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GUTE-NACHT/2441: Von der Zwölf, die ein Dutzend ergibt (SB)


Zwölf

Zum Geburtstag bekommt Lilli einen Goldkuchen gebacken. Der Kuchen trägt seinen Namen nicht etwa daher, daß er aus Gold besteht - nein, wer wollte das schon essen? Goldkuchen heißt der leckere Kuchen, weil er mit viel Eigelb ohne Eiweiß gebacken wird. Was aber geschieht mit dem übrig gebliebenen Eiweiß?

Nun, das Eiweiß wird zu Eischnee geschlagen und mit den gleichen Zutaten wie der Goldkuchen, nur eben ohne Eigelb, zu einem Silberkuchen gebacken. Lilli findet, daß das doch ganz logisch ist.

Lilli möchte beim Kuchenbacken mithelfen. Oma ist einverstanden. "Holst du mir bitte aus der Speisekammer ein Dutzend Eier?" fragt Oma. "Ein Dutzend! Wieviel ist das?" fragt Lilli. "Zwölf Eier sind ein Dutzend. Aber nicht nur Eier", erklärt Oma, "du kannst auch ein Dutzend Teller kaufen oder Löffel. Immer sind es zwölf Stück. Auf dem Markt kannst du zum Beispiel auch nach einem Dutzend Äpfeln fragen. Dann bekommst du ebenfalls zwölf. Nur nach einem Dutzend Röcke!? Das solltest du lieber lassen. Bei Kleidung spricht man nicht von einem Dutzend. Das liegt wohl daran, daß diese Zählweise eher früher gebräuchlich war. Zu der damaligen Zeit hatten die Menschen aber noch nicht so viele Kleidungsstücke wie heute. Es gab die Arbeitskleidung und den Sonntagsstaat. Viel mehr nicht."

Lilli mag es, wenn Oma von früher erzählt. Während Oma die Eier in die Schüssel haut, fällt ihr folgende Geschichte ein: "Auch wir sind früher zum Markt gegangen und haben dort einige unserer Erzeugnisse verkauft. Ich weiß noch, wie wir - ich mit meiner jüngeren Schwester - einmal mit einem ganzen Gros von Eiern losfuhren und am Markt selber nur mit Eiermatsch ankamen. Das war eine traurige Geschichte. Die Jungs aus dem Dorf hatten uns mächtig geärgert, als wir mit unserem Bollerwaagen loszogen. Auf dem Wagen stand ein ganzes Gros Eier."

"Was ist das, ein Gros?" fragt Lilli. "Zwölf Eier ergeben ein Dutzend, zwölf Dutzend aber sind ein Gros", antwortet Oma. Dann erzählt sie weiter: "Wie gesagt, die Jungen ärgerten uns. Das ließ ich mir aber einfach nicht gefallen. Ich nahm eines der Eier und warf sie dem Jungen, der mir am nächsten Stand, gegen den Kopf. Das Ei zersprang und hinterließ sein klebriges Innenleben auf den Haaren und den Sachen des Jungen. Der war richtig sauer. Gleich ergriff er auch eines unserer Eier und bewarf meine Schwester damit. Die begann zu weinen. Ich nahm das nächste Ei und so ging es immer weiter fort, bis kein Ei mehr heil geblieben war. Da erst wurde mir klar, was ich getan hatte. Leider war es da zu spät. Zuhause habe ich von unserem Vater eine mächtige Abreibung bekommen."

1. Oktober 2007

Gute Nacht