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TAGUNG/022: Pravda - Rußland und die Gerechtigkeit (RUB)


RUB - Ruhr-Universität Bochum - 22. Oktober 2009

Pravda: Russland und die Gerechtigkeit
RUB-Philosophen veranstalten internationale Tagung

Start des fachübergreifenden Verbundprojekts "Kulturen der Gerechtigkeit"


Mit einer Tagung an der Ruhr-Universität startet das Verbundprojekt "Kulturen der Gerechtigkeit" der Universitäten Bochum, Dresden und Münster: Am 29. und 30. Oktober geht es im Euroeck (Spechtsweg 20, 44801 Bochum) um "Pravda. Diskurse der Gerechtigkeit in der russischen Ideengeschichte". Ob und in welcher Weise der Begriff "Pravda", der übersetzt so viel wie "Wahrheit" bedeutet, in Russland die Grundlage für die Auffassung von "Gerechtigkeit" bildet, ist die zentrale Frage der international besetzten fachübergreifenden Tagung. Veranstalter ist die Forschungsstelle "Russische Philosophie und Ideengeschichte" der RUB, die das Verbundprojekt "Kulturen der Gerechtigkeit" koordiniert.

Festakt zum Projektstart

Der Tagung voraus geht der öffentliche Festakt zum offiziellen Start des Projekts. Mit 1,2 Millionen Euro unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das fachübergreifende Verbundprojekt "Kulturen der Gerechtigkeit. Normative Diskurse im Transfer zwischen Westeuropa und Russland", an dem sich Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Technischen Universität Dresden beteiligen. Philosophen, Historiker, Slavisten und Theologen arbeiten hier eng zusammen. Der Festakt findet am 28. Oktober 2009 ab 18.15 Uhr im Hörsaal HGB 20 statt.

Alle Interessierten und die Medien sind herzlich willkommen.

Den Knoten entwirren

Das Thema der anschließenden Tagung "Pravda" konzentriert sich auf einen Begriff, der schwer zu übersetzen ist. Das Wort für "Wahrheit" kann im russischen Denken im Sinne von Gerechtigkeit, aber auch als theoretische Wahrheit verstanden werden. Religiöse, literarische, historische und nicht zuletzt philosophische Traditionen Russlands sind in den Begriffen Pravda und Gerechtigkeit eng miteinander verwoben und prägen bis heute die Gerechtigkeitsvorstellungen in Russland. Auf der Tagung unternehmen Wissenschaftler verschiedener Disziplinen den ersten Schritt, diesen Knoten zu entwirren. Philosophen, Linguisten, Theologen, Geschichtswissenschaftler aber auch Publizisten und Juristen aus Russland, Deutschland und anderen Ländern nähern sich "Pravda", seinem Verständnis und seiner Bedeutung für die Moralphilosophie.

Russland und Gerechtigkeit?

Russland und Gerechtigkeit: Für viele Menschen sind diese zwei Wörter nicht kompatibel. "Was denn für eine Gerechtigkeit?", lautet oft die Frage, wenn man von Gerechtigkeit in Russland spricht. In der westeuropäischen Tradition ist die Gerechtigkeitsvorstellung eng an das Recht, die Gesetzgebung und Gleichstellung vor dem Gesetz gebunden, in Russland dagegen scheint der Diskurs der Gerechtigkeit andere Traditionen und Grundlagen vorauszusetzen. "Festzuhalten ist: Es gibt eine Tradition der Gerechtigkeitsvorstellung in Russland, auch wenn sie nicht immer mit der westeuropäischen Tradition einhergeht und an manchen Stellen eine andere Entwicklung nimmt als die Diskussion in Westeuropa", sagt Prof. Dr. Alexander Haardt, Leiter der Forschungsstelle "Russische Philosophie und Ideengeschichte" der RUB.

Gerechtigkeit in Ost und West

Genau an diesem Punkt setzt auch das neue Verbundprojekt "Kulturen der Gerechtigkeit" an. In der heutigen globalisierten Welt treffen die Gerechtigkeitsvorstellungen von Ost und West aufeinander. Was sind die Unterschiede in den Gerechtigkeitskonzeptionen, was die Gemeinsamkeiten? Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen den verschiedenen Diskursen über Gerechtigkeit in Russland und Westeuropa? Das sind die zentralen Forschungsfragen in den kommenden drei Jahren. Unter Federführung der im vergangenen Jahr gegründeten Forschungsstelle "Russische Philosophie und Ideengeschichte" der RUB beteiligen sich an dem Projekt der Arbeitsbereich für Osteuropäische Geschichte (Prof. Dr. Stefan Plaggenborg) am Historischen Institut der RUB, das Ökumenische Institut an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster (Prof. Dr. Thomas Bremer) sowie der Arbeitsbereich von Prof. Dr. Alfred Sproede am Slavisch-Baltischen Seminar. In Dresden leitet Prof. Dr. Holger Kuße (Slavische Sprachgeschichte und Sprachwissenschaft, Institut für Slavistik) ein Teilprojekt des Forschungsverbundes.

Redaktion: Jens Wylkop


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 345 vom 22. Oktober 2009
RUB - Ruhr-Universität Bochum
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Oktober 2009