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GUTE-NACHT/2273: Maria backt eine Rüblitorte (SB)


Vierundzwanzig Tage bis Ostern

An diesem Morgen brauchte Maria ihre Mama gar nicht daran zu erinnern, daß sie beide die Nachbarsleute näher kennenlernen wollten. Gleich früh am Vormittag gingen beide hinüber. Der Besuch der Nachbarsleute mit der kleinen Klara war auch noch da. Mama klingelte. Frau Döring war etwas verwundert Maria und ihre Mama vor der Tür stehen zu sehen: "Was führt sie zu uns?" - "Also, da wir ja Nachbarn sind, dachte ich mir, ich würde sie gern einmal etwas näher kennenlernen und sie gern für heute Nachmittag zum Kaffee einladen. Natürlich auch mit ihren Gästen, der kleinen Klara und so." Die Nachbarsfrau war erstaunt, aber sie freute sich und willigte ein. Maria freute sich ebenfalls, daß Mama die Nachbarn gleich eingeladen hatte. Außerdem würde Oma auch kommen.


*


Jetzt gab es natürlich noch einiges zu tun, denn ein Kuchen mußte noch gebacken werden. Mama entschied sich für ein österliches Rezept, denn Ostern steht ja vor der Tür, und da paßt ein Osterkuchen besonders gut.

Maria und Mama backen eine Rüblitorte. Mama zählt die Zutaten auf:

300 g Möhren, möglichst zarte 6 Eier, Eigelb und Eiweiß trennen etwas Salz 200 g Zucker 250 g gemahlene Mandeln 200 g Mehl 1 Päckchen Backpulver 1 Teelöffel Anis, gemahlen 1 Fläschchen Rumaroma

"Hilfst du mir die Möhren zu waschen?" fragt Mama. "Ja, gern." Nach dem Waschen werden die Möhren abgetrocknet und klein gerieben. Mama rührt das Eigelb und den Zucker schaumig. "Jetzt kannst du die Gewürze zugeben." Maria gibt das Salz, den Teelöffel Anis und das Fläschchen Rumaroma dazu. "Kann ich das Fläschchen für meinen Kaufladen haben?" fragt Maria. "Ja, aber wasch es vorher noch ab", ist die Antwort.

"Maria, nun schütte das Backpulver auf das Mehl. - Vorsichtig! - Gut. So nimm den großen Löffel und gib immer etwas Mehl hier in meine Rührschüssel." Mama rührt den Teig gut durch - naja eigentlich rührt sie nicht, sondern hält nur den Mixer. "Die Möhren, Maria! Jetzt kannst du die Möhren hergeben." - "Bitte, Mama." - "Danke."

Mama wäscht den Mixer ab und schlägt das Eiweiß dann steif. "Was machst du da?" will Maria wissen. "Ich schlage das Eiweiß zu festem Schnee. Das macht den Kuchen locker. Schau hier. Mit dem Messer kann ich einen Schnitt in das Eiweiß schneiden und er bleibt sichtbar. So ist der Eischnee genau richtig." - "Darf ich auch mal schlagen?" "Du kannst bitte die gemahlenen Mandeln hinzugeben. Jetzt schlagen wir den Schnee nicht mehr, sondern heben die Mandeln nur ganz vorsichtig unter. So und jetzt das Ganze noch genauso vorsichtig unter den Teig heben." "Darf ich den Teig probieren?" - "Aber nur ein kleines bißchen. Mit rohen Eiern muß man vorsichtig sein." "Was kann ich jetzt machen?" Mama holt die Kuchenform und legt sie mit Backpapier aus. "Oma streicht die Form immer mit Margarine ein", sagt Maria. "Ja", bestätigt Mama und ahmt Oma nach, "ich will doch kein Papier essen." Maria und Mama lachen.

Der Ofen ist auf 175°C vorgeheizt. Das Lämpchen geht aus. "Vorsichtig jetzt, geh einen Schritt zurück." Mama öffnet die Herdklappe und schiebt den Kuchen in das Backrohr auf die zweitunterste Schiene. "Wie lange bleibt der Kuchen jetzt da drin?" fragt Maria. Mama schaut auf die Uhr: "So 60 bis 70 Minuten." "Ist er dann schon fertig?" Mama holt Puderzucker aus dem Schrank. "Nein, ich werde den Kuchen noch mit Zuckerguß bestreichen und mit Schokolade schreibe ich `Willkommen' darauf." Maria überlegt: "Ich möchte den Kuchen auch schmücken!" Sie läuft in ihr Zimmer und kurze Zeit später ist sie wieder da: "Hier, ich habe noch Schokoladeneier." - "Eine gute Idee."


*


Als Mama an diesem Abend zum Gute-Nacht-Sagen kommt schlingt Maria ihre Arme um sie und sagt: "Das ist doch schön, daß wir die Nachbarn jetzt kennen." Dann fällt ihr noch ein: "Als ich bei unseren Nachbarn drüben war, da habe ich mich so gefühlt, als wärst du und Papa meine Nachbarn."


Erstveröffentlichung am 10. April 1998

15. März 2007

Gute Nacht