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GUTE-NACHT/3382: Der kleine Nachtwächter entdeckt Feuer (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Als der kleine Nachtwächter an diesem Morgen heimkehrt, wünscht er sich nichts sehnlicher als in sein Bett zu fallen. Doch bereits an der Tür empfängt ihn ein leckerer Duft nach heißer Schokolade, Bratkartofffeln und Speck. Da fällt es ihm wieder ein: "Ich habe mich ja mit Anton zum Frühstück verabredet! Also gut."

"Guten Morgen, Anton. Hier riecht es wirklich lecker." - "Das freut mich, ich habe für uns auf der Terasse gedeckt", läd Anton den kleinen Nachtwächter ein. "Gibt es eigentlich was zum Feiern?", möchte der kleine Nachtwächter wissen. "Vielleicht", gibt Anton geheimnisvoll von sich, "aber erst wird gefrühstückt."

Nach den ersten Happen fragt Anton, was denn in der Nacht so los gewesen war? "Ach, wenn man so jede Nacht unterwegs ist und ansonsten wenig unter Menschen ist, vergißt man schnell die Zeit. Und so erging es mir. Doch das Geschehen versetzte mich wieder in unseren Zeitrahmen zurück."

"Was ist denn geschehen?", möchte Anton endlich wissen. "Gestern abend roch es auf meiner Runde so verbrannt. Zuerst konnte ich mir das gar nicht erklären. Dann aber sah ich Rauch und nicht nur an einer Stelle. Ich wußte gar nicht, wohin ich zuerst laufen sollte. Und wenn ich die Feuerwehr einschalten müßte, war es doch wichtig genau zu wissen, wo das Feuer brannte. Also lief ich in die Richtung, aus der der meiste Rauch herüberwehte. Dort angekommen, stellte sich alles als ein Irrtum heraus."

"Was war geschehen? Erzähl!", drängt Anton. "Na, weißt du es denn auch nicht?", fragte der kleine Nachtwächter, "in der gestrigen Nacht wurden doch überall Maifeuer entzündet." - "Wirklich! Das hatte ich ja glatt vergessen", stellt Anton fest. "Na, jedenfalls war ich froh, daß es kein unkontrolliertes Feuer war und ein Haus oder eine Scheune brannte. Es waren extra zusammengetragene Äste und Zweige. Und der Bauer, auf dessen Grundstück das Feuer brannte, sagte mir, daß er alle Zweige am Morgen noch einmal umgeschichtet habe, damit sich auch keine Tiere zwischen den Zweigen versteckten oder gar ihre Nester darin bauen würden. Sie sollten ja schließlich nicht in dem Feuer umkommen." - "Das ist aber klug gedacht", findet Anton. "Ja. Und damit auch du von dem Maifest etwas hast, habe ich dir ein Holzscheit mitgebracht. Es ist ein Stückchen von einem alten Baum. Na, wo ist es denn bloß? Ach, ich habe das Scheit vor der Tür liegengelassen. Ich hole es schnell."

Zwar findet Anton, daß der kleine Nachtwächter es auch später holen kann, doch der besteht darauf, seinem Freund das Mitbringsel gleich zu übergeben. "Es ist ein Stück von einer alten Weide, so dick wie ein starker Arm und so lang wie ein Buch hoch ist. An der Seite ist er leider gespalten", erklärt der kleine Nachtwächter. "Das macht nichts. Die Rinde sieht wirklich toll aus", damit legt Anton das Holzstück beiseite und trinkt seinen Kakao. Dann sagt er: "Nun habe ich eine Überraschung für dich." - "Ich bin ganz Ohr!", sagt der kleine Nachtwächter. "Also, ich bin sehr froh, daß ich hier bei dir wohnen und in deinem Bett schlafen durfte, wenn du des Nachts unterwegs warst. Aber jetzt wird es Zeit, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Ich habe eine Arbeit gefunden und auch eine Wohnung."

Der kleine Nachtwächter ist sprachlos. Damit hatte er nicht gerechnet. "Aber es ist doch für mich gar kein Problem, wenn du hier bist. Wir können uns die Wohnung gut teilen", findet der kleine Nachtwächter. "Ich weiß deine Fürsorge zu schätzen. Aber vielleicht kannst du ja noch einmal einem anderen Menschen helfen, und ich bin ja nicht aus der Welt. Ich komme dich oft besuchen. Schließlich sind wir jetzt Freunde."

"Mhm", gibt der kleine Nachtwächter nur von sich. Er ist sprachlos. Nach einer Weile fragt er: "Wann ziehst du denn um?" - "In den nächsten Tagen. Also mach dir keine Sorgen, wenn du heute abend aufstehst, bin ich noch da." - "Dann ist es ja gut", gähnt der kleine Nachtwächter, "ich bin wirklich hundemüde ..." Bei dem letzten Wort fällt ihm Rebell ein. "Wo steckt bloß unser Hund?", fragt er.

Anton und der kleine Nachtwächter sehen sich auf der Terasse und dann in der Wohnung um. Auch Rebell ist von der langen Nacht ganz müde und liegt schlafend in seinem Körbchen. "Na, dem folge ich jetzt nach", damit empfiehlt sich der kleine Nachtwächter, verschwindet noch kurz im Badezimmer und liegt dann sogleich in seinem Bett. Gute Nacht.

Ölkreidezeichnung: Feuer - © 2011 by Schattenblick

30. April 2011