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GUTE-NACHT/3107: Silvestergeräusche (SB)


Gute Nacht Geschichten

Am letzten Tag des Jahres blieb die Garage geschlossen. Niemand mußte mit dem Wagen los, beispielsweise um in der Stadt noch Besorgungen zu erledigen oder Gäste für das Silvesterfest vom Bahnhof abzuholen. Alles war gut vorbereitet im Bauernhaus. So wurde das Garagentor an diesem Tag überhaupt kein einziges Mal geöffnet. Das stimmte die beiden Wichtel nachdenklich. Ging denn dieses Tor nun nie mehr auf?

Zwar war es in der Garage stockfinster, doch die Wichtel kennen keine Uhr und haben, was Zeit angeht, diese im Gefühl. Darum warteten sie geduldig bis zum Abend und hofften, die Ratte würde sich wieder blicken lassen wie in der Nacht zuvor. Doch sie kam nicht.

Plötzlich aber, es mußte kurz vor Mitternacht sein, ging doch noch das Garagentor auf und blieb gekippt stehen. Der Bauer kam gebückt unter dem Tor herein. Er knipste das Licht an und suchte nach etwas.

"Darauf, Licht anzuschalten, hätten wir auch kommen können. Die Menschen haben schließlich überall Licht, selbst im Garten, wo nachts gar keiner entlang läuft", flüsterte der eine Wichtel, blieb ansonsten aber unbeweglich stehen.

Beide Wichtel brauchten sich nun nur in die Augen zu sehen und schon kannten sie ihren Fluchtplan. Sobald der Bauer ganz versunken nach etwas suchen würde, würden die beiden sich unter dem Garagentor hinausschleichen.

Doch der Bauer suchte nicht lange, er fand schnell, wonach ihm der Sinn stand. Er hatte nur ein paar leere Flaschen geschnappt und sie mit nach draußen genommen. Die beiden Wichtel glaubten schon, das Garagentor würde jetzt wieder zufallen. Aber zu ihrer Verwunderung blieb das Tor auf halber Kippe weiterhin offen stehen.

Da der Bauer beim Hinausgehen das Licht ausgeschaltet hatte, konnten die Wichtel sich ungesehen nach vorn schleichen, um hinauszuspähen, ob die Luft zum Entwischen rein war. Genau in dem Augenblick jedoch, da die beiden Wichtel unter dem Garagentor hinausflitzen wollten, zischte etwas neben ihnen vorbei, flog dann kreischend in die Luft hinauf und explodierte dort oben in Tausenden von Sternen.

Zuerst entsetzt, dann wie gebannt blieben die beiden Wichtel bei diesem Schauspiel stehen. Plötzlich Menschenlachen und Gejohle. Das riß die beiden aus ihrer Erstarrung und Verwunderung. Schnell flitzten sie in die Garage zurück. Aus ihrem Versteck konnten sie in den nächsten Minuten weitere zischende Raketen losstarten sehen. Das Schauspiel am Himmel allerdings blieb ihnen von ihrem jetzigen Standpunkt aus versagt. Die vielen Böller, die die nächste halbe Stunde noch lossausten und einem Echo gleich in der Garage mordsmäßigen Krach verursachten, ließen die beiden Wichtel glauben, außerhalb der Garage wäre der Lärm noch um einiges doller. Als sich dann der Lärm etwas legte, waren die Wichtel noch nicht überein gekommen, ob sie es noch heute wagen sollten, die Flucht in den Garten anzutreten. Als sie dann endlich beschlossen hatten, zu verschwinden, fiel mit einem letzten großen Schlag, das Garagentor ins Schloß. Damit war das Schicksal der beiden Wichtel für diese Nacht erst einmal besiegelt.


31. Dezember 2009

Gute Nacht