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MUSIKKOFFER - SCHON GEWUSST/004: Hufnagel als Note, was soll denn das? (SB)


S C H O N   G E W U S S T ,   D A S S . . .

... es die Note früher nicht gab?



Wer von euch ahmt nicht gerne Geräusche oder Klänge nach: Vogelgezwitscher, das Klopfen auf Eimern, Fässern, Dosen, vielleicht das Geräusch einer Lokomotive oder das Läuten einer Glocke und die vielen anderen Dinge, die einem so einfallen? Menschen haben das schon immer gerne getan, und so haben sie sich auch schon immer mit Gesang unterhalten - bei eintönigen Arbeiten, bei Zeremonien, Ritualen, Festen oder auch beim Beten. Allerdings konnte man die Gesänge und die Melodien nur mündlich weitergeben, denn in frühester Zeit kannte man noch keinen Weg, diese festzuhalten.

Später dann hat man zuallererst den verschiedenen Tönen Buchstaben zugeordnet. Das ist schon sehr lange her. In der griechischen Musik kennt man die Buchstabennotation seit dem 6. Jahrhundert vor Christus, aber selbst noch im 18. Jahrhundert nach Christus gab es für die Orgel eine Buchstabennotenschrift. Hier haben verschieden hohe Töne verschiedene Buchstaben.

Die ersten Zeichen einer Tonschrift nannte man dann Neumen. Das ist ein griechisches Wort und bedeutet eigentlich Wink. Die Neumen bestanden aus Punkten, Häkchen, Bögen, Strichen. Notenlinien kannte man noch nicht. Hauptsächlich konnte man an den Neumen sehen, ob die Melodie fallen oder steigen oder welche Töne zu welchem Text, zu welchem Wort gehören sollten.

Neuma heißt Wink. Aber was hat das Ganze mit einem Wink zu tun? Nun, man vermutet, daß die Punkte, Striche, Häkchen und Bögen von Handzeichen abgeleitet wurden. Irgendwie mußte ein Chorführer seinen Sängern ja auch eine Hilfe geben. Das klingt doch sehr einleuchtend. Die Neumen waren also in erster Linie eine Gedächtnishilfe.

Das Entstehen dieser ersten Tonschriftzeichen um 800 nach Christus war vor allem ein Bedürfnis der christlichen Gelehrten, damit ihre Gesänge wiederholt und ihre Lehren verbreitet werden konnten.

Nach den Neumen - den Punkten, Strichen, Bögen und Häkchen - schuf Guido von Arezzo 1025 die ersten Notenlinien. So konnte man von da an auch Tonhöhen angeben. Angaben zur Dauer eines Tons und die rhythmischen Vorgaben kannte man geschrieben immer noch nicht.

Ihr wißt sicher alle, wie unsere Noten heute aussehen. Aber selbst im 12. und 13. Jahrhundert war das noch ganz anders. Da wurden rhombische Noten geschrieben. Rhomben sehen aus wie Salmis oder Hufnägel und deshalb trägt diese Notenschrift unter anderem auch den Namen Hufnagelnotation. Gebräuchlicher ist allerdings der Name Choralnotation.

Ein Mann namens Franko von Köln schuf schließlich 1280 ein System mit vier schwarzen Noten. Von nun an konnte man den Tönen auch die Tondauer ansehen. Später gab es noch weitere, auch hohle Notenköpfe. Da man nun also genau sagen konnte, wie lang ein Ton sein sollte, nannte man diese Notation Mensuralnotation, denn mensura heißt Maß.

Bis ins 16. Jahrhundert wurde diese Notenschrift benutzt. Dann erst entwickelte sich die Niederschrift von Noten so wie wir sie heute kennen.

Eigentlich gibt es darüber noch viel mehr zu erfahren. Es ist ein sehr spannendes Thema mit vielen Überraschungen. Wer Lust hat, kann ja mal selbst ans Forschen gehen.

9. Juli 2011