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GUTE-NACHT/2426: Das neue Versteck (SB)


Am Abend kommt Mutter Igel als erste aus dem neuen Versteck. Neugierig wird sie aus der Nähe von dem schwarzen Kaninchen beäugt. Noch ein Stückchen weiter sitzt das braune Kaninchen in seinem Käfig und betrachtet Mutter Igel nicht minder interessiert.

"Was will sie hier?" fragt das eine Kaninchen das andere. "Aber das ist doch klar - ein Zuhause, einen warmen Platz für den Winter." Traurig wiegt das braune Kaninchen seinen Kopf hin und her und fragt erneut: "Hat dieses stachelige Wesen denn gar keine Angst, von den Menschen eingesperrt zu werden wie ich?" - "Das sollten wir vielleicht einmal feststellen", gibt das schwarze Kaninchen zur Antwort und hoppelt auf Mutter Igel zu."

"Guten Abend!" grüßt das Kaninchen. Mutter Igel blickt aufmerksam ihr Gegenüber an. Noch überlegt die Igelin, ob sie sich lieber in eine Kugel verwandeln soll. Aber das Kaninchen sieht ungefährlich aus. "Gleichfalls", grüßt Mutter Igel zurück.

"Ihr seid gestern hier in den Stall eingezogen", stellt das schwarze Kaninchen fest, "habt ihr denn keine Angst vor den Menschen? Sie könnten euch einfach die Tür versperren, wenn ihr alle im Käfig seid. Dann kommt ihr nicht wieder heraus." Das hatte Mutter Igel gar nicht bedacht, als sie im strömenden Regen hier ihr Quartier bezog. "Aber es ist ein so gutes und warmes Versteck!" stellt Mutter Igel fest. "Leider ist es auch sehr gefährlich", erklärt das schwarze Kaninchen, "im vergangenen Winter hatten wir auch einen Igel hier. Die Menschen dachten, er hielte Winterschlaf. Sie versperrten ihm die Tür, weil sie glaubten, damit könnten sie dem Igel helfen. Sie stellten ihm sogar Wasser und Futter hin. Aber dann vergaßen sie ihn und eines Tages wachte er nicht wieder auf."

"Das ist aber eine traurige Geschichte", erkennt Mutter Igel, "da werde ich mich wohl vorsichtshalber doch um eine andere Bleibe umschauen." Das schwarze Kaninchen bleibt noch eine Weile bei Mutter Igel hocken. Dann hat es eine Idee. Im Sommer war es so heiß, daß sich das Kaninchen nach einem kühleren und schattigen Platz umschaute. Unter dem großen Hasenstall gab es ein Loch in der Erde. Dieses buddelte das Kaninchen noch weiter aus.

"Was gut ist für die Wärme, ist auch gut gegen die Kälte", sagt das Kaninchen und gibt Mutter Igel zu verstehen, daß sie mitkommen möchte. Ein Blick auf den Kaninchenstall sagt Mutter Igel, daß ihre Kinder noch immer schlafen. So schnell sie kann, folgt sie dem Kaninchen. Das Erdloch unter dem großen Kaninchenhaus scheint wirklich ein besseres Versteck herzugeben. Ein bißchen größer könnte das Erdloch allerdings schon sein und ausgepolstert müßte es auch noch werden. Mutter Igel beginnt sofort mit der Arbeit und das schwarze Kaninchen hat Lust, ihr zu helfen. Nur das braune Kaninchen hat mal wieder nichts zu tun. Es muß eingesperrt zusehen, wie die anderen beiden sogar ihren Spaß bei der Arbeit haben.

Als die Igelkinder erwachen, erzählt Mutter Igel von dem erneuten Umzug. Zuerst allerdings wird sich an den Äpfeln auf der Wiese und den Würmern im Kompost gestärkt. Danach läd Mutter Igel jedem ihrer Kinder eine gute Portion Heu aus dem alten Stall auf die Igelstacheln auf und dirigiert sie alle in das neue Zuhause, dem Erdloch unter dem großen Hasenstall. Einige Male pendeln die Igelkinder zwischen dem alten und dem neuen Versteck hin und her, bis sie sich endlich alle im neuen Nest zu Ruhe legen können. Die beiden Kaninchen schlafen zu dieser Zeit bereits.

12. September 2007

Gute Nacht