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GUTE-NACHT/3485: Der kleine Nachtwächter braucht ein rotes Tuch (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter braucht ein rotes Tuch



In der Burgküche bei einer Tasse Tee sitzt der kleine Nachtwächter und überlegt, woraus er sich eine Fahne mit rotem Banner basteln kann. Diese Fahne soll er hissen, wann immer er jemanden aus dem Dorf zu Hilfe rufen will.

Rebell liegt zu seinen Füßen. Plötzlich aber springt der Hund auf und läuft zur Tür. "Rebell, du hast recht. Wenn wir hier nur herumsitzen, finden wir niemals einen roten Stoff für die Fahne, und den Fahnenstiel brauchen wir ja auch noch."

Also steht der kleine Nachtwächter auf und schlurft auf seinen Pantoffeln durch die Burgräume. Im Saal hängt ein alter Wandbehang. Es ist schon sehr lange her, als dieser gewebt wurde. Er zeigt das Wappen der Burg auf einem roten Untergrund. Rebell schnüffelt an ihm herum.

"Ja, er ist schön rot. Das entgeht mir nicht", sagt der kleine Nachtwächter. Er nimmt den Teppich in die Hand und wiegt ihn hin und her. "Das Wappen würde sich sicher herrlich dort oben auf den Burgzinnen machen. Aber so ein alter Teppich wiegt schon einiges. Der wird für alle Stöcke, die wir finden, viel zu schwer sein."

So geht der kleine Nachtwächter weiter. In einem der anderen Räume findet er eine rote Decke auf einem massiven Holztisch. Sie fällt ihm sofort auf. Er zieht an ihr, kann sie aber nicht unter der auf dem Tisch stehenden Truhe hervorziehen. Sie reißt eher entzwei. "Was wohl so Schweres in der Kiste steckt? Geld, Gold oder Edelsteine?", das würde der kleine Nachtwächter gern wissen. Aber die Truhe läßt sich nicht öffnen. "Wir sollten die Augen offen halten, ob wir einen passenden Schlüssel finden! Aber wir wollen uns nicht verzetteln. Erst einmal suchen wir ein passendes rotes Tuch."

Doch wie lange der kleine Nachtwächter auch sucht, er kann nirgends einen geeigneten Stoff entdecken. Die roten Vorhänge, die da an einem der Fenster hingen, waren viel zu durchlöchert, sonst hätte er davon wohl ein Stückchen abgeschnitten. Und der rote Läufer vor dem Ritterstuhl war ihm viel zu staubig.

Der kleine Nachtwächter zieht sich in sein eigenes Reich zurück. Er will die Laterne für später holen. Außerdem ist ihm kalt. Solch dicke Mauern aus denen die Burg erschaffen ist, lassen die Wärme der Herbstsonne nicht herein.

"Ich werde mir einen Pullover überstreifen, einen schönen dicken", bei diesen Worten zieht er einen Pullover aus seinem Rucksack hervor. Rebell wufft. "Was ist?", fragt der kleine Nachtwächter und blickt zwischen Rebell und dem Pullover hin und her. Endlich wird ihm klar, was Rebell mitteilen will.

"Das ist eine gute Idee", strahlt der kleine Nachtwächter über das ganze Gesicht, "mein roter Pullover gibt bestimmt eine tolle Fahne ab. Laß uns schnell einen Stock suchen, an dem wir ihn festbinden können."

Im Stall findet der kleine Nachtwächter was er braucht. Bald ist die Fahne fertig und wird sogleich auf der Burgmauer angebracht. "Wollen wir doch mal sehen, ob der Herr Bürgermeister die Nachricht erhält!"

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zum 21. Oktober 2011