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WISSENSCHAFT/073: Alexander von Humboldt - Geburtshelfer der spezialisierten Wissenschaft (idw)


Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte e. V. - 07.05.2009

Alexander von Humboldt:
Der Universalgelehrte als Geburtshelfer der spezialisierten Wissenschaft

Archivfunde belegen seine Rolle als Wegbereiter der modernen Forschung


Freiberg/Sachsen - Der Naturforscher Alexander von Humboldt gilt als der letzte große Universalgelehrte der Wissenschaft. Jetzt - 150 Jahre nach seinem Tod - stellt sich heraus, dass er nicht nur "das Naturganze" erkundete, sondern auch ein wichtiger Geburtshelfer für die Spezialisierung der Wissenschaft in Fachdisziplinen war, die zu den großen Erfolgen der Naturwissenschaften bis heute geführt hat. Der Tübinger Mediziner Prof. Hans-Peter Zenner berichtete bei einem Festakt zum 150. Todestag Humboldts in Freiberg/Sachsen von Archivfunden, die belegen, dass der Naturforscher die Diskussion "in einzelnen Disciplinen" gezielt gefördert und gefordert hat. Alexander von Humboldt, der an der Bergakademie Freiberg studiert hatte, empfahl 1828 als Präsident der nur sechs Jahre zuvor gegründeten Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ), bei den Tagungen der großen, umfassenden Vereinigung "auch sectionsweise ausführlichere Vorträge" zu halten. Darauf bildeten sich viele spezialisierte Sektionen der GDNÄ, etwa für Physik, Chemie, Gerichtsmedizin, Geburtshilfe oder Ethnologie, berichtete Prof. Zenner, der heute Präsident der GDNÄ ist. Diese Sektionen wurden später die Keimzellen für wissenschaftliche Fachgesellschaften, bis heute die wesentlichen Träger für die Spezialisierung der Forschung. Den Begriff Naturwissenschaften gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch nicht.

Die GDNÄ, betonte Prof. Zenner, "ist die älteste deutsche wissenschaftliche Vereinigung ihrer Art, Tochter der Leopoldina und - nicht zuletzt auf Humboldt zurückgehend - Mutter zahlreicher deutscher naturwissenschaftlicher und medizinischer Fachgesellschaften." Zenner würdigte auch die Verdienste von Humboldt für den Weg der Naturforschung weg von einer eher philosophischen Naturbetrachtung, wie sie etwa Goethe, Hegel und Schelling betrieben, zu einer -beobachtenden, später experimentierenden - Naturwissenschaft, wie sie heute als Erfolgsrezept der Forschung gilt.

Die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte wurde 1822 von dem Naturphilosophen und Arzt Lorenz Oken gegründet. Ihr Name hat sich aus dieser Zeit erhalten. Bis heute setzt die GDNÄ auf den Dialog der wissenschaftlichen Disziplinen und auf den Dialog der Wissenschaft mit der Gesellschaft. Nach Alexander von Humboldt waren zahlreiche große Forscher Mitglieder und Präsidenten der GDNÄ, von Albert Einstein, Hermann von Helmholtz, Max Planck, Werner Heisenberg bis zur einzigen deutschen Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard. Die Gesellschaft hat rund 4000 Mitglieder - Wissenschaftler und Laien. Die Tagungen der GDNÄ finden alle zwei Jahre statt - die nächste im September 2010 in Dresden.

Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte im Internet:
www.gdnae.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution505


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte e. V., Reiner Korbmann,
07.05.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2009