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VW-STIFTUNG/002: Förderung für Forschungsprojekte in Niedersachsen bewilligt (idw)


VolkswagenStiftung - 19.06.2009

30 Millionen Euro für Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Niedersachsen

21 Forschungsvorhaben im Rahmen des "Niedersächsischen Vorab" heute durch das Kuratorium der VolkswagenStiftung bewilligt


Das Kuratorium der VolkswagenStiftung hat am (heutigen) Freitag zugestimmt, 21 von der Landesregierung für das "Niedersächsische Vorab" vorgeschlagene Forschungsprojekte zu fördern. Niedersächsische Hochschulen und Forschungseinrichtungen erhalten damit in dieser Bewilligungsrunde 30 Millionen Euro.

"Mit dem Geld fördern wir zahlreiche neue Projekte, die wesentlichen Anteil haben werden an der Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Damit verbessern wir die internationale Sichtbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit unserer Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Greifbar wird das besonders bei dem europäischen Kooperationsprojekt der Rechtswissenschaften an der Universität Osnabrück", sagte der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann, anlässlich der Kuratoriumssitzung. "Mit knapp 80 Prozent machen die fachübergreifenden Projekte inzwischen den Großteil der Bewilligungen aus - nicht zuletzt ein Ausweis für das vielfältige Ineinandergreifen exzellenter Forschungskapazitäten in Niedersachsen", ergänzte der Generalsekretär der VolkswagenStiftung Dr. Wilhelm Krull.

Die interdisziplinär konzipierten Projekte dominieren dabei mit 23,2 Millionen Euro. Es folgen die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften mit rund 3,2 Millionen Euro und die Ingenieurwissenschaften mit 2,4 Millionen Euro. Auf die Lebenswissenschaften entfallen Bewilligungen über rund 1,2 Millionen Euro.

Von den 30 Millionen Euro, die jetzt insgesamt bewilligt werden, stehen knapp zehn Millionen Euro für neue Vorhaben zur Verfügung. Diese werden im Folgenden kurz vorgestellt.

Neue Forschungsverbünde und -schwerpunkte:

Rund 540.000 Euro stehen jetzt bereit für den Forschungsverbund "Mensch & Umwelt", an dem die Universitäten Osnabrück und Oldenburg sowie das Niedersächsische Freilichtmuseum - Museumsdorf Cloppenburg beteiligt sind. Der Verbund gliedert sich in drei Teilprojekte. So geht es in einem an der Universität Osnabrück angesiedelten Forschungsvorhaben zur Umweltgeschichte der Frühen Neuzeit insbesondere um Konflikte um Ressourcen im Rahmen von Herrschaftsverhältnissen. Projekt zwei - gleichsam Pendant zur universitären Forschung - thematisiert die Umweltgeschichte im Freilichtmuseum und sucht dabei auch nach neuen Möglichkeiten der Vermittlung und Visualisierung dieser Inhalte. Die dritte Säule bildet ein an der Universität Oldenburg verankertes geschichtsdidaktisches Vorhaben "Mensch und Umwelt in der Schule - forschend-entdeckende Lernprozesse zu umwelthistorischen Themen". Integriert ist hier die Zusammenarbeit mit Schulen der Region mit dem Ziel, Unterrichtsbausteine zur Umweltgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts zu entwickeln und zu erproben.

Mit rund 720.000 Euro gefördert wird an der Fachhochschule Hildesheim/ Holzminden/Göttingen der neue Forschungsschwerpunkt "Hochleistungs-Faserverbundrotorblätter für Windenergieanlagen durch Plasmabehandlung". Sechs an dem Vorhaben beteiligte Wissenschaftler wollen sich hier mit ihren Arbeitsgruppen vor allem Fragen der Betriebssicherheit und Lebensdauer von Windenergieanlagen im On- und Offshore-Einsatz annehmen. Dabei soll unter anderem gezeigt werden, dass sich durch den Einsatz der Plasmatechnologie bei der Fertigung von Rotorblättern aus Faserverbundwerkstoffen Verbesserungen bei der Betriebsfestigkeit erreichen lassen - was letztlich deren Lebensdauer verlängert. Auch geht es darum, entsprechend geeignete Plasmaquellen zu entwickeln. Kooperationspartner aus der Industrie sind bereits von Beginn an in das Vorhaben einbezogen und unterstützen dies mit weiteren 200.000 Euro.

Rund 533.000 Euro aus dem Niedersächsischen Vorab stehen zur Verfügung für das an der Fachhochschule Osnabrück angesiedelte Forschungsvorhaben "SAFECONNECT - Metallurgische, rechnerische und konstruktive Gestaltung betriebsfester Fügeverbindungen moderner Konstruktionswerkstoffe", an dem ebenfalls sechs Forscherteams beteiligt sind. Hier geht es um Werkstoffe, die insbesondere im Auto- und auch Flugzeugbau zum Einsatz kommen. Ziel ist die Erhöhung der Bauteilzuverlässigkeit und -sicherheit bei gleichzeitiger Gewichtsreduzierung von Produktteilen, was wiederum Einspareffekte - etwa im Energieverbrauch - mit sich bringen kann. Auch an diesem Verbundvorhaben sind Industriepartner beteiligt, die insgesamt 140.000 Euro einbringen.

Mit 1,5 Millionen Euro erstmals gefördert wird der Aufbau eines Konsortiums europäischer Rechtsfakultäten am Europäischen Institut für Rechtswissenschaften der Universität Osnabrück. An diesem "European Legal Studies Institute" (ELSI) der Hochschule soll im Rahmen des neuen Konsortiums die Rechtsprechung europäischer Staaten im Zivilrecht umfassend wissenschaftlich begleitet werden; zugleich entsteht so ein dringend benötigtes Netzwerk vor dem Hintergrund der aktuell zu beobachtenden Vielfalt rechtspolitischer Diskussionen in der EU. Letztlich geht es um nicht weniger als die Untersuchung gesamteuropäischer Rechtsprechung im Zivilrecht auf der Grundlage vergleichender wissenschaftlicher Analysen.

Neue Berufungen/Bleibeverhandlungen (Holen und Halten):

3,25 Millionen Euro stehen aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab jetzt zur Verfügung für das neue Verbundinstitut für Audioneurotechnologie und Nanobiomaterialien, Lasermedizin (VIANNA) an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH); das Institut entsteht im Kontext des ebenfalls im Aufbau befindlichen Niedersächsischen Zentrums für Biomedizintechnik (NZ-BMT). Die an VIANNA beteiligten Wissenschaftler sind in den Bereichen Hörsysteme, angewandte Neurowissenschaften, Neuroimplantate und -prothesen sowie Lasermedizin tätig und betreiben Forschung und Entwicklung mit Blick auf Medizinprodukte und deren Erprobung. Ziel ist es, im Verbund mit Partnern aus der Industrie bessere Materialien und Systeme, diagnostische Verfahren und Therapien für Patienten mit Hörstörungen, anderen Sinnesbehinderungen oder neurologischen Krankheiten zu erreichen. Die Förderung jetzt dient insbesondere der Einrichtung einer experimentellen und klinischen Elektrophysiologie im Bereich der technischen Biomedizin. Am "übergeordneten Dach" von VIANNA, dem Niedersächsischen Zentrum für Biomedizintechnik, sind neben der MHH noch die Leibniz Universität Hannover und die Tierärztliche Hochschule Hannover beteiligt.

405.000 Euro werden bereit gestellt für den Ausbau des Schwerpunkts "Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung" an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen. Dabei geht es insbesondere darum, Forschungsaktivitäten auf den Gebieten "Lebenslanges Lernen", "betriebliche Aus- und Weiterbildung" sowie "akademische Fortbildung von Führungs- und Lehrkräften" auszubauen. Zugleich soll auch die Lehre in diesen Themenfeldern gestärkt werden.

Mit 225.000 Euro wird aus dem Niedersächsischen Vorab die Professur für "Kartographie und Geoinformatik" der Universität Hannover unterstützt. Finanziert wird ein "Geosensornetz"; ein Großgerät, das bei der Umgebungsbeobachtung zum Einsatz kommt.

An der Universität Oldenburg wird der Bereich "Funktionale Nanostrukturen" im Bereich der Experimentellen Physik mit dem Schwerpunkt Optische Kurzzeitspektroskopie ausgebaut. Hierfür werden Mittel in Höhe von 1,17 Millionen Euro bereit gestellt, die vor allem der Gerätebeschaffung dienen. So können die beteiligten Wissenschaftler künftig zentrale Herausforderungen auf ihrem Gebiet angehen: elementare Energiewandlungsprozesse in Nanostrukturen zu verstehen und zu optimieren, um in einem nächsten Schritt neue funktionale Hybrid-Nanostrukturen für die (Solar-)Energieumwandlung zu entwickeln. Im Zusammenspiel mit anderen erfolgreichen Arbeitsgruppen vor Ort kann sich mit dieser Förderung zudem ein international sichtbarer Forschungsschwerpunkt auf dem Gebiet der Nanotechnologie etablieren.

Die Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig erhält 580.000 Euro für den Ausbau des Schwerpunkts "Industrial Design". Dabei geht es unter anderem um Entwürfe für reichweitenbegrenzte Fahrzeuge - wie etwa Hybrid- oder Elektroautos. Gestärkt wird aber auch die Ausbildung von Industriedesignern, die sowohl die Kernaufgaben des Produktentwurfs beherrschen sollen als auch den gesamten Entwicklungsprozess. Alles in allem wird damit der Forschungsschwerpunkt "Mobilität" in der Region Braunschweig weiter ausgebaut.

530.000 Euro dienen dem Ausbau des Forschungsschwerpunkts "Energie und Rohstoffe: Thermochemische Stofftrennung zur Rückgewinnung von werthaltigen Metallen" an der Technischen Universität Clausthal. Die Rückgewinnung seltener Metalle bei der Reststoffverwertung ist ein hochaktuelles Thema.

Darüber hinaus erhalten mehrere Vorhaben erneut Mittel aus dem Niedersächsischen Vorab, darunter die folgenden:

2,55 Millionen Euro stehen bereit für die Translationsallianz Niedersachsen (TrAiN) im Bereich der Pharmaentwicklung. Beteiligt sind die Universitäten in Hannover und Braunschweig, die Medizinische Hochschule Hannover sowie das Helmholtz-Institut für Infektionsforschung und das Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin;

380.000 Euro stehen bereit für die W3-Professur "Computergrafik und Ökologische Informatik" der Universität Göttingen;

knapp 480.000 Euro wurden bewilligt für das Verbundvorhaben "Nationalsozialismus in Niedersachsen" der Universität Hannover;

mit 233.000 Euro unterstützt wird der Sonderforschungsbereich 2016 "Gentelligente Bauteile im Lebenszyklus" der Universität Hannover;

mit 68.000 Euro wird eine weitere Förderphase des Sonderforschungsbereichs 587 "Immunreaktionen der Lunge bei Infektion und Allergie" an der Medizinischen Hochschule Hannover gefördert;

240.000 Euro erhält der Sonderforschungsbereich Transregio 31 "Das aktive Gehör" der Universität Oldenburg.

Hintergrund Niedersächsisches Vorab
Nach Paragraph 8 Abs. 2 der Satzung der VolkswagenStiftung setzt sich das "Vorab" aus drei Teilen zusammen: Es umfasst zum einen den Gegenwert der jährlichen Dividende auf nominal 77,3 Millionen Euro VW-Aktien, der der Volkswagen-Stiftung aus der Beteiligung des Landes Niedersachsen an der Volkswagen Aktiengesellschaft zusteht, ferner den Ertrag aus der Anlage von 35,8 Millionen Euro aus einem Vertrag mit dem Land Niedersachsen von 1987 sowie zehn Prozent der übrigen zur Verfügung stehenden Mittel.

Weitere Informationen unter:
http://www.volkswagenstiftung.de/foerderung/vorab.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution458


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
VolkswagenStiftung, Dr. Christian Jung, 19.06.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2009