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GUTE-NACHT/3469: Der kleine Nachtwächter klopft an (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter klopft an



Der kleine Nachtwächter und sein Hund Rebell haben auf ihrem Weg zum Zoo eine Burg entdeckt. Sie lassen es sich nicht nehmen, diese einmal aus der Nähe zu besichtigen, wenn sie denn eingelassen werden.

Zuerst aber umrunden sie das gesamte Gemäuer. "Merkwürdig", findet der kleine Nachtwächter, "hier sind kaum Geräusche von Menschen zu hören, nur Vogelgezwitscher und ein seltsames Klappern." Nach einer anstrengenden Umrundung durch Buschwerk und Gestrüpp sind die beiden endlich wieder an dem großen Tor angelangt. Sie hatten sich ihre Burgumkreisung ganz anders vorgestellt. Doch ein breiter Weg lief nicht außen herum. Nur ein schmaler Trampelpfad lud sie eingangs ein, ihm zu folgen.

Die Tore der Burg sind geschlossen. "Vielleicht wohnt hier gar niemand mehr?", ist eine der vielen Möglichkeiten, die dem kleinen Nachtwächter durch den Kopf gehen. Dennoch versucht er die Tür neben dem großen Tor zu öffnen. Er drückt die Türklinke herunter und die Tür gibt quietschend nach. Einen Blick in den Burghof kann der kleine Nachtwächter gerade noch erhaschen, bevor ein riesiger Mann, breitbeinig und mit ausladenden Schultern vor ihm auftaucht und den gesamten Türrahmen einnimmt.

Er zeigt auf eines der vielen Schilder, die da an einem Pfosten am Wegesrand angenagelt sind. "Betreten verboten." Ohne auch nur eine Äußerung des kleinen Nachtwächters abzuwarten, knallt der Mann ihm die Tür vor der Nase zu und scheint von innen gleich noch einen Riegel umzulegen.

Der kleine Nachtwächter ist über diese Unfreundlichkeit sehr empört. Er kann gar nicht verstehen, warum der Mann so außer sich war. Dann pfeift er nach Rebell. Doch sein Hund erscheint nicht. Beim nächsten Pfeifen nimmt der kleine Nachtwächter einen Bellen wahr, daß sehr leise klingt. War ihm Rebell gar nicht gefolgt und hatte sich noch irgendwo im Gebüsch aufgehalten?

Der kleine Nachtwächter geht ein Stück den Pfad, den sie um die Burg herum gekommen sind zurück und ruft und pfeift gleich noch einige Male. Dann aber erinnert er sich. Rebell war ihm bis vor das Tor gefolgt. "Erst als ich mich zu dem Pfosten umgedrehte, habe ich ihn aus den Augen verloren. Ob er vielleicht zwischen den Beinen des schrecklich großen Mannes in die Burg hinein gestürmt ist?", fragt sich der kleine Nachtwächter.

Zwar schaudert ihm bei dem Gedanken, dem Riesen noch einmal zu begegnen. Doch wenn Rebell in der Burg ist, muß er befreit werden. Also klopft er an die Tür. Als aber niemand erscheint, nimmt sich der kleine Nachtwächter einen dicken Stock und klopft damit erneut dagegen. Diesmal wird die Tür geöffnet und der riesige Kerl befördert zornig Rebell vor die Tür. Ohne weitere Worte knallt er diese erneut dem kleinen Nachtwächter vor der Nase zu.

"Was für ein schrecklicher Mensch", schimpft der kleine Nachtwächter, "hat er dir irgendetwas getan?" Rebell schüttelt sich nach allen Seiten und freut sich endlich wieder im Freien zu sein. Schnell ziehen die beiden von dannen. Ein Stück von der Burg entfernt setzt sich der kleine Nachtwächter erschöpft nieder. Er streichelt Rebell das Fell und reicht ihm ein Stückchen Wurst. Doch was ist das? Als Rebell sein Maul öffnet, klemmt da zwischen seinen Zähnen ein Stückchen Papier. Der kleine Nachtwächter zieht es vorsichtig heraus und stellt fest, daß es eine Ecke von einem Geldschein ist. Das findet er äußerst merkwürdig. In dieser Nacht kann er kaum ein Auge zutun.

Laterne - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 6. September 2011