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GUTE-NACHT/2515: Das Schlupfloch zum Dachboden (SB)


Mutter Maus im Sandmannhaus

Erst am nächsten Morgen kehrt Großmutter Maus zurück. "Wärst du jetzt nicht gekommen, ich hätte nach dir gesucht!" sagt Mutter Maus vorwurfsvoll. Aber als sie dann erfährt, was Großmutter Maus für eine Entdeckung gemacht hat, ist sie wieder ganz freundlich und die Sorge um die Mutter ist wie weggewischt. "Wollen wir nicht gleich umziehen?" fragt Großmutter Maus. Die Mäusekinder sind begeistert. Endlich raus aus dem kleinen Karton. Alles kann nur besser sein als dies. Mutter Maus schlägt vor, doch erst noch einmal allein mit Großmutter die neue Umgebung zu erforschen. Aber die Kinder protestieren. Sie wollen alle mitkommen. "Was ist, wenn Kater Mombart an unseren Karton klopft und so tut als sei er du?" fragt da das kleinste Mäuschen, dem die Geschichte von den sieben Mäuslein und dem fetten Kater noch gut in Erinnerung ist. "Also gut, wir gehen alle zusammen."


*


"So, jetzt kann es losgehen!" fordert Großmutter Maus ihre Enkel und die Tochter auf, ihr zu folgen, "aber seid trotzdem leise. Zwar scheint es, daß Kater Mombart gerade nicht im Haus ist, aber man kann ja nie wissen, wann der Kater wieder heimkehrt."

Großmutter will der Familie die neuen Räumlichkeiten zeigen, die sie für geeignet hält, um dort einzuziehen. Mutter Maus ist eher skeptisch. Liegt die neue Wohnung doch in noch höheren Regionen als der Mausekarton derzeit. Großmutter aber ist zuversichtlich: "Das wird alles klargehen. Wir haben eine schöne Aussicht und sind auch sicher vor Kater Mombart."

Großmutter Maus hatte gestern die ganzen oberen Regaletagen abgesucht und etwas Wunderbares gefunden. Hinter einem dicken schweren Buch - sie hätte es fast nicht entdeckt - befand sich ein kleines Loch, kaum sichtbar, aber groß genug, eine Maus durchzulassen. Großmutter Maus probierte es sogleich aus. Sie verhielt sich vorsichtig und war aufs äußerste bedacht, konnte es doch sein, daß hinter der Mauer irgendeine Gefahr lauerte.

Aber dem war nicht so. Einmal durch das Loch in der Wand geschlüpft, breitete sich ein großer Dachboden vor Großmutter aus. Von gegenüber schien das Tageslicht durch ein vergittertes Fenster herein. Auf dem Boden selbst standen viele, alte und verstaubte Sachen. Außer dem Fenster gab es gar keine Tür zu dieser Bodenkammer. Es mußte aber doch einmal eine dagewesen sein. Großmutter suchte alles ab. Dann endlich fand sie eine Klappe im Boden. Doch genau auf der Klappe stand ein schwerer Schrank. Wie war der hierher geraten und wer hatte dieses Zimmer auf diese Weise versperrt? Das waren Fragen, auf die Großmutter Maus keine Antwort wußte. Doch sie stellte gleich fest, daß dieser Dachboden genau das Richtige für ihre Familie war. Wenn es keine Tür gab, konnte auch Kater Mombart hier nicht erscheinen. Sie mußte unbedingt so schnell wie möglich, ihre ganze Familie hierher holen. Dann aber wollte sich Großmutter Maus einen kleinen Augenblick ausruhen. Sie legte sich auf den zusammengerollten Teppich und war schnell eingeschlafen. Sie schlief so gut, daß sie erst an diesem Morgen wieder erwachte.

Aber nun sind die Mäuse ja auf dem Weg nach oben - in höhere Regionen, wie Großmutter zu sagen pflegt. Ein bißchen mulmig ist allen schon. Sie ist noch nie so weit hinaufgestiegen. Den kleinen Mäusen aber macht das Klettern Spaß, und endlich sind sie alle bei dem dicken Buch angekommen. Plötzlich ein Geräusch an der Tür. "Pst!" warnt Mutter. Alle ducken sich. Nach einer Weile späht Mutter Maus über den Rand. Nichts ist zu sehen. Es scheint wohl der Wind gewesen zu sein, der die Katzenklappe an der Haustür bewegt hat. Schnell geht es weiter. Großmutter Maus zeigt den Eingang zur Dachbodenkammer und geht als letzte selber hindurch. Sie achtet darauf, daß ihnen niemand folgt.

Drüben auf der anderen Seite der Wand können es die Mäusekinder gar nicht glauben, einen so tollen Platz gefunden zu haben. Sie wollen gar nicht mehr zurück in den Mäusekarton. Weil es draußen auch langsam dunkel wird, schlägt Mutter Maus vor, daß sie alle nach einem geeigneten Schlafplatz suchen. Einen tollen Platz finden Willi und Mausalinde. Es ist ein ganz alter Sessel. Darauf kuscheln sich alle Mäuse und sagen sich: "Gute Nacht."

29. Dezember 2007

Gute Nacht