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GUTE-NACHT/3384: Der kleine Nachtwächter ist nicht allein (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter



Wenn ich durch die Straße geh', duda duda,
und kein Mensch am Fenster seh', duda duda,
bin ich doch nicht ganz allein, duda duda,
denn Rebell will bei mir sein, duda duda dä ...

Wenn ich durch die Straße geh', duda duda,
in der Stadt kein Licht mehr seh', duda duda,
bin ich doch nicht ganz allein, duda duda,
meine Laterne zeigt ihren Schein, duda duda dä ...


Dieses Lied singt der kleine Nachtwächter schon den ganzen Abend und zwischendurch pfeift er eine Strophe. Dabei schwenkt er seine Laterne und malt mit der Taschenlampe Kreise in die Luft.

"Was ist los, kleiner Nachtwächter? Warum hast du so gute Laune?", fragen die wenigen Leute, die noch unterwegs sind. Wer sie sind, die da so spät am Abend noch unterwegs sind? Nun, es ist der Organist, der nach der Arbeit noch in der Kirche auf der Orgel geübt hat, damit ihm am Sonntag während des Gottesdienstes kein Patzer unterläuft. Er zieht seinen Hut und grüßt den kleinen Nachtwächter. Doch ein Gespräch beginnt er nicht. Schließlich warten zuhause noch die Kinder, die erst schlafen können, wenn der Vater ein Lied vorspielt und am besten die Mutter dazu singt.

Dann begegnet dem kleinen Nachtwächter auch der Wirt, der endlich nach vielen Stunden seine Gaststätte absperren kann. "Es war ein langer Tag", stöhnt er und kann nicht verstehen, wie man zu dieser Stunde noch so fröhlich sein und ein Lied auf den Lippen haben kann. "Gute Nacht, kleiner Nachtwächter", gähnt er und geht direkten Weges nach Hause.

Dann schleicht da noch die schwarze Katze um die Häuserecken, immer auf leisen Pfoten, um die Mäuschen nicht zu warnen, schließlich will sie die ja fangen und eines davon dem Frauchen nach Hause bringen und vor ihr Bett legen, am liebsten sogar auf ihre Pantoffeln. Doch das mag Frauchen ganz und gar nicht und bekommt sogar einen Tobsuchtsanfall, obwohl die schwarze Katze ihr immer die leckerste Maus aufhebt. Einmal war das mitgebrachte Mäuschen nur in Ohnmacht gefallen. Als da die Frau zu schreien anfing, wurde das Mäuschen wieder wach und begann sofort herumzulaufen und einen Weg nach draußen zu suchen. Was hat die Frau geschrien und getobt. Zum Glück öffnete sie alle Türen und das Mäuschen konnte entkommen.

Auch die Nachtschwester begegnet dem kleinen Nachtwächter. Sie eilt schnellen Schrittes zum Krankenhaus, um ihre Kollegin abzulösen. "Du könntest mal bei den Kindern auf der Kinderstation vorbeikommen und ihnen ein Lied vorsingen", schlägt sie vor und eilt gleich weiter. "Vielleicht werde ich das einmal machen", entgegnet der kleine Nachtwächter, "ich werde auf jeden Fall darüber nachdenken."

Nun sind nur noch der kleine Nachtwächter und Rebell unterwegs. Die letzten Lichter der Stadt verlöschen, aber die Kerze in der Laterne des kleinen Nachtwächters brennt weiter die ganze Nacht hindurch und erhellt den Weg der beiden.

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3. Mai 2011