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GUTE-NACHT/3627: Der kleine Nachtwächter beim Babysitten (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Der kleine Nachtwächter beim Babysitten



Pünktlich um 20.00 Uhr stehen der kleine Nachtwächter und sein Hund Rebell vor der Eingangstür eines recht ansehnlichen Hauses. Hier sollen sie heute Babysitten. Der kleine Nachtwächter klingelt. Eine Frau öffnet ihm.

Mit einer Geste und einem strengen Blick auf Rebell winkt sie den kleinen Nachtwächter herein. "Hier ist die Garderobe", sagt sie, "da können sie ihre Laterne und den Hund ablegen, und bitte auch die Schuhe ausziehen. Wir haben für unsere Gäste extra Pantoffeln."

"Den Hund ablegen?", Rebell hat sich wohl verhört. Aber der kleine Nachtwächter gibt ihm das Zeichen für Platz, und so legt er sich hin. Eilig geht die Frau voraus und bittet den kleinen Nachtwächter, ihr zu folgen. Er blickt noch einmal zu Rebell und gibt ihm das Zeichen 'zurück zu bleiben'. Dann folgt er der Frau in ein großes Kinderzimmer.

"Das ist Evelina. Sie ist ganz lieb und schläft sicher gleich ein", sagt die Frau, während ihr Gatte die Kleine ins Bettchen legt und zudeckt. "Ich möchte nur sicher gehen, daß jemand da ist, falls sie doch einmal wach wird und Durst bekommt." Dabei schaut die Frau unruhig auf die Uhr. "Oh, es wird Zeit, wir müssen gehen, komm Edward", mit diesen Worten wendet sie sich an ihren Gatten.

Doch Edward hat keine Eile. Er streicht der kleinen Evelina über das Köpfchen und gibt ihr einen Kuß. Dann summt er ein Lied vor sich hin, sodaß die Kleine wirklich einzuschlummern scheint. Mit einem ernsten "Nun komm!" drängelt seine Frau ihn, daß es Zeit wird aufzubrechen. Edward bleibt gelassen und legt nur den Finger an die Lippen, um sie zur Ruhe zu ermahnen.

Der kleine Nachtwächter möchte gern noch einiges wissen, wo das Trinken steht und was er Evelina geben kann, falls sie Hunger bekommt. Flüsternd fragt er nach. Da geht die Frau voraus und zeigt ihm die Küche und alles, was sie für das Kind zu essen und zu trinken zurecht stellt hat, und etwas für den Babysitter zum Knabbern.

Schließlich wird es Zeit für das Ehepaar zu ihrer Einladung aufzubrechen. Evelina schläft. Edward und seine Frau verlassen das Haus. Der kleine Nachtwächter geleitet sie noch zur Tür. Tief atmet er durch, als die Tür ins Schloß fällt. "Meine Güte", sagt er, "die Frau hatte es wirklich eilig."

Nun erhebt sich Rebell. Die ganze Zeit war er brav auf dem Platz an der Garderobe liegen geblieben. Doch jetzt denkt er, herrschen wieder die normalen Sitten wie zuhause. Der kleine Nachtwächter aber meint: "Nun, auf dem Flur kannst du dich frei bewegen, aber in das Kinderzimmer nehme ich dich nicht mit. Da bleibst du schön an der Schwelle liegen." Das gefällt Rebell gar nicht. Doch er fügt sich.

Der kleine Nachtwächter holt sich die Knabbereien aus der Küche und setzt sich damit in einen Sessel im Kinderzimmer. Kaum eine Minute vergeht, da fängt Evelina an zu weinen. Sie ist wieder aufgewacht und vermißt ihren Papa. Sie weint ganz jämmerlich. Der kleine Nachtwächter holt ihr etwas zu trinken. Doch nur einen Schluck nimmt sie, dann weint sie weiter. Der neue Babysitter versucht das Kind zu trösten. Doch seine beschwichtigenden Worte kommen nicht an. Deshalb nimmt er sie hoch. Aber Evelina schreit noch mehr.

Da hat der kleine Nachtwächter eine Idee, er setzt Evelina wieder ins Bettchen und holt von der Garderobe seine Laterne. Diese zündet er an und hofft, daß das flackende Licht die Kleine beruhigen wird und wieder einschlafen läßt. Eine Weile blickt Evelina gebannt auf die Laterne. Dann beginnt sie zu plappern: "Licht, Licht." Und sie zeigt auf die Kerze. Zu weinen beginnt sie nicht mehr. Aber einschlafen will sie auch nicht. Am liebsten möchte sie die Laterne anfassen. Aber sie greift nur in die Luft, denn vorsorglich hat der kleine Nachtwächter die Laterne weit genug vom Bettchen entfernt hingestellt.

Nach einer Weile wird Evelina wieder unruhig. Darum schaut sich der kleine Nachtwächter im Zimmer um und entdeckt einen Stoffball unter den Spielsachen. Den nimmt er und wirft ihn Evelina in das Kinderbettchen zu. Begeistert ergreift sie den Ball und wirft ihn zurück. Er fällt auf den Fußboden. Der kleine Nachtwächter hebt ihn auf und wirft ihn Evelina erneut zu. So geht das nun die ganze Zeit hin und her. Am liebsten würde Rebell mitspielen, doch er darf ja nur bis an die Schwelle vom Kinderzimmer heran.

Schon so viel Zeit vergangen, daß bereits die Kerze in der Laterne erloschen ist. Doch Evelina kann nicht genug von dem Spiel bekommen. Der kleine Nachtwächter allerdings ist davon ganz müde geworden. Erschöpft setzt er sich in den Sessel, und plötzlich schläft er ein. Da hilft auch kein Weinen. Der kleine Nachtwächter wird nicht wieder wach.

Vorsichtig robbt sich Rebell immer ein Stückchen weiter vor, bis er am Bettchen angelangt ist. Er nimmt den Ball vom Boden und legt ihn durch die Gitterstäbe ins Bettchen zurück. Verdutzt hört Evelina auf zu weinen. Sie nimmt den Ball und wirft ihn wieder ins Zimmer. Rebell läuft hinterher und bringt ihn zum Bettchen zurück. Das Spiel kann weitergehen. Evelina freut sich sehr.

Irgendwann aber ist auch sie eingeschlafen. Ein Ärmchen reicht dabei durch die Gitterstäbe heraus. Es ruht auf Rebells Rücken, der sich dicht an das Bettchen heran gelegt hat. So ein kleiner sanft auf ihm ruhender Arm ist wie ein Streicheln. Nun fallen auch Rebells Augen zu.

Gute Nacht


zum 29. Mai 2013