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GUTE-NACHT/3617: Vor dem Metzgerladen (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Vor dem Metzgerladen

Enna und Oma Berenieke sind beim Metzger einkaufen. Sie wollen Fleisch und Wurst holen und natürlich auch einen Knochen für Charly. Charly ist Oma Bereniekes Hund.

"Charly, du mußt schön draußen bleiben", sagte Oma Berenieke und band Charlys Leine am Fahrradständer an, "schön brav sein." Mit diesen Worten blieb Charly zurück.

Und Charly ist brav. Er weiß genau, daß er immer etwas Leckeres zu essen bekommt, wenn sein Frauchen wieder aus dem Laden erscheint. Allerdings ist es auch schon einmal vorgekommen, daß sie ihm nichts gegeben hat. Nun da hatte Charly sich vor der Ladentür mächtig aufgeregt und gebellt. Damals gab es keine Wurst bei Frauchens Rückkehr. Das hat sich Charly gemerkt.

"Möchtest du eine Scheibe Wurst?", fragt der Metzger Enna und hält ihr mit einer Gabel eine Scheibe Aufschnitt hin. Enna nimmt sie und will sie für Charly aufheben. "Na gut, für den Hund auch eine", sagt der Metzger, als er sieht, daß Enna gar nicht in die Wurst beißt. Oder bist du Vegetarierin?" Enna sieht Oma fragend an. "Nein, ist sie nicht", erklärt Oma Berenieke, bezahlt ihre Ware und verabschiedet sich.

Die beiden verlassen den Laden. Charly freut sich und wedelt mit dem Schwanz. Enna hält die Scheibe Wurst hoch in die Luft und sagt zu Charly: "Mach den Seehund!" Charly setzt sich auf die Hinterbeine und reckt die Nase hoch in die Luft, sodaß die Nasenspitze fast senkrecht steht. Jetzt legt Enna ihm die Scheibe direkt darauf. Charly schnappt danach und landet direkt in seinem Maul.

"Prima, Charly", ruft Enna. Aus den Augenwinkeln entdeckt sie plötzlich, nur ein paar Meter weiter, einen Mann auf dem Boden sitzend. Er schaut sie düster an. Ihre Blicke treffen sich.

Inzwischen hat Oma Bereniecke Charlys Leine vom Fahrradständer gelöst und zieht Enna in die Richtung, die direkt an dem fremden Mann auf dem Boden vorbeiführt. Enna dreht sich noch einmal nach ihm um, und auch er schaut sie direkt an. Es wird Enna unheimlich.

"Enna, paß auf, du fällst ja gleich über Charly. Was ist mit dir?", fragt Oma Berenieke. "Nichts, mit mir ist nichts. Aber warum sitzt der Mann da auf dem Boden? Geht es ihm schlecht?"

Oma Berenieke bleibt stehen und antwortet: "Er sitzt da, um etwas Geld von den Vorübergehenden geschenkt zu bekommen." - "Warum?", fragt Enna. "Nun, Kind, er wird keine Arbeit haben und somit auch kein Geld und deshalb bittet er darum." - "Können wir ihm nicht auch etwas geben?", fragt Enna. "Das nächste Mal, Liebes", sagt Oma Berenieke, "unser Bus fährt gleich, komm!" Aber Enna blickt noch einmal zu dem Mann auf dem Boden. "Das nächste Mal", sagt Oma Berenieke und zieht Enna in Richtung Bushaltestelle.

Gute Nacht


zum 2. Januar 2013