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MUSIKKOFFER - KOMPONISTEN/016: Clara Schumann. "Fritze", ihr Vater und Klavierlehrer (SB)


C L A R A   S C H U M A N N

Teil 1

"Fritze", ihr Vater und Klavierlehrer



"Clara Schumann, eine Komponistin?", mögt ihr euch fragen. Warum auch nicht? Tatsächlich gab es auch unter den Frauen einige große Musikerinnen. Frauen, die nicht nur sehr gut Klavier spielen konnten, sondern oft auch komponierten. In manchen Zeiten durften sie das nur heimlich, denn eine komponierende Frau gehörte nicht in das Bild der Zeit. So wird in der Regel auch nicht viel von diesen Frauen berichtet. Gerade deshalb möchte ich diesmal über Clara erzählen.

Möglicherweise habt ihr den Namen Clara Schumann schon einmal gehört. Ursprünglich hieß sie mit Nachnamen Wieck und wurde am 13. September 1819 in Leipzig geboren. Den Namen Schumann nahm sie - wie das eben früher war - erst an, als sie mit 21 Jahren den Komponisten Robert Schumann heiratete.

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Claras Mutter war sehr musikalisch. Der Vater hatte eine Pianoforte-Handlung und gab Klavierunterricht. Es braucht uns also nicht wirklich zu wundern, daß Clara später sehr gut Klavier spielte und eine bekannte Pianistin wurde.

Das Geburtshaus von Clara steht in Leipzig. In diesem Haus wohnte nicht nur ihre Familie, hier hatte der Vater im Erdgeschoß auch sein Klaviergeschäft. Für ihn stand von Anfang an fest, sollte dies Kind eine Tochter werden, dann wollte er sie zu einer großen Künstlerin heranbilden. Er nannte sie Clara, was soviel heißt wie "die Strahlende".

Auf seinen Wunsch hin also begann Clara bereits sehr früh mit dem Klavierspiel. Man erzählt sich, daß das kleine Mädchen erst mit ungefähr fünf Jahren zu sprechen begann, und anfangs fürchtete man gar, Clara sei taub. Das wäre ein Schreck für den Vater gewesen, doch am Klavier stellte er fest, daß Clara sehr wohl hören konnte. Sie liebte Musik und erlernte das Klavierspiel. So berichtet man heute, daß sie Klavierspielen konnte, bevor sie zu sprechen begann. Was aber ging in dem kleinen Mädchen vor, daß sie nicht sprechen wollte? Mag sein, daß die vielen Auseinandersetzungen ihrer Eltern dazu führten.

Claras Mutter hieß Marianne. Auch sie war als junges Mädchen eine Zeitlang Klavierschülerin des Vaters, Friedrich Wieck, gewesen. Zu seiner Zeit war dieser ein berühmter und sehr anerkannter Lehrer, und Marianne und Friedrich heirateten schließlich. Doch schon bald nach der Hochzeit verstanden sich die beiden nicht mehr, denn Friedrich war grob und herrisch. Marianne war keine Frau, die sich alles gefallen ließ und so gab es viel Streit. Als Clara viereinhalb Jahre alt war, trennten sich die Eltern. Zusammen mit dem kleinsten Bruder, Victor, folgte Clara der Mutter, ihre beiden anderen Brüder blieben beim Vater. Allerdings stand bereits fest, daß der ehrgeizige Papa Wieck auf Clara nicht verzichten wollte. Kaum war das kleine Mädchen fünf Jahre alt, mußte sie zum Vater zurückkehren, um das Klavierspiel von ihm zu erlernen.

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Ihr könnt euch sicher vorstellen, daß Wunderkinder immer eine Attraktion waren, und Vater Wieck wollte der Öffentlichkeit zu gerne sein Wunderkind vorstellen. Damit konnte er unter anderem seine Fähigkeiten als Klavierlehrer unter Beweis stellen.

Ja, der Vater war schon ein seltsamer Kerl. Man erzählt beispielsweise, daß "Fritze" zu Hause im Schaukelstuhl saß, während seine Schüler ihm vorspielten. Je rascher sich der Schaukelstuhl bewegte, desto interessierter war er. Stand der Stuhl still, oh weh, das bedeutete nichts Gutes.

Friedrich Wieck war ein strenger und eigensinniger Lehrer mit festen Unterrichtsmethoden, und Clara hatte es bei ihm nicht leichter als die anderen.

19. März 2014