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GUTE-NACHT/3260: Der kleine Nachtwächter blickt in den Nachthimmel (SB)


Gute Nacht Geschichten

Manchmal, wenn der kleine Nachtwächter in den dunklen Himmel blickt, sieht er unzählig viele Sterne. Er hat schon versucht, sie zu zählen: "Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn ..." Aber immer wieder kommt er durcheinander. Darum zählt er nur noch auf folgende Weise: "Eins, zwei, drei, ganz viele!" Dann beginnt er zu lachen.

In manchen Nächten sieht der kleine Nachtwächter kein Sternengefunkel am Himmel. Denn die Wolken haben den Himmel verhangen. Dann stellt er sich vor, er läge oben auf den Wolken und könne von hier aus den Sternen nahe sein. Er malt sich aus, wie er mit einer Leiter in den Himmel hinaufklettert oder wie er mit einem Hubschrauber oder besser noch einer Rakete auf den Mond fliegt. Dort baut er sich ein Haus für sich und sein Fernrohr. "Vom Mond aus müßten die Sterne doch viel besser zu betrachten sein", denkt er bei sich.

Aber auch vom Mond aus sind die Sterne noch immer klitzekleine Punkte, so weit sind sie entfernt. Manche von ihnen sind schon längst verloschen und leuchten gar nicht mehr. Das Licht, das sie ausgeschickt haben, ist aber noch immer zur Erde hin unterwegs und kann gesehen werden, obwohl es den Stern vielleicht gar nicht mehr gibt. So unvorstellbar groß ist das All.

Wenn der kleine Nachtwächter daran denkt und sich vorstellt, daß es hinter den sichtbaren Sternen noch weitere gibt, die er nicht entdecken kann, dann schwirrt ihm bald der Kopf. In diesen Momenten besinnt er sich, wendet seinen Blick ab vom Nachthimmel und blickt lieber auf die Häuser seiner Stadt. Er denkt an die Menschen, die jetzt gerade schlafen. All diese Bewohner kann er zählen und an sie denken. Sie sind nah und nicht nur ein Punkt am Himmelszelt. Dann freut sich der kleine Nachtwächter, daß er hier unten auf der Erde ist. Selbst der Hahn auf dem Kirchturm ist ihm dann schon zu weit oben. Dann geht durch die Straßen, lauscht seinen eigenen Schritten und freut sich, hier unten in seiner kleinen Stadt zu sein.


22. September 2010

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