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GUTE-NACHT/3661: Im Advent - Warten zur Weihnachtszeit (SB)



Es verging der Montag, es wich der Dienstag, auch der Mittwoch war schon wieder vorbei und machte dem Donnerstag Platz, wie dieser dem Freitag, und noch immer waren die Kinder nicht erneut in den Schrebergarten gekommen. Sie waren viel zu sehr mit Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt. In der Schule sollte es am nächsten Sonntag, der erste in den Ferien, einen Weihnachtsbazar geben, der zugunsten bedürftiger Kinder veranstaltet werden sollte. Dafür bastelte Marlene und Simon übte ein Kasperlestück ein.

Deshalb kam Oma heute in den Schrebergarten, um die Kaninchen zu versorgen. Sie hatte einen ganzen Karton Möhren von der Nachbarin erhalten. "Na ihr, schmecken die Möhren?", fragte Oma die Kaninchen, die freudig vor sich hin mümmelten. Oma sprach immer mit allem, was ihr begegnete, daß die Tiere und Dinge nicht antworteten, störte sie nicht. Sie vernahm die Antworten ja in ihrem Kopf.

Bevor sie ging, wollte sie noch von den letzten Kräutern ein paar für den Salat mitnehmen und schritt zum Kräuterbeet hinüber. "Was sehen denn da meine Augen. Da sitzt doch unser Schaf, hat dich denn noch keiner vermißt?" Oma trat zur Bank hinüber und nahm Molly hoch. "Du hast aber ganz schön gelitten hier im Regen," fand Oma. Und wirklich, was ein Regentag dem Fell des kleinen Schafes nicht anhaben konnte, hatten vier Regentage doch geschafft. Zwar war Molly noch immer nicht ganz durchgeweicht, aber der Regen, der zu Boden fiel und dann wieder in alle Richtungen nach oben spritzte, hatte doch viel Dreck auf Molly hinterlassen. Auch vom Dach des Schrebergartenhauses war so manch ein Moosstück heruntergespült worden und einige waren auf Molly gelandet.

"Dich nehm ich doch mal gleich mit", beschloß Oma und packte Molly in eine Papiertüte, die sie aus dem Gartenhaus holte. Auf dem Heimweg überlegte Oma: "Was mach ich bloß mit dir? Wie bekomme ich dich wieder sauber?" Molly schrak in der Tüte zusammen. "Nein", beruhigte Oma Molly, "du kommst nicht wieder in die Waschmaschine, entspann dich."

Auf dem Heimweg ging es bei der Post vorbei. Heute brauchte Oma hier nicht Halt zu machen, welch ein Glück, die Menschen standen Schlange bis auf die Straße hinaus, um ihre Pakete noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest verschickt zu bekommen. Omas und Opas Weihnachtskarten waren glücklicherweise bereits versandt. Auch beim Bäcker war heute nichts mehr zu holen. Weiter unten in der Straße kam Oma an der Reinigung vorbei. Da hing ein Schild im Schaufenster: "Jetzt reinigen wir auch Felle."

"Na, das ist doch eine Idee", denkt Oma, "ich frage mal nach, ob sie was für dich tun können." Und schon stand Oma im Laden und zeigte das schmutzige etwas her. Die junge Verkäuferin konnte Oma allerdings nicht weiterhelfen. "Wenn sie vielleicht einen kleinen Augenblick warten könnten, meine Chefin ist gleich wieder zurück." Also wartet nun auch Oma mit Molly - die Papiertüte als Unterlage - auf ihrem Schoß ...

Gute Nacht!

zum 22. Dezember 2018


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