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GUTE-NACHT/2246: Abgepaßt, doch nicht angetroffen (SB)


Das alte Schulhaus im Februar

Mittags an der Bushaltestelle


Der Himmel ist grau. Der Blick durch die graue Wand versperrt. Sogar die Flügel der Windräder verschwinden dahinter. Nur der jeweils unterste Flügel schlägt sich durch die Nebelsuppe und ist dann sichtbar. Die beiden Flügel weiter oben verschwinden völlig.


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An der Bushaltestelle nahe der alten Schule wartet Hausmeister Willi auf den Bus. Eigentlich wartet er auf Annas Oma. Doch Anna ist krank und liegt zuhause im Bett. Deshalb kommt auch ihre Oma heute nicht zur Bushaltestelle und Willi wartet vergeblich. Als er dies merkt, nachdem der Bus angekommen und wieder weitergefahren ist, zuckt Willi die Achseln und will morgen die beiden erneut versuchen abzupassen. Willi hat nämlich eine Überraschung für Annas Großmutter. Doch die will er jetzt noch nicht verraten.

Mit dem Bus allerdings ist Caro angekommen. Auch Caro wird mittags stets abgeholt, entweder von ihrer Mutter oder von ihrem Vater, und neuerdings ist auch Watson, der neue Hund, mit dabei. Watson wedelt mit seinem Schwanz und freut sich, daß Caro endlich wieder da ist. Am liebsten würde er an Caro hochspringen. Doch das darf er nicht, auch wenn Caro nichts dagegen hätte. "Watson soll sich das gar nicht erst angewöhnen", sagt Vater, "sonst springt er auch Fremde an und das könnte unglücklich ausgehen. Außerdem stell dir mal Muttis Gesicht vor, wenn sie deinen neuen Mantel gleich mit Hundepfoten bedruckt sieht. Sie würde begeistert sein. Die Begrüßung ist zu Ende, Vater hat sich Caros Ranzen umgehängt und findet mal wieder, daß dieser doch viel zu schwer für so ein zierliches Mädchen ist. "Sie sollten euch nicht ständig die Bücher hin- und hertragen lassen. Ein Buch für zuhause und das gleiche noch einmal in der Schule. Das wäre eine sinnvolle Anschaffung. Keiner würde sein Buch vergessen können und ihr hättet nicht so viel zu schleppen", erklärt Vater sicher schon zum zehnten Mal.

Caro hält Watson an der Leine. Der kleine Hund kennt den Rückweg schon genau. Jetzt schnüffelt er an der dicken Erle und knabbert ein bißchen an dem spärlich gewachsenen Gras darunter. "Schau mal, Papa! Warum frißt Watson Gras? Darf er das?" - "Laß ihn ruhig!" sagt Vater, "das brauchen die Hunde manchmal." Dann geht es weiter nach Hause, wo das Mittagessen schon bereit steht. Caro hat auch mächtig Hunger.


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Zurück bleibt eine verlassene Bushaltestelle, eine alte Schule, die von keinem Schüler mehr aufgesucht wird und die sich weiter im Nebel drehenden Windräderflügel, die nur im unteren Bereich zu erkennen sind.


Gute Nacht