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GUTE-NACHT/3448: Knopf, Knöpfchen und Auge durch Stoffbahnen getrennt (SB)



K N O P F ,   K N Ö P F C H E N   &   A U G E

durch Stoffbahnen getrennt


Was bisher geschah: Knopf und Auge bibberten in der linken Kitteltasche von Schwiegermutters Schürze vor Sorge um ihren Freund und hofften zugleich, daß Knöpfchen bald wieder mit ihnen vereint sein würde. Derweil lag Knöpfchen in der Hand der alten Dame. Sie wollte den kleinen Knopf in die Kiste zu all ihren anderen Knöpfen stecken, als das Telefon klingelte. Damit nun der kleine Knopf ihr beim Telefonieren nicht im Weg war, steckte sie ihn in eine ihrer Kitteltaschen. Leider in die rechte. Denn Knopf und Auge saßen in der linken fest ...

Schwiegermutter war am Telefon angelangt und nahm den Hörer ab. Es schien etwas Aufregendes geschehen zu sein, denn sie zog eilig ihren Kittel aus und hängte ihn an einen Garderobenhaken. Dann warf sie sich ihren Mantel über. Schlüssel klapperten, die Wohnungstür fiel ins Schloß.

Inzwischen hatte Auge ein kleines Loch in der Kitteltasche entdeckt und konnte hindurch spähen. "Laß mich auch mal", forderte Knopf eindringlich. Doch als er endlich an der Reihe war, sah er nur noch die Tür ins Schloß fallen.

Knöpfchen hatte von all dem
nichts gesehen. Er fragte sich, wo er war und wo die
anderen beiden steckten. Die ungewöhnlichen Geräusche -
das Klingeln des Telefons, das Schlüsselgeklapper und
das Türschlagen - machten ihm Angst. Doch da nun
alles ruhig blieb, traute sich Knöpfchen nach seinen
beiden Freunden zu rufen. Erst etwas leise, dann immer
lauter: "Knopf, Auge.   K n o p f !   A u g e ! "

Plötzlich bewegte sich etwas in der Kitteltasche. Etwas drückte den Stoff von außen nach innen. Knöpfchen erschrak. Dann aber hörte er schon Knopfs Stimme. Sie klang etwas gedämpft, aber sie schien sehr nah. "Kannst du mich fühlen?", fragte Knopf, "ich trete gleich noch einmal gegen die Stoffwand!"

Wieder beulte sich der Stoff der Kitteltasche, in der
Knöpfchen saß, nach innen. Doch diesmal wußte er,
daß Knopf dahinter steckte. Durch das Aufhängen des
Kittels hing der Kittelstoff in Falten, und somit lagen
einige Stoffteile übereinander und berührten sich.

Nachdem Knopf Knöpfchen nun ganz in seiner Nähe wußte, war für ihn nur noch herauszufinden, wie Knöpfchen von der linken Kitteltasche in die rechte gelangen konnte. Knopf ließ sich von Auge hochhelfen und blickte über den Rand der Schürzentasche.

Was war er erleichtert, als er sah, daß beide Kitteltaschen genau aneinanderstießen. Schwiegermutter hatte ihren Kittel schnell ausgezogen und in der Eile keine Zeit mehr gehabt, den Kittel sorgfältig aufzuhängen. Deshalb stießen die beiden Kitteltaschen genau aneinander.

In seiner Freude bewegte sich Knopf so zappelig, daß Auge ihn nicht mehr halten konnte und los ließ. Knopf fiel rücklings wieder in die Kitteltasche hinein, und diesmal landetet er auf Auge.

Knöpfchen in der Nachbartasche konnte das nicht sehen, aber er spürte wie die Stoffwände sich bewegten und hörte Auge stöhnen. "Was ist los?", rief Knöpfchen aufgeregt zu den anderen hinüber. "Alles okay!", beruhigte ihn Knopf. Wenn auch Auge noch nicht seiner Meinung war, äußerte er sich dennoch nicht dazu. Er rappelte sich langsam wieder hoch und stellte fest: "So geht es nicht!"

"Könnt ihr mich endlich hier rausholen?", fragte Knöpfchen nach einer Weile. Diesmal war es Auge, der die Initiative ergriff. "Laß uns mal durch das kleine Loch von vorhin schauen. Vielleicht ist in der anderen Kitteltasche ja auch ein Fenster. Dann kann Knöpfchen einfach umsteigen", war Auges Vorschlag. "Das ist knopfig!", strahlte Knopf und hielt Knöpfchen gleich dazu an, nach einem Loch in seiner Kitteltasche zu suchen. Aber Knöpfchen fand kein Loch. "Nicht aufgeben!", ermutigte ihn Auge, "schau lieber noch einmal nach!"

Es dauerte nicht lange und Knöpfchen rief ganz aufgeregt: "Hier ist eins! Hier ist doch ein Loch!" Auge spähte nun durch das Loch in der linken Kitteltasche, während Knöpfchen durch das Loch in der rechten lugte. "Ich sehe euch aber nicht", kam eine enttäuschte Stimme aus der rechten Kitteltasche. "Nicht aufgeben!", befahl Auge, "und Vorsicht! Ich stecke etwas Spitzes durch das Loch. Kannst du es sehen?"

Ja, jetzt konnte Knöpfchen erkennen, wo das Fenster der linken Kitteltasche war. Es lag nicht weit entfernt. Da sollte Knöpfchen schon hinüberreichen. Jedoch ein anderes Problem stellte sich ein. Das Loch in Knöpfchens Kitteltasche war viel zu klein, als daß er hindurch hätte kriechen können.

"Oh knopf, was mache ich nur? Ich passe durch das Loch nicht hindurch", traurig teilte Knöpfchen das seinen Freunden mit. Knopfs erster Gedanke war, das Loch einfach zu vergrößern. Das bedeutete aber, daß sie den Stoff der Kitteltasche zerreißen müßten. Das fand Knopf keine so gute Idee. Auch Auge dachte darüber nach und erinnerte sich sogleich wieder daran, wie er vom Kopf des Teddys abgerissen wurde. Den Stoff des Kittels zu zerreißen, kam nicht in Frage. Schließlich konnten sie nicht nähen und alles wieder in Ordnung bringen. Und selbst nach einer Reparatur würde der Stoff nicht mehr so schön sein wie zuvor.

In ihrer Suche nach einer Lösung hatten die Drei nicht bemerkt, wie es um den Kittel herum und in den Taschen selber immer dunkler wurde. Doch jetzt wurde es ihnen bewußt, der Abend war gekommen und die Nacht ließ nicht mehr lange auf sich warten. Mit ihrer Rettungsaktion würden sie bis morgen warten müssen. Vielleicht fiel ihnen bis dahin auch eine passende Lösung für ihr Problem ein.

Trotz der Trennung konnten Knopf und Knöpfchen dicht beieinander liegen, wenn auch die beiden Stoffwände des Kittels sich unweigerlich zwischen ihnen befanden. Den Gute-Nacht-Gruß allerdings konnten die Stoffwände nicht verhindern.

"Gute Nacht."

Knopf und Knöpfchen - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 9. August 2011