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MELDUNG/047: Mehrheit der deutschen Stiftungen kommt bisher offenbar relativ gut durch die Krise (idw)


Bundesverband Deutscher Stiftungen - 25.11.2013

Mehrheit der deutschen Stiftungen kommt bisher offenbar relativ gut durch die Krise

• Bundesverband Deutscher Stiftungen liefert neue Zahlen zum Thema Stiftungsfinanzen in Krisenzeiten
• Es gibt kaum Stiftungen, die Vermögensverluste realisiert haben
• Bei knapp 40 Prozent der befragten Stiftungen sind die ordentlichen Erträge gleich geblieben, bei mehr als einem Drittel haben sie ab-, bei über einem Viertel haben sie zugenommen



Berlin, 25. November 2013. Die Mehrheit der deutschen Stiftungen ist bisher offenbar relativ gut durch die Krise gekommen. Dies ist das Ergebnis einer Befragung von 250 Stiftungen durch den Bundesverband Deutscher Stiftungen. Der Dachverband wollte herausfinden, welche Auswirkungen die Niedrigzinsphase für Stiftungen hat.

"Die Erträge haben sich bei den verschiedenen Stiftungen unterschiedlich entwickelt, im Stiftungssektor insgesamt sind sie bislang stabil geblieben. Nominale Vermögensverluste gab es kaum. Das sind die guten Nachrichten der Befragung zum Thema Stiftungsfinanzen in Krisenzeiten. Je länger allerdings die Niedrigzinsphase andauert, desto dünner wird die Luft für Stiftungen", sagt Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Einen Ausweg suchen, dem Stiftungsexperten zufolge, viele Stiftungen im verstärkten Fundraising. Ein weiterer Ausweg ist die Professionalisierung der Vermögensanlage; dazu gehört die Schaffung oder Überarbeitung von Anlagerichtlinien. Denn die Ergebnisse zeigen: Je besser die Kenntnisse der Vermögensanlage desto höher die Renditen.


Erträge stabil

Im Vergleich zu den letzten beiden Geschäftsjahren sind die ordentlichen Erträge (Zinsen, Dividenden, Mieten) im Jahr 2012 bei knapp 40 Prozent der befragten Stiftungen gleich geblieben. Die außerordentlichen Erträge (realisierte Kursgewinne) blieben sogar bei 57 Prozent der Stiftungen gleich. Eine Zunahme der ordentlichen Erträge gab es bei mehr als einem Viertel der Stiftungen; bei knapp 30 Prozent der Stiftungen haben die außerordentlichen Erträge zugenommen. Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsniveaus sind die Erwartungen für das Jahr 2013 dennoch gedämpft.


Niedrige Renditen

Die Renditen der befragten Stiftungen sind im dritten Jahr in Folge sehr gering. Betrugen sie im Jahr 2010 noch 3,5 Prozent; erwirtschafteten die befragten Stiftungen durchschnittlich 3,0 Prozent in den Jahren 2011 und 2012. Bei einer ähnlichen Befragung im Jahr 2008 lag der durchschnittliche Vermögensertrag bei 4,4 Prozent. Auffällig ist, dass Stiftungen mit höherem Stiftungskapital (über eine Million Euro) zum Teil signifikant höhere Renditen erwirtschaften können: im Jahr 2012 im Durchschnitt bis zu 4,3 Prozent.


Kaum Verluste realisiert

Im Jahr 2012 haben 7,3 Prozent der Stiftungen Vermögensverluste realisieren müssen. Ein Jahr zuvor waren es noch 11,5 Prozent. Höher lag die Quote der Buchwertverluste: 14,3 Prozent der Befragten mussten 2012 Buchwertverluste verzeichnen. Gedämpft sind auch hier die Erwartungen für die Zukunft: Ein Fünftel der Befragten befürchtet, das Stiftungsvermögen in den kommenden zwei Jahren nicht real erhalten zu können.

Ausgaben für die Zwecke nur bei jeder fünften Stiftung zurückgegangen Die Ausgaben für die Zwecke sind bei etwas mehr als einem Drittel der Befragten (34 Prozent) im Jahr 2012 gegenüber dem Durchschnitt der beiden Vorjahre gestiegen und bei weiteren 46 Prozent gleich geblieben. Nur bei einem Fünftel der befragten Stiftungen (20 Prozent) sind 2012 die Ausgaben zur Zweckverwirklichung gesunken.


Anlagerichtlinien und Mission Investing

53 Prozent der befragten Stiftungen haben eine Anlagerichtlinie. Während 61 Prozent der größeren Stiftungen ihre Anlagestrategie niedergeschrieben haben, sind es nur 46 Prozent der kleineren Stiftungen. Zweckbezogenes Investieren ist für die meisten Stiftungen noch Zukunftsmusik - lediglich eine kleine Gruppe von Stiftungen nimmt hier eine Vorreiterrolle ein: Nur ein Fünftel der Stiftungen macht Vorgaben zur Verbindung von Stiftungszweck und Vermögensanlage in seinen Anlagerichtlinien.


Auswege für Stiftungen

Jede zweite Stiftung plant derzeit keine konkreten Maßnahmen in der Krise. Von den 40 Prozent der befragten Stiftungen, die aktiv werden wollen, plant die überwiegende Mehrheit (70 Prozent) verstärkte Fundraisingaktivitäten. Besonders kleine Stiftungen mit weniger als eine Million Euro Stiftungskapital möchten neue Einnahmequellen erschließen (88 Prozent); große Stiftungen planen eher durch Kooperationen die Hebelwirkung ihrer Stiftung zu verstärken (68 Prozent).


Über das StiftungsPanel
Die Befragung fand online im Juli dieses Jahres statt. Befragt wurden Stiftungen, die beim StiftungsPanel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen registriert sind. Teilgenommen haben 250 der 402 registrierten Teilnehmer des StiftungsPanels. Das StiftungsPanel ist das Erhebungsinstrument zur Erforschung der Stiftungslandschaft. Hier können Stiftungen schnell und einfach ihre Meinung zu aktuellen Themen einbringen. Träger des StiftungsPanels ist der Bundesverband Deutscher Stiftungen. Das StiftungsPanel wird gefördert von der Software AG Stiftung, der Joachim Herz Stiftung und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Bundesverband Deutscher Stiftungen
Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesverband Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat über 3.800 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Dachverband rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.

Weitere Informationen unter:
http://www.stiftungen.org/presse

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1787

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bundesverband Deutscher Stiftungen, Katrin Kowark, 25.11.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2013