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MELDUNG/256: Aus der Geschichte nichts gelernt? (idw)


Universität zu Köln - 19.02.2015

Aus der Geschichte nichts gelernt?

Studie zeigt: Geschichtsunterricht zu Nationalsozialismus und Holocaust fördert nicht Toleranz und Weltoffenheit


Der Nationalsozialismus ist das Thema, das Schüler/innen im Unterricht am meisten interessiert. In den Fächern Geschichte, Deutsch und Religion ist es zudem über viele Schuljahre präsent. Die Kölner Psychologin Dr. Silviana Stubig konnte nun zeigen, dass der gewünschte Effekt hierbei jedoch oft nicht erreicht wird. Die erhoffte Steigerung von Fremdenfreundlichkeit und Toleranz bleibt meistens aus. Vielmehr vermuten die Schüler/innen, dass sie sich bei diesem Thema Faktenwissen sowie eine sozial erwünschte Denk- und Redensweise hierüber aneignen sollen. In fünf Untersuchungen mit Schüler/innen, Lehrer/innen und Studierenden ging Stubig der Frage nach, welche Effekte der gymnasiale Geschichtsunterricht zu Nationalsozialismus und Holocaust bei Schüler/innen erzeugt. Dabei zeigte sich außerdem, dass sich die Schüler/innen nach dem Unterricht zu diesem Thema weniger mit Deutschland verbunden fühlen als zuvor. Besonders bei Mädchen sind nationale Zugehörigkeitsgefühle nur sehr gering ausgeprägt. Wie in den Befragungen mit Studierenden gezeigt werden konnte, halten diese Effekte über Jahre an und dringen kaum ins Bewusstsein vor. All dies sind eher ungünstige Voraussetzungen, um Heranwachsende bei der Erarbeitung eines reflektierten und weltoffenen, nationalen Selbstbildes zu unterstützen, sodass sie sich auch um schwierige Identitätsaspekte bewusst sind.

Auch Lehrer/innen scheinen unsicher zu sein, in welche Richtung sich ihr Unterricht auf die Identitätsentwicklung von Jugendlichen auswirkt. Die Studie macht den Bedarf an Unterstützung für Lehrer/innen und Schüler/innen somit deutlich. Aufgabe wird es sein, neue und stabilisierende Methoden für den Geschichtsunterricht zu entwickeln, um diesen Effekten zu begegnen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution19

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität zu Köln, Gabriele Rutzen, 19.02.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2015

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