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GUTE-NACHT/3270: Der kleine Nachtwächter im Apfelparadies (SB)


Gute Nacht Geschichten

Am Tag ist der kleine Nachtwächter selten in seiner Stadt zu sehen. Am Abend jedoch tritt er vor die Tür und begibt sich mit der Taschenlampe in der einen und der Laterne in der anderen Hand auf seinen Rundgang durch die Stadt. Anschließend umkreist er die Häuser und die Kirche von dem erhöhten Rundgang der Stadtmauer aus. Er grüßt den Hahn auf dem Kirchturm. Doch der dreht sich nur im Wind. Manchmal besucht er danach noch die Gärten und den kleinen Weiher.

An diesem Abend findet er in einem der Gärten eine ganze Igelfamilie vor. "Was ist denn hier los?", wundert er sich. Die Igelmama, die dem kleinen Nachtwächter schon öfter begegnet ist, rollt sich nicht gleich ein wie es ansonsten Igelart ist. Sie stellt stolz all ihre Igelkinder vor. "Das ist Ingo, der ist immer ein bißchen verträumt. Und hier ist Ilona, sie ist die Lebhafteste und auch Vorwitzigste von allen. Manchmal mußte ich sie schon ermahnen, sich doch schnell bei Gefahr einzuigeln. Aber sie will einfach alles mitbekommen. Die beiden Kleinen hier spielen am liebsten. Darum sind sie auch noch nicht so schön schwer geworden. Sie futtern einfach zu wenig. Doch für den Winter brauchen sie ein dickes Fettpolster. Das bereitet mir wirklich Kummer. Meine beiden letzten Kinder - Igor und Immi - die sind das genaue Gegenteil. Sie futtern die ganze Zeit und können gar nicht genug ergattern. Dabei will jeder von ihnen immer nur das Beste abbekommen."

Ein Quieken unterstreicht die Rede der Igelmama. Die beiden Igelkinder Igor und Immi streiten sich gerade wieder einmal um einen sehr großen Apfel. Jeder möchte ihn für sich ganz allein. "So geht das die ganze Zeit", klagt die Igelmama. Der kleine Nachtwächter nimmt seine Laterne hoch und beleuchtet die Wiese. "Hier sind doch jede Menge Äpfel. Genug für alle", meint der kleine Nachtwächter. Mit seiner Taschenlampe strahlt er ein paar besondere Exemplare an und ruft: "Hier ist ein Fetter. Und hier noch ein viel größerer. Und da ..."

Auf sein Rufen hin lassen die beiden Igelkinder Igor und Immi von ihrem Zankapfel ab und laufen schnell hinter dem Lichtkegel der Taschenlampe hinterdrein bis jeder erschöpft bei einem Apfel liegenbleibt. Igor hat einen ganz fetten Grünen gefunden und Immi hat sich neben einem Roten niedergelegt. Jetzt sind die beiden viel zu sehr aus der Puste, um noch zu streiten. Sie erfrischen sich lieber an jenem Apfel, der gerade vor ihnen liegt. "Mhm, schmeckt der grüne Apfel gut", kommt es da von Igor. Auch Immi findet den roten Apfel: "Lecker!"

Aber kaum ein paar Bissen genossen, da gehen die Streitigkeiten schon wieder von neuem los. "Der Grüne schmeckt besonders süß!", hebt Igor an. "Der Rote ist noch viel süßer. Das weiß doch jeder, daß die Roten leckerer sind", kontert Immi. Der kleine Nachtwächter schüttelt den Kopf. "Da kann man wohl nichts machen, wenn zweie immer nur streiten wollen!", sagt er und verläßt den Garten. Jetzt wird es dort wieder dunkel.


11. Oktober 2010

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