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GUTE-NACHT/3518: Im Schuhschrank ist die Hölle los - Teil 13 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

I m   S c h u h s c h r a n k   i s t   d i e   H ö l l e   l o s


Nach dem Mittagessen geht Mutter zum Auto und holt Tonis Sportbeutel aus dem Kofferraum. Toni hatte recht, ein Turnschuh befindet sich in seinem Sportbeutel. "Tja, hier hast du den einen Turnschuh", meint Mutter, "den zweiten findest du in deinem Zimmer!" Toni schüttelt den Kopf: "Da habe ich doch schon überall gesucht. Da ist er nicht!" - "Doch!" meint Mutter, "er liegt im Wäschekorb!" - "Da liegt er nicht!" protestiert Toni, "das ist doch dieser hier, der im Wäschekorb lag." Toni und Mutter bekommen sich fast in die Wolle, bis Mutter klarstellt: "Den zweiten Turnschuh habe ich heute morgen in den Wäschekorb gelegt und in dein Zimmer getragen. Sieh doch nach! Dann wirst du ihn im Wäschekorb finden!" Toni schüttelt wieder den Kopf, geht aber in sein Zimmer. An Mutters Tonfall merkt er, daß sie gleich explodiert, und da will er lieber nicht dabei sein.

Während Mutter und Toni sich in der Küche streiten, geht in Tonis Zimmer ganz was anderes ab. Der kleine Turnschuh, der ja wirklich im Wäschekorb sitzt und nicht weiß, wie er wieder hier heraus kommen soll, ist der festen Überzeugung, daß Toni ihn hier nicht suchen wird. Deshalb will er unbedingt raus aus diesem verdammten Korb. Aber wie? Er braucht die Hilfe der anderen aus diesem Zimmer. Durch die Weidenstäbe hindurch fragt er den Schaukelstuhl, ob er nicht wüßte, wie aus diesem Käfig zu entkommen sei! Der Schaukelstuhl überlegt nicht lange und sagt: "Ich könnte meine Kufen unter den Wäschekorb schieben und ihn dann umschmeißen!" Doch dazu braucht auch ein Schaukelstuhl Hilfe. Das kleine elektrische Auto hat eine Idee: "Ich fahre schnell ins Wohnzimmer und locke den Papagei hierher. Dann kann er sich auf dich setzen und dich zum Schaukeln bringen." Schnell flitzt das kleine elektrische Auto los.

Schon des öfteren ist es tagsüber durch die große Wohnung gefahren - von ganz allein. Mutter meint dann immer, Toni wolle sie ärgern. "Ich habe das Auto aber nicht eingeschaltet", protestiert Toni dann jedesmal, "das Auto hat bestimmt wieder eine Batteriestörungen." Mutter ist sich allerdings sicher, daß ein elektrisches Ding nicht einfach von alleine losgehen kann. Diese Tatsache nutzt das kleine elektrische Auto voll für sich aus, immer wenn Toni nicht dabei ist. Dann macht sich das kleine Auto selbstständig und fährt los, wann immer es will, solange keine Hausbewohner in der Nähe sind und die Batterien noch voller Energie stecken. Schnell ist das Auto im Wohnzimmer angekommen und lockt den ahnungslosen Papagei herbei. Er hat schon des öfteren Alarm geschlagen, wenn das elektrische Auto von allein durch die Wohnung gesaust ist. Doch leider nimmt keiner der Hausbewohner die Worte des Papageis ernst, wenn er ruft: "Geist im Auto! Geist im Haus!"

"Vielleicht klappt es ja dieses Mal und ich kann den Geist stellen", denkt sich der Papagei und fliegt hinter dem elektrischen Auto her, hinein in Tonis Zimmer. Dort sieht er den Schaukelstuhl und vergißt das Auto. Schaukeln mag der Papagei für sein Leben gern. Deshalb fliegt er auf die Lehne und beginnt sogleich sich vor und zurück zu bewegen - vor und zurück. Der Schaukelstuhl setzt sich in Bewegung. Jetzt bräuchte er nur noch einen Schubs, um mit seinen Kufen unter den Wäschekorb zu gelangen. Dem wird gleich abgeholfen.

Der Papagei und Tessa, der Haushund, sind sich spinnefeind. Deshalb darf Tessa nicht ins Wohnzimmer. Aber er darf in Tonis Zimmer. Das weiß Tessa ganz genau. Von seinem Platz auf dem runden Teppich im Flur aus kann Tessa zwar nicht das elektrische Auto fahren sehen, aber er sieht den Papagei in Tonis Zimmer fliegen. Schon ist er zur Stelle! Von hinten pirscht er sich an den Schaukelstuhl ran und ein Satz im rechten Moment...

... und der Schaukelstuhl schießt nach vorn, die Kufen unter den Wäschekorb, so daß er ins Zimmer kippt. Zum Glück hat Tessa den Papagei nicht erwischt. Schleunigst verzichtet der Papagei auf seine geliebte Schaukelei und macht sich aus dem Staub, der hier überall rumliegt. Tessa knurrt und flitzt hinter dem Papagei her. Wäre er ein Auto, wäre er quietschend vor dem Wohnzimmer zum Stehen gekommen. So ist er nur mit dem Flurteppich ein Stück mitgerutscht.

Gerade jetzt kommt Toni wütend die Treppe herauf. Er tritt in sein Zimmer ein und findet ein schreckliches Chaos vor. "Was ist denn hier passiert?" fragt er sich und vergißt dabei ganz seinen Sprung aufs Bett. Der Schaukelstuhl steht quer im Zimmer, der Wäschekorb liegt umgeworfen da, und beinahe wäre Toni auf sein elektrisches Auto getreten. "Das kann nur Tessa gewesen sein", denkt Toni und schmeißt sich doch aufs Bett. "Auha! Was ist denn das?" Toni greift unter sich. Er findet den zweiten vermißten Turnschuh. Wie kommt der wohl hierher?

"Mutter fängt schon an zu spinnen! Verwechselt das Bett mit dem Wäschekorb. Soll ich wohl demnächst im Wäschekorb schlafen, weil sie es Bett nennt, oder was?" "Was schimpfst du denn so vor dich hin?" fragt Mutter, die gerade ins Zimmer tritt, um Toni seinen Sportbeutel hinterher zu tragen: "Du hättest ihn ruhig mitnehmen können. Und hast du den zweiten Turnschuh gefunden?" "Ja, auf dem Bett! Warum hast du ihn denn aufs Bett geworfen?" Mutter protestiert: "Kannst du das Bett und den Wäschekorb nicht auseinander halten?" Jetzt sieht sie den umgeworfenen Wäschekorb und sagt: "Du mußt doch nicht immer gleich alles verwüsten, nur weil du nicht im Recht bist."

Auh, backe! Wären es nicht Mutter und Sohn, es hätte leicht zu einer Keilerei kommen können. Doch das ist den beiden kleinen Turnschuhen egal. Mutter hat den Sportbeutel aufs Bett geworfen. Darin befindet sich der linke kleine Turnschuh. Auf dem Bett liegt schon schon der rechte. Und während Mutter und Sohn sich streiten, hält es der kleine rechte Turnschuh nicht mehr aus und kriecht in den Sportbeutel hinein. Was ist das für eine Freude, als sich die beiden Brüder wiedersehen. Sie umarmen sich mit ihren Schnürsenkeln, so fest daß Toni sich sicher bald wundern wird, wer die beiden miteinander verknotet hat. Doch davon mehr ein anderes Mal.

Gute Nacht

zum 23. Januar 2012