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GUTE-NACHT/3365: Der kleine Nachtwächter und die Zwiebeln (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Feucht wird der kleine Nachtwächter aufgeweckt, denn sein Hund Rebell schleckt ihm mit der Zunge über die Wange. "Aber nicht doch!", stöhnt der kleine Nachtwächter, setzt sich dann aber auf und streckt sich. Es folgen ein paar Schüttelbewegungen mit dem ganzen Körper und schon ist der kleine Nachtwächter wieder fit. Er greift nach seiner Taschenlampe und der Laterne. Beides ist noch da.

"Also laß uns losmarschieren." Darauf hat Rebell schon die ganze Zeit gewartet. Freudig springt er voran. Das Ziel der beiden ist die kleine Stadt, deren Silhouette sich am Horizont abzeichnet. Der kleine Nachtwächter will dort nach Arbeit fragen. "Vielleicht haben wir Glück!", denkt er. "Mal wieder für eine längere Zeit an einem Ort verweilen ...", das wünscht er sich sehr.

Langsam geht die Sonne unter und taucht die ferne Stadt in ein rotes Farbenmeer. Der Tag ist warm gewesen, ein rechter Frühlingstag. "Rebell, was treibst du da?", ruft der kleine Nachtwächter. Schon kommt sein Hund angelaufen und hält eine Tüte im Maul.

"Gib ab!", ordnet der kleine Nachtwächter an. Rebell läßt die Tüte fallen. "Das sind ja Zwiebeln", stellt der kleine Nachtwächter fest, "Blumenzwiebeln. Sie sind sogar schon am sprießen." Das kann er durch die klarsichtige Plastiktüte erkennen. In dieser Tüte sind mehrere Löcher eingestanzt, damit die Zwiebeln Luft bekommen.

"Schau mal, hier klebt noch ein Preisschild dran. Bestimmt hat jemand nach dem Einkauf die Tüte hier verloren." Der kleine Nachtwächter hält Rebell die Tüte hin. Der will sie gleich wieder ins Maul nehmen. "Nein, laß mal. Ich überlege einmal, was jetzt damit zu tun ist?"

"Wir könnten die Tüte zurücklegen, vielleicht sucht jemand schon nach ihr. Aber wenn sie nicht gefunden wird, vertrocknen die Zwiebeln und die Blumen können nicht wachsen. Wir können die Tüte auch in der Stadt in das Fundbüro bringen. Aber wer wird schon nach ein paar Zwiebeln fragen? Diese Mühe macht sich wohl kaum jemand. Und so vertrocknen die Zwiebeln schon wieder."

Am Rande des Weges liegt ein Stein, auf diesen setzt sich der kleine Nachtwächter und überlegt weiter. Schließlich öffnet er die Tüte an einer Ecke und nimmt eine der gekeimten Zwiebeln heraus. "Ihr müßt doch jetzt bestimmt in die Erde gesteckt werden. Aber ist es da nicht noch ein bißchen zu kalt? Kann der Nachtfrost euch nicht schaden?" Die Zwiebel antwortet nicht.

Der kleine Nachtwächter steckt sie zurück in die Tüte und kratzt sich am Kopf. "Was soll ich jetzt bloß mit den Zwiebeln anfangen?", grübelt er. Dann entscheidet er sich, sie in seinen Rucksack zu packen und sie alsbald, in den nächsten Tagen, an einem schönen Fleckchen einzugraben. "Bis dahin könnt ihr noch ein bißchen in meinem Rucksack schlummern und eure Kräfte sparen! Gute Nacht."

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23. März 2011