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AUFBAU/347: Kuba - Comités de Defensa de la Revolución


aufbau Nr. 72, märz / april 2013
klassenkampf - frauenkampf - kommunismus

KUBA

Comités de Defensa de la Revolución



Die CDR entstanden zur Abwehr von konterrevolutionären Aktionen. Inzwischen erfüllen sie eine Reihe von Aufgaben, die weit über ihre ursprüngliche Funktion als "Auge und Ohr" der Revolution gehen.


(rabs / agkkbs) "Wir werden den Angriffen des Imperialismus ein System der kollektiven revolutionären Wachsamkeit entgegensetzen, denn wenn sie denken, sie könnten das Volk besiegen, werden sie eine schreckliche Niederlage erleben! Sie werden sehen, dass - wenn die Volksmasse sich organisiert - es keinen Imperalismus, keine Lakaien der Imperialisten, keine Instrumente des Imperialismus gibt, die sich bewegen können!" Mit diesen Worten hat Fidel Castro nach Sprengstoffanschlägen am 28. September 1960, rund eineinhalb Jahre nach der Revolution, die Gründung der Comités de Defensa de la Revolución (CDR) bekannt gegeben.

Die "Komitees zum Schutz der Revolution" wurden als Nachbarschaftsorganisationen formiert, die als "Auge und Ohr" der kommunistischen Partei fungieren, um bei verdächtigen Vorkommnissen die revolutionäre Polizei zu rufen. Die Angehörigen der CDRs waren zu keinem Zeitpunkt als bewaffnete Einheiten im Kampf gegen Konterrevolutionäre vorgesehen. Nach der verhinderten US-Invasion bei der Schweinebucht und dem damit einhergehenden Rückgang der Terrorakte verlagerte sich das Tätigkeitsfeld zunehmend auf soziale Aspekte der Nachbarschaftsarbeit.

KubanerInnen können ab dem 14. Altersjahr in ein CDR eintreten, rund 85% der vom Alter her Berechtigten sind in einem der 138.000 CDRs organisiert, die je nach lokaler Bauweise einen Wohnblock oder einen Strassenzug umfassen. 58% der Organisierten sind dabei Frauen. Daneben gibt es teilweise auch Kinderorganisationen. Mehr als die Hälfte der CDR-Mitglieder sind auch in der kommunistischen Partei oder im kommunistischen Jugendverband organisiert. Die nationale Organisation ist hierarchisch über "Zonen" (Der Zusammenschluss von drei bis 15 CDRs) auf Gemeinde-, Provinz- und nationaler Ebene strukturiert. In der Verwaltung der CDR arbeiten rund 2.000 bezahlte Personen, alle anderen Ämter innerhalb der CDRs werden alle zweieinhalb Jahre über offene Wahlen vergeben und auf freiwilliger Basis übernommen. Die verschiedenen Funktionen gleichen denjenigen in jedem Quartierverein.

Alle zwei Monate, bei dringlichen Angelegenheiten auch häufiger, gibt es eine CDR-Sitzung.


Arbeit

Die CDRs übernehmen unter anderem die lokale Organisation von Wahlen, Blutspende- und andere gesundheitspolitische Aktionen, organisieren im Verbund mit anderen CDRs Jugendräume und Sportplätze und übernehmen Reinigungs- und Recyclingarbeiten im Quartier.

Die CDRs, die einen Wohnblock organisieren, fungieren zudem als erste Ansprechstelle bei Problemen wie einem Wasserrohrbruch oder Bauschäden, nehmen eine erste Analyse vor und koordinieren die Arbeit mit den zuständigen staatlichen Stellen. Damit agieren sie als Schnittstelle zwischen der Bevölkerung und den Behörden, was angesichts der oftmals ausufernden Bürokratie eine sehr wichtige Aufgabe ist. Die Kosten für notwendige Massnahmen werden zu einem grossen Teil vom Staat übernommen, der Rest wird solidarisch auf die betroffenen BewohnerInnen verteilt. Solidarisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Leute mit finanziellen Problemen sich nicht beteiligen müssen. Ein weiteres Aufgabengebiet der CDRs ist die politische Bildung. Dadurch werden die Personengruppen, die nicht über die Gewerkschaft, die Studentenorganisation, die Frauenorganisation oder in einer anderen Form in den politischen Prozess eingebunden sind, an aktuellen Diskussionen beteiligt.

Eine weitere Aufgabe der CDRs ist das Organisieren von Freiwilligenarbeit. Dies betrifft sowohl die Arbeit im Quartier, wie Bäume pflanzen oder andere Arbeiten zur Verschönerung der Umgebung, als auch die Mithilfe bei landwirtschaftlichen Aufgaben, sowie früher auch am Strassenbau. In Freiwilligenarbeit und von den CDR koordiniert werden Heilpflanzengärten und Familiengärten angelegt. Ebenfalls in Freiwilligenarbeit erstellen viele CDRs ein Lokalmuseum.

Da viele Arbeiten von den BewohnerInnen in den Wohnblöcken selbst ausgeführt werden, ist eine hohe Wertschätzung und Stolz für diese fühlbar. So sind zum Beispiel die öffentlichen Strassen und Plätze auf Kuba extrem sauber. Die AutorInnen dieses Artikels konnten selbst erleben, dass TouristInnen, die Abfall auf den Boden warfen, von KubanerInnen nicht übertrieben freundlich darauf hingewiesen wurden, dass sie ihren Abfall doch in die bereitstehenden Mülleimer werfen sollen, da die Strassen sich nicht von selbst reinigten.

Für geleistete Arbeiten gibt es für die KubanerInnen Auszeichnungen, meist in Form von Medaillen. Diese werden für besondere Dienste an der Gesellschaft verliehen, zum Beispiel für regelmässiges Blutspenden oder die Mithilfe bei der Alphabetisierungskampagne.


Sicherheit

Neben der sozialen Arbeit bleibt weiterhin die Sicherheit eine Aufgabe der CDRs. Durch die lokale Organisation der CDRs ergibt es sich, dass die Leute sich meist von klein an kennen(1). Dadurch wird ein Abrutschen von Personen in konterrevolutionäre Kreise sehr schnell erkennbar. Es gibt keine heimliche Bespitzelung, und die Informationen werden im Normalfall nicht zentral niedergeschrieben, sondern die Nachbarschaft übernimmt im vertrauten Kreis die Funktion, konterrevolutionäre Aktivitäten zu erkennen, und diese im Zweifelsfall den Behörden zu melden. Ausserdem werden weiterhin nächtliche Patrouillen entsandt, die in der Regel ruhig verlaufen, und auch mehr auf die Entdeckung von kriminellen Akten ausgerichtet sind.

Durch die starke Verankerung der Arbeit der CDRs, und auch durch die Offenheit dieser Arbeit können die CDRs auf eine breite Mithilfe zählen und rufen bei der Bevölkerung positive Gefühle hervor.


Anmerkung:

(1) In Kuba gehen Mietwohnungen, nachdem über den subventionierten Mietpreis die Baukosten abbezahlt wurden, in den Besitz der Mieterinnen über und können auch vererbt werden.

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Redaktion

Revolutionärer Aufbau Basel (rabs), Revolutionärer Aufbau Bern (rab), Revolutionärer Aufbau Winterthur (raw), Gruppe politischer Widerstand Zürich (gpw), Gruppe Arbeitskampf Zürich (az), Arbeitsgruppe Antifa Basel (agafbs), Arbeitsgruppe Antifa Zürich (agafz), Arbeitsgruppe Klassenkampf Basel (agkkbs), Arbeitsgruppe Klassenkampf Zürich (agkkz), Arbeitskreis ArbeiterInnenkämpfe (akak), Arbeitskreis Frauenkampf (akfk), Frauen-Arbeitsgruppe (agf), Frauenkollektiv (fk), Rote Hilfe International (rhi), Kulturredaktion (kur), Arbeitsgruppe Jugend Zürich (agj)

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Quelle:
aufbau Nr. 72, märz / april 2013, Seite 5
HerausgeberInnen:
Revolutionärer Aufbau Zürich, Postfach 8663, 8036 Zürich
Revolutionärer Aufbau Basel, Postfach 348, 4007 Basel
Revolutionärer Aufbau Winterthur, winterthur@aufbau.ch
Redaktion und Vertrieb Schweiz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. März 2013