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GUTE-NACHT/3553: Eine außergewöhnliche Bande - Teil 28 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Eine außergewöhnliche Bande



"Noch gestern haben wir uns abgesprochen, daß wir auf einander aufpassen wollen, und heute wäre beinahe schon wieder ein Paar von uns verloren gegangen", mahnen die Stiefel. "Beinahe!", schluchzen die goldenen Damenschuhe, "den ganzen Tag haben wir hier in der Waldhütte gewartet, ob ihr wieder zurückkommt."

"Aber wir sind ja da", versucht einer der Badelatschen zu trösten. "Wenn die vier Menschen nicht im Kreis gelaufen wären, stünden wir jetzt ganz alleine hier in diesem Waldhaus", beschweren sich die Goldenen. "Ist doch noch einmal alles gut gegangen, jetzt beruhigt euch wieder", entgegnen die Wanderschuhe etwas schroff. Während die Schuhe unbemerkt von den vier Wanderern streiten, versuchen diese sich ein Abendbrot zusammenzustellen.

Erna holt einige verschrumpelte Äpfel aus ihrem Rucksack. Paule findet noch ein halbes trockenes Brot und Hugo zaubert eine Flasche Wasser hervor. Willi ist es, der nichts Verzehrbares mehr in seinem Gepäck führt. Keiner der anderen macht ihm einen Vorwurf. Aber Willi ärgert sich über sich selbst, auch daß er die anderen den ganzen Tag im Kreis geführt hat und nun nicht einmal genug zu essen da ist. So stülpt er seine Taschen und den Rucksack noch einmal um, vielleicht ist ja doch noch etwas zu entdecken.

Zwar kommen alle möglichen Sachen zum Vorschein, doch etwas Eßbares ist nicht darunter, außer ein schmaler Streifen Kaugummi. Doch der ist ja nicht mal zum Essen gut.

Willi stopft seine Sachen wieder in den Rucksack und ärgert sich. Zum Schluß liegen da noch die kleinen Turnschuhe. "Was soll ich eigentlich damit?" murmelt Willi vor sich hin, "die kann ich auch nicht essen." Er nimmt die Turnschuhe und wirft sie in den Drahtmülleimer, der hier in der Hütte steht, damit die Spaziergänger ihren Abfall nicht in den Wald werfen. "Warum wirfst du sie weg?" fragt Erna. Willi antwortet nicht auf die Frage, sagt aber: "Wenn du sie gebrauchen kannst, nimm sie ruhig an dich."

Doch Erna hat keinen Bedarf an Kinderschuhen. Sie trägt sowieso schon drei Paar Damenschuhe mit sich herum - ein Paar an ihren Füßen und zwei in und an ihrem Rucksack. So schweigt sie still und legt sich zur Ruhe. Auch die anderen, Willi, Paule und Hugo, legen sich auf den harten Bänken nieder. "Hoffentlich haben wir morgen mehr Glück mit unserer Reise", denkt Erna und Willi nimmt sich vor, morgen doch lieber den beschilderten Wanderwege zu folgen.

Als nach einer Weile laute Schnarchtöne zu hören sind, treffen die Schuhe bei dem Mülleimer zusammen. Sie helfen den kleinen Turnschuhen aus dem Mülleimer wieder heraus.

"Was machen wir jetzt nur mit euch, damit ihr morgen nicht wieder in diesen leeren Korb wandert", überlegen die Stiefel. Die Herrenschuhe, die noch immer an Willis Füßen sitzen, rufen zu den anderen hinüber: "Auf keinen Fall solltet ihr die Kleinen in Willis Nähe bringen. Der wirft sie doch gleich wieder fort." So wird hin und her überlegt bis die kleinen Turnschuhe selber eine Idee haben. Der linke Turnschuh sagt: "Ich glaube, Hugo ist der netteste von allen Menschen hier." Und der rechte Turnschuh schließt sich an: "Ich mag ihn auch am liebsten. Wir sollten uns in seine Tasche schmuggeln." "Das ist eine gute Idee", finden auch die Badelatschen. Schließlich war es Hugo, der die Badelatschen nicht einfach zurückgelassen hatte. So ist es abgemacht und die kleinen Turnschuhe verstecken sich in Hugos Rucksack.

Guten Nacht



zum 29. März 2012