Universität Augsburg - 29.10.2016
Rassismen in Kolonialismus und Nationalsozialismus
Die "Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" fördert ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Augsburg und Hamburg und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Augsburg/Hamburg/SP/KPP - Mit zunächst 150.000 Euro fördert Die "Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) das Projekt "Rassismen in Kolonialismus und Nationalsozialismus. Formen - Funktionen - Folgen", dessen Aufgabe und Ziel es ist, didaktisches Material für Lehrkräfte sowie für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der außerschulischen Bildungsarbeit zu entwickeln, das es möglich machen soll, Formen, Funktionen und Folgen von Rassismen in Kolonialismus und Nationalsozialismus über einen neuen, Beziehungen und Strukturähnlichkeiten herausstellenden Zugang zu vermitteln.
Unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Zimmerer - er lehrt
Globalgeschichte an der Universität Hamburg und ist Leiter der
Forschungsstelle "Hamburgs (post-)koloniales Erbe/Hamburg und die frühe
Globalisierung" - weiterhin von Prof. Dr. Susanne Popp, Inhaberin des
Lehrstuhls für Didaktik der Geschichte der Universität Augsburg, und Dr.
Oliver von Wrochem (KZ-Gedenkstätte Neuengamme) entwickelt das Projekt
einen innovativen verflechtungsgeschichtlichen Zugang, um Beziehungen,
strukturelle Ähnlichkeiten sowie Transferprozesse zwischen dem
europäischen Kolonialismus und dem Nationalsozialismus und deren Folgen
bis in die Gegenwart auszuleuchten.
Projektleiter Zimmerer erläutert: "Gerade in Zeiten eines anwachsenden Rassismus brauchen wir die komplexe verflechtungsgeschichtliche Analyse seiner Geschichte. Unser Projekt produziert didaktisches Material zu Ideologie und Praxis rassistischen Handelns in Kolonialismus und Nationalsozialismus, die in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit bisher kaum Beachtung gefunden haben. Mit diesem innovativen Ansatz soll es zu einer zeitgemäßen historisch-politischen Bildung in der Migrationsgesellschaft beitragen."
Die EVZ sieht in der Global- und Verflechtungsgeschichte eine wichtige Chance zur Förderung der historisch-politischen Bildungsarbeit zum Nationalsozialismus und der Weiterentwicklung der Erinnerungskulturen in Deutschland. Aber auch die Aufarbeitung des Kolonialismus und der historische Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus sind zentrales Anliegen des Projekts. Das aus dem Projekt hervorgehende Online-Material soll einen wichtigen Beitrag für eine rassismuskritische Bildungsarbeit in unserer heterogenen Gesellschaft leisten und neue Ansatzpunkte für die Aufarbeitung der deutschen Geschichte im globalen Kontext leisten.
An der Universität Hamburg befasst sich Cäcilia Maag mit den nationalsozialistischen Kriegs- und Herrschaftspraktiken in Osteuropa während des Zweiten Weltkrieges. Sie untersucht Ähnlichkeiten, Beziehungen und Parallelen zwischen der nationalsozialistischen Kriegführung und der Besatzungspolitik gegenüber dem militärischen Gegner und der Zivilbevölkerung im Vergleich zu kolonialen Kriegen und Herrschaftspraktiken.
Ein weiteres Teilprojekt behandelt anhand von Biografien die Situation von "People of Color" im nationalsozialistischen Herrschaftsbereich. Es ist an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme angesiedelt und wird von Dr. Susann Lewerenz bearbeitet. Nachgezeichnet und vorgestellt werden sollen Schicksale von Menschen aus ehemaligen deutschen Kolonien und von deren Nachkommen. Auch Menschen aus den Kolonien der Alliierten, die im Zuge des Zweiten Weltkrieges in deutsche Gefangenschaft gerieten, werden im Rahmen dieses Teilprojekts porträtiert.
In beiden Teilprojekten werden Fragen nach Kontinuitäten über 1945 hinaus aufgeworfen, die die Erinnerungen an den Kolonialismus einerseits und den Nationalsozialismus in Deutschland andererseits in ein Verhältnis zueinander setzen und die Frage beantworten helfen, wie Kolonialismus und Nationalsozialismus in gegenwärtigen Formen von Rassismus nachwirken.
An der Universität Augsburg wird Philipp Bernhard die Konzeption und Entwicklung des Materialangebots aus geschichtsdidaktischer Perspektive begleiten und darauf achten, dass in den Teilprojekten die für die Geschichtsvermittlung wesentliche Verbindung zwischen verschiedenen Erinnerungskollektiven anschaulich und für Laien verständlich herausgearbeitet wird. Zu seinen Aufgaben gehört darüber hinaus auch die Erprobung der Anwendbarkeit der entwickelten Materialien in Schulklassen und außerschulischen Bildungseinrichtung.
Bereits am 27. Oktober 2017 haben Popp und Bernhard eine erste Lehrerfortbildung zum Thema am Pädagogischen Institut in München angeboten. Im Sommer 2017 soll das im Projekt erarbeitete Material öffentlich gemacht werden Es wird in Form einzelner thematischer Module online publiziert werden.
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution58
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 29.10.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2016
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