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GUTE-NACHT/2890: Der Geist in Pantoffeln und die verschwundenen Spuren (SB)


Gute Nacht Geschichten


Den Tag über hatte Mutter lange ausgeschlafen. So kam es, daß die Familie erst wieder beim Abendessen zusammensaß. Da aber bedankte sich Mutter noch einmal bei Paddy und Großmutter für das schöne Geschenk. "Ich habe schon angefangen, ein Schild zu malen. Das können wir an die Straße stellen. Dann kommen Besucher in unser Museum", sagt Paddy. "Bis dahin müssen wir aber noch das Geländer im alten Treppenhaus reparieren, sonst steigt uns das Ordnungsamt aufs Dach", mahnt Mutter.

Paddy möchte wissen, was denn ein Ordnungsamt ist. "Das ist eine Behörde, die überwacht, ob es in den Geschäften ordentlich zugeht, ob die Öffnungszeiten eingehalten werden, das Essen gut ist und so weiter."

Nach einer Weile stellt Mutter Paddy eine Frage, die sie seit letzter Nacht beschäftigt: "Bist du gestern Nacht im Schlaf umhergewandelt?" Großmutter sagt verdutzt: "Diese Frage kannst du doch nicht deiner Tochter stellen. Woher soll sie das wissen? Schlafwandler erinnern sich am nächsten Tag nicht mehr daran. Sie bekommen das Schlafwandeln ja gar nicht mit." - "Jetzt habe ich gar nicht die vielen Kerzen brennen sehen!", beschwert sich Paddy. "Das verstehe ich nicht", staunt Mutter, "wir haben dich doch alle gesehen. Du bist als Geist in Pantoffeln erschienen." - "Nein, das war ich nicht!", protestiert Paddy.

"Wer soll es aber dann gewesen sein?", wundert sich Großmutter. Nach einigem hin und her, sind sich die Drei einig, daß sie noch einmal da oben nachschauen sollten. Gleich nach dem Abendbrot gehen sie hinauf.

Die Treppe knarrt wie jedesmal, wenn sie betreten wird, als wollte sie sich beschweren. Großmutter holt tief Luft, bevor sie die Tür zum Zimmer des Erhängten öffnet. Sie schaltet das spärliche elektrische Licht an. Dann werden die Kerzen angezündet. Es sieht hier drin gespenstisch aus. Doch Gespenster selber sind nicht zu entdecken. Dracula, Merlin, die Weiße Frau und auch der Bauer befinden sich jetzt in ihren eigenen Häusern im Dorf.

"Wie konnten alle nur einen kleinen Geist in Pantoffeln gesehen haben, wenn kein Kind diesen gespielt hat?", wirft Großmutter die Frage auf. "Nun sag schon Paddy, bist du nicht doch hier oben gewesen?", fragt Mutter. "Vielleicht im Traum, aber nicht in Wirklichkeit. Ich habe doch voll geschlafen", erklärt Paddy. Mutter kann es nicht glauben. Doch Großmutter nimmt Paddy ernst: "Wenn sie sagt, daß sie nicht hier oben war, war sie es auch nicht." Mutter versucht eine Erklärung zu finden: "Vielleicht bist du doch schlafgewandelt. Als ich in der Nacht bei dir war, sah ich auf dem Fußboden lauter staubige Fußabdrücke. Es waren die eines Kindes. Wir können einmal nachsehen, ob sie von dir stammen." - "Das wird schlecht möglich sein", meint Großmutter, "ich habe heute bei Paddy gesaugt und gewischt. Da wirst du keine Fußspuren mehr finden."

Plötzlich hat Paddy eine Idee: "Vielleicht sind es die selben Fußabdrücke wie die im Staub auf dem Dachboden?" Ja, Großmutter erinnert sich auch. Dort im Raum, wo Paddy und Großmutter vor einigen Tagen diese Abdrücke fanden, sollten sie einmal nachsehen. Wenn sie noch immer da sind, können die Drei feststellen, ob es sich um Paddys Abdrücke handelt. Sie blasen die Kerzen wieder aus und gehen in den Dachraum. Großmutter greift sich die Taschenlampe aus dem Regal im Flur, geht vor und leuchtet. "Da sind keine Fußspuren mehr!" staunt Großmutter. Wer die wohl verwischt hat? Doch es gibt auch keine Wischspuren. "Laßt uns das morgen noch einmal bei Tageslicht besehen", schlägt Mutter vor, "jetzt bringe ich dich erst einmal zu Bett."

23. März 2009

Gute Nacht