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GUTE-NACHT/3211: Sandmann in Verkleidung (SB)


Gute Nacht Geschichten

"Hey Sandmann! Du bist gleich an der Reihe!" - "Was?" - "Na, dein Auftritt!"

Der Sandmann hält sich die Wange. Er hat heute Zahnschmerzen. Vor lauter Zahnweh kann er nicht einmal seinen Sandsack halten. Der liegt zu seinen Füßen. Schwerfällig steigt der Sandmann in das Gefährt ein, in dem er gleich auf die Bühne gezogen wird.

Hans aus der Requisite greift sich den Sandsack und reicht ihn dem Sandmann. Doch der winkt nur ab. Hans stellt den Sandsack so neben den Sandmann auf die Bank, daß die Kinder den oberen Teil des Sackes noch gut erkennen können.

Mit der rechten Hand hält sich der Sandmann die rechte Wange, mit der linken winkt er in den Zuschauerraum. "Gut, daß sein Gefährt heute von der linken Bühnenseite zur rechten gezogen wird", denkt Hans, "so sehen die Kinder nicht, wie der Sandmann sich die Wange hält und leidet."

Mitten auf der Bühne bleibt der Wagen wie gewöhnlich stehen. Normalerweise steigt der Sandmann aus, erzählt eine Geschichte und wirft dann den Glitzerstaub, den Schlafstaub, hinunter von der Bühne in den Zuschauerraum.

Heute scheint der Sandmann keine Worte zu finden. Er gestikuliert mit seiner linken Hand und läßt sich von den Kindern nur im Profil sehen. Der Sandmann winkt. Aber es sieht nicht so aus, als ob er damit die Kinder meint. Er scheint den Bühnenarbeitern auf der anderen Seite zuzuwinken, damit sie ihn endlich von der Bühne ziehen. Doch die lassen sich Zeit. Langsam wird es laut im Zuschauerraum. Die Kinder rufen, sie wollen eine Geschichte hören.

Hans sieht den Sandmann winken und erkennt, wer gemeint ist. Doch kann Hans nicht einfach über die Bühne auf die andere Seite laufen, um dem Sandmann zu helfen. Aber er hat eine Idee. Er schlüpft in einen Kartoffelsack und stülpt sich noch einen über. Dann hopst er auf die Bühne und macht ein paar verrückte Verrenkungen, so gut das ein Sack eben kann. Dann hopst er zum linken Bühnenrand, verschwindet kurz hinter dem Seitenvorhang und taucht erneut, immer noch als Sack, wieder auf.

Wahrscheinlich hat er den Bühnenarbeitern gesagt, sie sollen den kranken Sandmann endlich erlösen. Denn jetzt setzt sich das Gefährt des Sandmannes wieder in Bewegung. Da erschallt es plötzlich aus vielen Kinderstimmen: "Der Schlafsand! Bitte noch den Glitzersand."

Der Sandmann scheint in seinen Schmerzen nichts mehr mitzubekommen. Aber der Riesensack, namens Hans, greift von den Kindern unbemerkt in das langsam hinüberrollende Gefährt und zieht den kleinen Sack mit dem Schlafsand heraus. Diesen streut er jetzt so gut es geht in den Zuschauerraum. Dann verbeugt sich noch der Kartoffelsack und verschwindet hinter dem Gefährt des Sandmanns auf der linken Bühnenseite.

Die Kinder klatschen und der Vorhang schließt sich für diesen Abend.


7. Juni 2010

Gute Nacht