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GUTE-NACHT/3514: Im Schuhschrank ist die Hölle los - Teil  9 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

I m   S c h u h s c h r a n k   i s t   d i e   H ö l l e   l o s


Es ist Nacht. Die Geisterstunde ist gerade zu Ende gegangen. Doch der kleine Turnschuh bemerkt es nicht. Das Läuten der Kirchenglocken nimmt er hier unten im Keller nicht wahr. Er ist auch viel zu sehr darauf gespannt, was jetzt als nächstes geschieht. Oben an der Treppe steht noch immer Shirkan, der Hauskater, in der Katzenklappe. Doch nicht mehr lange. Er wittert Mäusefleisch! Der kleine Turnschuh hat inzwischen längst erkannt, was sich da in seinem Innern versteckt. Dieses weiche, pelzige Ding in ihm ist eine Maus oder vielleicht gar eine kleine Ratte?

Egal. Ob Maus oder Ratte, wenn diese nicht gleich aus dem kleinen Turnschuh verschwindet, wird es in nicht mehr all zu langer Zeit eine Mausratte weniger hier im Keller geben. Denn Shirkan schleicht sich schon langsam die Kellertreppe hinunter. Der kleine Turnschuh hat keine Lust, der Ort des Gefechts zu werden. Er mag nicht zerfetzt oder gar blutig gespritzt sein. Außerdem tut ihm die kleine Mausratte viel zu leid. Deshalb beginnt er mit seinen Schnürsenkeln das kleine pelzige Tier zu kitzeln. Die Maus oder die kleine Ratte erschrickt und springt aus dem Turnschuh heraus.

Halt! Stop! Lauf nicht in die falsche Richtung! Doch die Maus läuft direkt auf die Treppe zu. Shirkan stürzt sich von oben herab auf das kleine Ding...

...doch Shirkan hat Pech. Am Fuß der Kellertreppe ist die Maus in ein kleines Loch in der Wand entwischt. Puh! Noch einmal gut gegangen. Shirkan wird schon nicht verhungern. Schließlich kann er sich im Flur sein leckeres Katzenfutter schmecken lassen.

Doch nun, nach dieser Aufregung, wird es für den kleinen Turnschuh Zeit, sich auf seine eigentliche Aufgabe, die ihn hier in den Keller geführt hat, zu besinnen. Schließlich ist er hier unten in der Waschküche, um nach seinem Bruder zu suchen.

Der kleine Turnschuh tapst vorwärts. Im Dunkeln des Kellers kann er die Schemen dreier Türen erkennen. Doch sie stehen nicht offen. Eine der drei Türen führt auf jeden Fall in die Waschküche. Wohin führen aber die beiden anderen Türen? Da diese leider verschlossen sind, muß der kleine Turnschuh auf den Morgen warten. Dann wird sicher Tonis Mutter kommen, um den Wäschekorb wieder zu holen. Das sagte zumindest der Schaukelstuhl in Tonis Zimmer. Der kleine Turnschuh ist schlau. Er möchte nicht noch einmal in den Schuhschrank zurück gebracht werden, ohne seinen Bruder gefunden zu haben. Deshalb versteckt er sich unter der Kellertreppe. Er würde gern zu der weichen, pelzigen Mausratte in ihr Schlupfloch kriechen. Doch dahinein paßt er nicht.

Morgen wird er gut aufpassen, damit sein Bruder ihm nicht wieder entwischt, wenn er denn überhaupt hier unten ist. Der kleine Turnschuh überlegt, da ja niemand hier ist, ob er seinen Bruder nicht einfach einmal rufen soll. Gedacht, getan. "Kleiner Bruder! Wo steckst du?" ruft der Kleine. Nur eine Sekunde später erfolgt die Antwort, aber etwas schwächer als das erste Rufen: "Kleiner Bruder! Wo steckst du?" Der kleine Turnschuh freut sich, sein Bruder hat ihm geantwortet. Deshalb versucht er gleich noch einmal, ein Lebenszeichen von seinem Bruder zu hören: "Mein Bruder! Wo bist du?" Auch diesmal erfolgt sogleich die Antwort, wieder etwas leiser als sein eigener Ruf: "Mein Bruder! Wo bist du?" Etwas seltsam erscheint es dem kleinen Turnschuh, daß sein Bruder genau die gleichen Worte ruft, wie er selbst.

Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Der kleine Turnschuh startet noch einen weiteren Versuch: "Linker! Wo steckst du?" Auch diesmal erfolgt die Antwort sofort. Doch sie ist nicht sehr erfreulich. Der kleine Turnschuh lauscht gespannt der Antwort, die wie folgt klingt: "Linker! Wo steckst du?" Nein, es ist nicht der Bruder des kleinen Turnschuhs, der da antwortet. Denn es gibt immer nur einen Linken in einem Schuhpaar. Deshalb hätte der linke Bruder gerufen: "Rechter! Wo steckst du?" Es könnte der Papagei Felix sein, der dem kleinen Turnschuh geantwortet hat. Der kleine Turnschuh kennt das schon. Felix, der Papagei, sitzt immer auf seiner Stange im Wohnzimmer und plappert alles nach. Doch was macht Felix hier im Keller? Der kleine Turnschuh ist traurig. Seine Hoffnung, den Bruder schnell wiederzufinden, schwindet. Doch er will nicht aufgeben. Er wird hier unten warten bis es Morgen wird und Tonis Mutter die Waschküchentür öffnet. Bis dahin will er noch ein wenig schlafen.

Gute Nacht

zum 17. Januar 2012