zu vernachlässigen. Die aktuelle Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Forschung Frankfurt" (Heft 2/2014) gibt einen Überblick über neue Methoden und Möglichkeiten der fächerübergreifenden Zusammenarbeit, aber auch ihre Grenzen. Dies ist eines der Themen im zweiten Jubiläumsheft zum 100. Geburtstag der Goethe-Universität, das den Wandel in den Wissenschaften in den Mittelpunkt stellt.

Das Erkenntnisinteresse der Archäologie ist im Großen und Ganzen dasselbe geblieben: Im Fokus steht die Kulturgeschichte des Menschen, je nach archäologischer Disziplin geht es um unterschiedliche Regionen und Zeiträume. Und schon immer haben sich Archäologen, die sich z.B. wie in Frankfurt mit der Vor- und Frühgeschichte, mit der griechischen Klassik, der Vorderasiatischen Hochkultur oder den römischen Provinzen befassen, dabei Rat von außen geholt. So kann man zum Beispiel über geologische Methoden das Alter von Bodenschichten bestimmen und somit auch dort gefundene Gegenstände datieren. Der Raum, den naturwissenschaftliche Methoden innerhalb der Archäologie einnehmen, ist rasant gewachsen. In vielen Stadien archäologischen Arbeitens kommen moderne Verfahren zu Einsatz: Im Vorfeld von Ausgrabungen erbringt die Geophysik wichtige Erkenntnisse für die Grabungsstrategie. Das Alter organischer Funde wird schon seit Jahrzehnten mit der Radiokohlenstoff-Datierung bestimmt.

Materialanalytische Analysemethoden helfen dabei, die Herkunft von Keramik, Glas, Metall oder Marmor zu bestimmen und geben damit auch Auskunft über wirtschaftshistorische Zusammenhänge. DNA-Analyse, Massenspektrometrie, Röntgentechnik und andere Verfahren sollten Archäologen also kein Buch mit sieben Siegeln sein. Um künftige Generationen von Wissenschaftlern zum interdisziplinären Arbeiten zu befähigen, gibt es an der Goethe-Universität einen Nebenfach-Studiengang Archäometrie.

Das sei dringend notwendig, finden auch Prof. Manfred Eggert (Tübingen) und Dr. Stefanie Samida (Potsdam), zwei Archäologen, die in einer Streitschrift über das Verhältnis von Archäologie und Naturwissenschaften reflektiert haben. "Diejenigen, die diesen Studiengang belegen, sind sicherlich viel besser dran als die meisten anderen, die von den Naturwissenschaften keine Ahnung haben", sagte Samida gegenüber Forschung Frankfurt. Und erst die Kenntnis der fremden Disziplin und der Austausch mit den Naturwissenschaftlern ermöglichten eine fruchtbare Zusammenarbeit.

"Heute kann man Fragen stellen, die früher gar nicht aufkamen - oder die man früher nicht beantworten konnte", fasst Wulf Raeck, Prof. für Klassische Archäologie in Frankfurt, zusammen. Aber auch er warnt davor, die eigenen Kompetenzen aus dem Blick zu verlieren - sonst riskiere die Archäologie unter Umständen auch den Verlust von Erkenntnis.

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Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 2014 feiert sie ihren 100. Geburtstag. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto "Wissenschaft für die Gesellschaft" in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften."

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Anke Sauter, 22.12.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2014


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