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TIERE/134: Tiger - am Rande des Aussterbens ... (SB)



Eine erfreuliche Meldung weckt die Hoffnung auf einen möglichen Schutz der Tiger. In Nepal soll die Zahl der Königstiger (Bengal-Tiger / Panthera tigris tigris) seit 2009 von 121 auf 235 Tiger innerhalb von zehn Jahren angewachsen sein, sich ihre Anzahl also fast verdoppelt haben. Es ist noch nicht lange her, da war der König des Dschungels in Asien kurz vor dem Aussterben. Aufgrund dieser bedrohlichen Lage fand 2010 ein Treffen statt, an dem 13 Staaten, in denen die große Raubkatze lebt oder lebte, teilnahmen. Ort der Zusammenkunft mit dem Arbeitstitel "Tigergipfel" war St. Petersburg in Russland, wo der Beschluss gefasst wurde, die Zahl der frei lebenden Tiger bis 2022 zu verdoppeln. In Nepal klappte das besonders gut, weil hier große Anstrengungen unternommen wurden, die eingerichteten Schutzgebiete von Wildhütern bewachen und kontrollieren zu lassen. Die größte Gefahr droht den Tigern von Wilderern und Jägern. Obwohl der Handel mit Tigerknochen seit 1993 streng verboten ist, wurden unzählige Tiger weiterhin gejagt und getötet. In Nepal erkannte man, dass es nicht reicht, Schutzgebiete einzurichten, sie mussten zudem umfassend umsorgt wie auch verteidigt werden. Außerdem bemühte man sich dort ganz besonders um das Verständnis der Bevölkerung. Immerhin sind Tiger nicht überall beliebt und immer wieder ist es vorgekommen, dass auch Menschen Opfer der Raubkatzen wurden. Man richtete sogenannte Pufferzonen ein, um Mensch und Tier zu schützen. Tiger beanspruchen weitläufige Gebiete und die jungen männlichen Großkatzen suchen sich zu gegebener Zeit neue Reviere. Für diesen Zweck wurden sogenannte "Grüne Korridore" angelegt, in denen die Tiere von einem Schutzgebiet in ein anderes gelangen können, ohne dass sie Menschen begegnen.


Ein Tiger mit kräftig orange-brauner Fellfärbung und schwarzen Streifen steht mit den Vorderpfoten auf einem Stein (vermutlich in einem Zoogehege) - Foto: 2003, by Hollingsworth, John and Karen, retouched by Zwoenitzer [Public domain], via Wikimedia Commons

Bengal-Tiger, auch Königstiger genannt
Foto: 2003, by Hollingsworth, John and Karen, retouched by Zwoenitzer [Public domain], via Wikimedia Commons



Tiger wurden in Massen die Opfer von Jägern und Wilderern

In der Kolonialzeit um 1900, in der England, Frankreich, Spanien, Portugal, Holland und Deutschland viele Länder in Afrika, Indien, und China besetzten, um deren Bodenschätze, Gewürze, Pflanzen und Tiere !!!auszubeuten, wurde auch Jagd auf den Tiger gemacht. Einerseits zum puren Jagdvergnügen vieler Europäer, andererseits um ihre Knochen zu verkaufen, aus denen Mittel hergestellt wurden, die beispielsweise in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) Anwendung fanden. Ein reger Handel fand ebenfalls mit den Tigerfellen statt.

All das war noch bis in die 1970er Jahre möglich! Die Zahl der Bengal-Tiger (Königstiger) wurde um 1900 auf 40.000 geschätzt und sank auf etwa 1800 Tiere Anfang der 1970er Jahre. Der Königstiger war stark vom Aussterben bedroht. Die indische Staatschefin Indira Ghandi stellte 1972 den Bengal-Tiger unter Schutz und übernahm persönlich die Schirmherrschaft. Unter dem Namen "Project Tiger" wurden in ganz Indien 23 Nationalparks zum Schutz des Tigers eingerichtet. Bis heute gibt es in Indien in 17 Bundesstaaten 37 Tiger-Schutzgebiete. Diese Anstrengungen zeigten erfreuliche Wirkung. 2015 wurde bekannt gegeben, dass in Indien seit 2010 die Tigerpopulation auf 2226 Tiere gestiegen war.


Indien - das Land der Königstiger

Die meisten der Bengal-Tiger (Königstiger) leben in Indien, wo er wahrscheinlich vor etwa 12.000 Jahren einwanderte und heimisch wurde. Sein heutiges Verbreitungsgebiet erstreckt sich bis in den Himalaya. Man trifft ihn in Nepal und Bhutan, wo auch schon Tiger in Höhen von 4000 Metern gesehen wurden. Auch in Bangladesch und Myanmar ist er zu finden. Sein größtes Rückzugsgebiet befindet sich in den Sundarbans, den weltgrößten Mangrovenwäldern, die sich im Mündungs- und Überschwemmungsgebiet der Flüsse Brahmaputra, Ganges und Meghna ausbreiten.


Ein Tiger steht in einer Uferböschung, im Hintergrund sind die langen Wurzeln der Mangroven zu erkennen - Foto: 2015 by Dibyendu Ash [CC BY- SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Bengal-Tiger vor Mangroven
Foto: 2015 by Dibyendu Ash [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons


Dort lebt er einigermaßen geschützt, aber leider nie wirklich sicher vor Nachstellungen. Dennoch leben von allen Tiger-Unterarten heute noch am meisten Bengal-Tiger. Andere Arten sind bereits ausgerottet. In China lebten einst fast überall Tiger, doch heute existieren von dem rotbraunen chinesischen Tiger (Panthera tigris amoyensis) nur noch wenige Exemplare, so dass man sie als fast ausgestorben betrachten muss.


Ein liegender Tiger mit kräftig rotbraunem Fell - Foto: 2011, by J. Patrick Fischer [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by- sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Südchinesischer Tiger
Foto: 2011, by J. Patrick Fischer [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons


Der Java-Tiger und der Kaspische Tiger wurden ganz und gar ausgerottet, sowie der Baliltiger, den es schon seit den 1940er Jahren nicht mehr geben soll.


Auf einem schwarz-weiß-Foto ist ein Tiger in einem Dschungelgebiet abgebildet - Foto: 1938, by Andries Hoogerwerf (29 August 1906 - 5 February 1977) [Public domain], via Wikimedia Commons

Der Java-Tiger wurde ausgerottet
Foto: 1938, by Andries Hoogerwerf (29 August 1906 - 5 February 1977) [Public domain], via Wikimedia Commons


Ein Schwarz-Weiß-Foto auf dem ein Tiger mit auffällig kräftigen Beinen und einem massigem Körper abgebildet ist - Bild: 1895, by Unbekannt [Public domain], via Wikimedia Commons

Der Kaspische Tiger wurde ausgerottet
Bild: 1895, by Unbekannt [Public domain], via Wikimedia Commons


Der Sibirische Tiger, auch Amur-Tiger genannt, durchstreifte in großer Zahl vormals die Weiten des östlichen Sibiriens bis in die Mandschurei und nach Korea. Nachdem er massiv gejagt wurde und gerade noch 30 Tiger übrig waren, galt er als sehr stark vom Aussterben bedroht und wurde geschützt. Erfreulicherweise wuchs ihre Zahl wieder auf 350 bis 400 Tiere an.


Der Sibirische Tiger weist einen sehr massigen Körperbau auf, seine Beine sind stämmig und kurz - Foto: 2010 by, Khendon [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

Der Armurtiger (Sibirischer Tiger)
Foto: 2010 by Jason and Ali at https://www.flickr.com/photos/58214274@N00/4799209823, by FlickreviewR, unverändert [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/], via Wikimedia Commons


Doch sind sie weiterhin extrem bedroht. Nicht nur das unmittelbare Jagen bedeutet große Gefahr, sondern auch die starke Veränderung der Lebensräume. Wälder werden abholzt, Flüsse begradigt, Schilf- und Rohrgewächse durch das Trockenlegen der Überschwemmungsgebiete beseitigt und zudem führte der Städtebau mitsamt des Ausbaus von Straßennetzen zur weiteren Verdrängung des Tigers.


Wo der Tiger am liebsten lebt

All jene Regionen, die der Tiger als Lebensraum bevorzugt, sind mittlerweile durch Umweltverschmutzungen stark belastet. Tiger fühlen sich im Dschungel wohl, wie auch in rohr- und gestrüppreichen Graswäldern. Dichte Wälder und schilfbewachsene Uferböschungen der Flüsse, gern auch die undurchdringlichen Bambusgebüsche und andere Dickichte liebt er besonders. Man kann nur hoffen, dass er in den Schutzgebieten noch genügend von diesen Umgebungen vorfindet, in denen er, so könnte man meinen, mit seiner auffälligen Fellfärbung weithin zu sehen sein müsste. Doch in seinen bevorzugten Lebensräumen zeigt sich gerade die Zeichnung seines Fells als geeignete Tarnung. Zudem sind Tiger hervorragende Anschleicher und so leise, dass ihre Opfer sie sehr oft erst zu spät bemerken. Da er zu enorm weiten Sprüngen in der Lage ist und sich auch noch als ein sehr guter Kletterer erweist und sogar breite Ströme schwimmend überwindet, entkommt ihm so leicht keine Beute.


Im Hintergrund stehen hohe Büsche mit dichtem Blattwerk - Foto: 2017, by Charles J Sharp [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Ein Bengal-Tiger streift durchs hohe Gras
Foto: 2017, by Charles J Sharp [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons



Tiger - als gefährlichstes Raubtier vom Menschen
gefürchtet

Ein gesunder, kräftiger Tiger jagt große Säugetiere wie Nilantilopen, Gaure (größte lebende Vertreter der Rinder), Sambarhirsche, Axishirsche, Büffel und Wildschweine, aber auch Affen, Hasen, Kaninchen oder sogar Wasservögel. Menschen gehören normalerweise nicht in sein Beuteschema. Doch immer wieder kommt es vor, dass auch sie von Tigern gefressen werden. Oft sind es ältere oder kränkliche Tiger, die sich Menschen als Opfer auswählen. Selten versuchen sie in die Dörfer einzudringen, vielmehr greifen sie jene an, die ihre Siedlung verlassen, um Wasser oder Brennholz zu holen. Verständlicherweise sind die Angehörigen und Dorfbewohner dann erbost und traurig bis wütend und sinnen auf Rache - sie wollen den Tiger töten. Doch nicht das hat zu der Ausrottung der Tiger geführt, sondern die Großwildjagden der Europäer mit modernsten Waffen, sowie die bereits erwähnte Jagd auf die Tiger, um mit den Fellen und Knochen Handel zu treiben.

Dem Menschen gelingt es, innerhalb kürzester Zeit eine Tierart fast ganz auszulöschen. Doch es braucht Jahre und Jahrzehnte bis die Tiere sich wieder vermehren und eine relativ stabile Population erreichen können. Der Schutz der bedrohten Tierarten hat sich zu einer umfassenden Aufgabe entwickelt, die von vielen engagierten Menschen übernommen wird. Das beinhaltet auch, dass beispielsweise die Tiger vor Wilderern beschützt werden müssen. Das Verhältnis von Tiger und Mensch wird nie einfach sein, aber mit genügend Respekt und Abstand sollte es möglich sein, diesen Tieren ihren Lebensraum zu lassen.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.wwf.de/themen-projekte/artenlexikon/bengal-tiger/

https://www.dw.com/de/china-erlaubt-handel-mit-nashorn-und-tigerprodukten/a/46083145

https://swww.biologie-seite.de/Biologie/K%C3%B6nigstiger


5. November 2019


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