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GUTE-NACHT/3282: Der kleine Nachtwächter wirft Stöckchen (SB)


Gute Nacht Geschichten

Rebell begleitet den kleinen Nachtwächter bei seinen Runden durch die Stadt und auf dem Rundgang entlang der Stadtmauer. Der schwarze Hund kommt freudig mit. Manchmal läuft er ein Stückchen voraus, dann wieder bleibt er hinterdrein. Aber nicht lange. Schnell holt er den kleinen Nachtwächter wieder ein. Dann bringt er meist etwas mit - ein Stöckchen, eine alte Tüte, auch mal einen Ball.

Der kleine Nachtwächter klemmt sich die Taschenlampe unter den Arm, nimmt das Stöckchen und wirft es fort. Sogleich läuft Rebell los, um das Stöckchen wieder zu holen. Das bereitet ihm zusehends Spaß.

"Wenn ich bloß meine Taschenlampe irgendwo einstecken könnte", überlegt der kleine Nachtwächter. "Anstelle des Stöckchens könntest du sie eigentlich tragen!", gibt er dem Vierbeiner zu verstehen. Wahrscheinlich hätte Rebell nicht einmal etwas dagegen. Aber der kleine Nachtwächter glaubt nicht, daß seine Taschenlampe dann noch lange heil bleibt. "Bestimmt findet Rebell ein Stöckchen oder einen alten Schuh und läßt sogleich die Taschenlampe fallen", glaubt er.

Alten Schuh? Ja, Schuhe sind Rebells Spezialität. Deshalb hat der kleine Nachtwächter nach langem bei sich zuhause aufgeräumt und alle Schuhe in den Schuhschrank gestellt. Ständig brachte Rebell ihm einen Einzelnen oder gleich das ganze Paar an. Er fand sogar den seit langem vermißten Gummistiefel. Dieser lag ganz hinten unter dem Bett. Spielen und Suchen ist eben Rebells Leidenschaft.

Gerade ist Rebell wieder ein Stückchen vorgelaufen. Aus dem Stand wagt er einen Sprung und hechtet sich mit der Schnauze direkt in das kleine Wiesenstück unter dem Eichbaum. Nun hat er etwas im Maul, das er freudig anbringt. "Oh, nein!", ruft der kleine Nachtwächter aus. Denn er sieht den nackten Schwanz aus Rebells Maul hängen. "Laß sofort das Mäuschen wieder frei!", fordert der kleine Nachtwächter ihn auf.

Rebell weiß gar nicht, warum sein neues Herrchen mit ihm schimpft. Immerhin hat er doch leckere Beute angeschleppt. Er gibt die Beute ab, wie ihm befohlen.

Das auf den Boden gefallene Mäuschen schüttelt sich, richtet sich auf und stemmt die Vorderbeine in die Seiten. Dann droht es mit der rechten Pfote und flugs ist es verschwunden.

"Daß du mir nicht noch einmal ein Mäuschen, einen Frosch oder gar eine Ratte anschleppst!", weißt der kleine Nachtwächter seinen Begleiter zurecht. Der sieht den Menschen etwas nachdenklich an, schüttelt sich und läuft wieder ein Stückchen voraus. "Na gut", sagt er sich, "dann lasse ich eben alles was sich bewegt in Ruhe. Andere Dinge sind sowieso leichter zu fangen! Mal sehen, was ich jetzt finde."


27. Oktober 2010

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