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GUTE-NACHT/2648: Ein Pfennig auf Reisen - In Kinderhand (SB)


Ein Pfennig auf Reisen

Froh ist der Pfennig, endlich die Last des Kaugummis nicht mehr auf seiner einen Seite zu spüren. Nur noch einige Fitzel des anhänglichen Gummis kleben an ihm fest. Doch diese wird er auch noch loswerden.

Wo der Pfennig sich jetzt befindet? Er steckt in der Hand des Kindes, das ihn im Gras gefunden hat. Der Pfennig fragt sich, was das Kind nun mit ihm vorhat? Erstmal aber liegt er eine Weile in der warmen Hand. Ab und zu glitzern ein paar Sonnenstrahlen durch die Finger. Dann wieder wird die Hand geöffnet und große Augen blicken auf den Pfennig.

Jetzt möchte der Pfennig gerne wissen, was sich das Kind wohl überlegt. Ob es daran denkt, sich für den Pfennig einen Bonbon zu kaufen. Oder will das Kind mit dem Pfennig auf Reisen gehen? Besser nicht. Davon hat der Pfennig gerade genug. Hat er doch mit dem goldenen Knopf, der Telefonkarte und dem Kaugummi bereits Schiffbruch erlitten.

Nun, vielleicht wird das Kind den Pfennig auch in eine Glasflasche werfen. Früher gab es einen Brauch, Pfennige zu sammeln, um sich davon dann Brautschuhe zu kaufen. Aber dafür ist das Kind noch viel zu klein. Was weiß es schon vom Heiraten, von Mann und Frau und Familie. Für das Kind gibt es Mama und Papa und noch all seine Spielsachen. Das ist genug.

So denkt der Pfennig, bis er plötzlich in das Blau des Himmels geworfen und gleich darauf von den winzigen Händen wieder aufgefangen wird. Angst, den Pfennig wieder zu verlieren, hat das Kind also nicht und einsperren scheint es das kupferfarbene Geldstück ebenfalls nicht. "Das sind doch gute Voraussetzungen für ein gemeinsames Zusammensein", denkt der Pfennig. Da freut sich der Pfennig: "Warum nicht! Warum soll ich zur Abwechslung nicht einmal einem Kind Glück bringen?" So ist die Sache beschlossen.


Erstveröffentlichung am 23. September 2003

4. Juni 2008

Gute Nacht