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GUTE-NACHT/2367: Teddy vor der Bahnschranke (SB)


Der Zug fährt gen Süden

Aus der Ferne kann Teddy auf seiner Wanderung eine kleine Stadt erkennen. Immer näher kommen die Häuser und aus der Ferne dringen auch die ersten Stadtgeräusche an Teddy`s Ohren. Nach einer Weile kommt Teddy an eine Kreuzung. Hier ist zu entscheiden, ob er wirklich in die Stadt oder weiter auf dem Lande herumziehen will. Teddy entscheidet sich, noch in der ländlichen Region zu bleiben. Deshalb wählt er den Weg nach rechts. Die Stadthintergrundgeräusche nehmen wieder ab. Aber plötzlich erscheint ein sehr lautes Geräusch. Es ist ein Zug der in einigen Metern Entfernung an Teddy vorbeifährt.

Teddy überlegt: "Saß ich nicht vor vielen Jahren auch schon einmal in einem solchen schwarzen Ding?" Und nun erinnert sich Teddy.


*


In einem Abteil im Zug sind die Sitze ausgezogen und alle Fahrgäste haben sich schlafen gelegt. Unter den sechs Personen sind vier Kinder. Der Zug fährt sie nach Bad Tölz. Dort ist ein Erhohlungsheim. Hier sollen die Kinder ein wenig aufgepäppelt werden. Vom Arzt als zu leicht und zu blaß empfunden und von den Eltern das Besagte vielleicht etwas zu ernst genommen, geht die Reise nun gen Süden. Eines der Kinder ist gerade sechs Jahre alt. Auch diesem Mädchen wurde eine Erholung verordnet. Doch ob sie ihr wirklich gut tut? Bereits vor einigen Wochen sollte die Kleine nach Berchtesgarden reisen. Doch vor der großen Fahrt und besonders vor der langen Zeit ohne Eltern und Geschwister hatte sie eine solche Angst, daß sie am Abend vor der Abreise hohes Fieber bekam. So konnten die Eltern ihr Luischen nicht wegfahren lassen. "Kann ich nicht bei euch bleiben", hatte Luise gebettelt. Sie versprach sogar mehr zu essen, wenn sie nicht fortgeschickt würde. Denn das war ja der Grund, warum der Doktor auf sein Rezept "Sechs Wochen Erholung" geschrieben hatte. Das hohe Fieber hatte Luise vor der Reise nach Berchtesgarden bewahrt, nicht aber vor der um einige Wochen verschobenen Reise ins Kurheim. Denn noch in diesem Jahr sollte die Erholung stattfinden. Luise lag auf der Seite und schaute unter dem vorgezogenen Vorhang drunterdurch nach draußen. Der Zug fuhr und Luise sah nur den dunklen Himmel. In ihrem Arm hielt sie ihren Teddybär. Zu ihrem sechsten Geburtstag hatte sie ihn erhalten. Da wußten Vater und Mutter bereits, daß ihr Luischen weit wegfahren würde. Damit sie dort auf ihrer großen Reise nicht so allein sein sollte, wurde ihr der Teddybär geschenkt. Alle Sachen, die Luise mitnahm, wurden mit ihrem Namen gekennzeichnet, so auch der Teddybär. Unter die rechte Fußpranke wurde Luise geschrieben und unter die linke ihr Nachname. Ganz fest hielt Luise nun ihren Teddy. Er sollte sich schließlich nicht so allein vorkommen. Plötzlich tauchte ein Licht auf. Der Zug schien an einen Bahnhof zu kommen. Er verringerte die Fahrtgeschwindigkeit und hielt mit einem Ruck an. Luise richtete sich auf und schaute hinaus. Ein Schild, das den Ortsnamen trug, war nicht auszumachen. Der Name würde Luise ohnehin nicht sagen, wie weit es jetzt noch war. Sie legte sich also wieder hin und nahm ihren Teddy fester in den Arm. "Du hast es schön warm und weich", flüsterte sie ihrem Teddy ins Ohr. Sie selbst lag auf einer harten Bank mit Kuhlen. Nicht gerade gemütlich. Ihr eigenes Bett wäre Luise tausendmal lieber gewesen. Doch selbst wenn sie die nächsten Wochen auf dem Fußboden hätte schlafen müssen, sie wäre lieber zuhause. "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen Teddy. Schließlich fahren wir ja in die Ferien. Dort soll es ganz hohe Berge geben, nicht so kleine wie bei uns zuhause. Mutti und Papa haben versprochen, uns zu schreiben." So sprach Luise zu ihrem Teddy und machte ihm Mut. Den brauchte er auch. Denn er war ein ängstlicher Teddy und hatte Luises Unterstützung ebenso nötig wie ihre lieben Wünsche, so wie diesen hier:

4. Juli 2007

Gute Nacht