Schattenblick → INFOPOOL → KINDERBLICK → GESCHICHTEN


GUTE-NACHT/3654: Im Advent - Zwischen Heu und Stroh (SB)



Als das Stoffschaf Molly erwacht, weiß es nicht, wo es sich befindet. Eben noch als Kopfkissen benutzt, ist jetzt keiner mehr da, der sich seiner bemächtigt. Molly mußte tief und fest geschlafen haben, daß es nicht bemerkt hat, wie der Mann, der sie gestern mitgehen ließ, verschwunden ist.

"Aber wieso liege ich eingepfercht zwischen Heu und Stroh?", fragt sich Molly, "hat der Fremde mich hier in dieses Versteck gelegt?" Molly blickt sich um. Hinter sich eine Bretterwand und vor sich ein fetter Ballen Heu, rechts und links auch kein Entkommen. Molly blickt nach oben. Dort ist ein Dach. Das soll dem aufgestapelten Heu und Stroh sicher Schutz vor Regen und Schnee bieten. Molly erinnert sich an den gleich in der Nähe stehenden Hasenstall. "Sicher ist das Futter für die Kaninchen."

Molly weiß nicht recht, was sie nun machen kann. Also wartet sie erst einmal ab. Ob der Mann in der nächsten Nacht wiederkommen wird, um noch einmal hier zu nächtigen? Traurig denkt Molly auch an Olga. Doch das scheint ihr schon so lange her, daß sie gar nicht weiß, ob sie von Olga vielleicht nur geträumt hat.

"Wird der Mann wiederkommen und mich dann morgen mit sich nehmen?", grübelt Molly, "oder soll ich die nächste Zeit hier versauern? Verhungern werde ich ja nicht. Futter, bestehend aus Heu und Stroh, liegt reichlich vor meiner Nase." Bei diesen Gedanken lacht Molly in sich hinein. Auch wenn Molly nur ein Stoffschaf ist und nicht wirklich Futter braucht, ist es doch beruhigend, zu wissen, versorgt zu sein. Da es für Molly nichts weiter zu tun und auch nichts zu erspähen gibt, rollt sie sich auf dem Stroh zusammen und schlummert ein.

Gute Nacht!

zum 5. Dezember 2018


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang