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MUSIKKOFFER - KOMPONISTEN/022: Clara Schumann. Robert geht in die Irrenanstalt Endenich (SB)


C L A R A   S C H U M A N N

Teil 7

Robert geht in die Irrenanstalt Endenich (SB)



Roberts Krankheit ist schon ein trauriges Kapitel. Teilweise war Robert zutiefst betrübt und oft nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu tun, geschweige denn, zu komponieren. Bis heute weiß man nicht ganz genau, an welcher Krankheit er litt.

Jedes Krankenhaus führt über seine Patienten einen fortlaufenden Bericht und - stellt euch das vor - Teile von Roberts Krankheitsbericht aus der Anstalt Endenich waren lange Zeit verschollen. Wieso das so ist, darüber kann man nur Vermutungen anstellen.

Meist redet man bei Claras Mann über "Nervenstörungen". Er schlief schlecht oder gar nicht, war nervös, reizbar, litt immer häufiger unter Kopfschmerzen. Er war tief betrübt, verwirrt und versuchte sich eines Tages umzubringen, indem er in den Rhein sprang. Dieser Vorfall wurde beobachtet, und so weiß man, daß Robert vorher seinen Ehering vom Finger zog, ihn in das Wasser warf und dann hinterhersprang. Seltsam, wieso er das tat, nicht wahr?

Jedenfalls wurde Robert so rechtzeitig aus dem Wasser gezogen, daß er überlebte. Kurz darauf, soll er von sich aus darum gebeten haben, ihn in eine Irrenanstalt einzuliefern. Er sei sich seiner Handlungen nicht sicher und fürchte um Clara und die Kinder.

Als junger Mann litt Robert an einer Krankheit, von der er damals als geheilt galt. Da man heute über Krankheiten sehr viel mehr weiß als damals und inzwischen außerdem Roberts Krankengeschichte wieder aufgetaucht ist, geht man mittlerweile davon aus, daß es damals dieselbe Krankheit war, die ihn viele Jahre später so schrecklich leiden ließ. Eine Zeitlang machten sich überhaupt keine Beschwerden mehr bemerkbar, dann aber rief die Erkrankung immer heftigere Erregungs- und Verwirrtheitszustände bei Robert hervor.

Schließlich holten zwei Wärter und ein Arzt Claras Mann von zuhause ab, um ihn in die Anstalt Endenich bei Bonn zu geleiten. Nun, ich finde, hier kann man rätseln und kriminalistisch tätig werden. Wenn Robert freiwillig ging, warum dann diese vielen Begleiter, zudem man weiß, daß er schon als junger Mann einen Horror vor Irrenanstalten hatte?

Von diesem Tag an lebte Robert in Endenich. Und hier stoßen wir auf ein höchst fragwürdiges Kapitel in Clara Schumanns Leben. Seit der Einweisung ihres Mannes in die "Heilanstalt" bis kurz vor seinem Tod hat Clara ihren Mann nicht besucht. Die meisten Biographen akzeptieren das Argument, Clara habe Besuchsverbot erhalten, damit ihr Mann sich nicht aufgrund der Erinnerungen aufrege. Wenn aber jemand so an einem anderen hängt, wie es von Clara und Robert immer behauptet wurde, warum hat Clara, die durchaus eine sehr patente und engagierte Frau war, nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt und ist nach Endenich gefahren? Warum hat sie sich nie selbst davon überzeugt, ob die Anstalt wirklich so fortschrittlich war, wie man berichtete?

Für damalige Verhältnisse soll Endenich eine hervorragende und außergewöhnliche psychiatrische Anstalt gewesen sein. Der zuständige Arzt sei auf die Würde seiner Patienten bedacht gewesen und habe ihnen so viel Freiheiten wie möglich eingeräumt. Das konnte man von anderen psychiatrischen Anstalten nicht behaupten. Die glichen eher einem Gruselkabinett - mit Zwangsjacke und anderen furchtbaren Behandlungsmethoden.

19. März 2014